UGT-Sprecher José Javier Cubillo kritisierte, die Beamten seien »brutal wie nie zuvor« gegen die Arbeiter vorgegangen
Spaniens Gewerkschaften haben am Mittwoch deutlich mehr Menschen für den Generalstreik gegen die Arbeitsmarktpolitik der Regierung in Madrid mobilisieren können, als ursprünglich angenommen. Die beiden größten Arbeiterorganisationen CCOO und UGT erklärten, 70 Prozent der Arbeiter hätten am Streik teilgenommen, insgesamt hätten sich mehr als zehn Millionen Menschen an dem Ausstand beteiligt. Von Seiten des spanischen Arbeitsministers Celestino Corbacho wurden zunächst keine offiziellen Zahlen genannt. Zwar beteiligten sich die meisten Angestellten kleinerer Firmen nicht am Generalstreik, doch die großen Industriebetriebe waren teilweise komplett lahmgelegt. Die Arbeiter der Automobil- und Metallindustrie waren fast geschlossen ihren Arbeitsplätzen ferngeblieben. Auch die Land- und Bauarbeiter streikten massenhaft. Zudem gab es in den Supermärkten im ganzen Land nur wenig frisches Obst und Gemüse. Busse, Bahn und U-Bahn standen nur eingeschränkt zur Verfügung. Weil die Angestellten der Auslieferbetriebe streikten, gab es an den Kiosken kaum Zeitungen zu kaufen, Fernsehsender strahlten nur verkürzte Nachrichten aus. Auch viele Geschäfte und Banken blieben geschlossen.
Von Mitternacht an waren im ganzen Land Streikposten aktiv. Um drei Uhr morgens brannten in Barcelona die ersten Autoreifen vor der Markthalle Mercabarna, wo mehr als hundert Streikende eine Barrikade errichtet hatten, um die Auslieferung der Waren zu verhindern. Ähnliches geschah in Madrid, Valencia und Sevilla. In Madrid versuchten Streikposten die Busfahrer davon abzuhalten, den Betrieb aufzunehmen. Manche Streikenden legten sich sogar vor die Ausfahrten des Bahnhofs. Gegen Mittag forderten rund 3000 Streikende den Betreiber des dortigen Kaufhauses Corte Inglés mit Sprechchören auf, das Geschäft zu schließen.
Mehrere Menschen wurden im Laufe des Tages bei Auseinandersetzungen mit der Polizei verletzt. José Javier Cubillo, der Sprecher der Gewerkschaft UGT, kündigte an, das »brutale Vorgehen der Polizei« anzuzeigen.
Im Baskenland, wo sich die meisten Fabriken des Landes befinden, war der Generalstreik besonders erfolgreich. Mehr als 90 Prozent der Beschäftigten in der VW-Fabrik Navarra erschienen nicht an ihrem Arbeitsplatz, bei Zulieferbetrieben der Automobilbranche in Bilbao lag die Streikbeteiligung sogar teilweise bei hundert Prozent. Der Stromnetzbetreiber Red Eléctrica registrierte einen um fast 20 Prozent niedrigeren Verbrauch als an normalen Tagen. An den spanischen Flughäfen starteten nur etwa 70 Prozent der geplanten Maschinen. Das öffentliche Leben war auf ein Minimum reduziert, auch wenn die spanische Regierung mit den Gewerkschaften einen Minimalbetrieb der öffentlichen Dienste ausgehandelt hatte. In den Krankenhäusern verrichteten Krankenpfleger und Ärzte einen solchen Notdienst.
Nachdem Madrid bereits die Beamtengehälter gesenkt und die Renten eingefroren hat, um den Haushalt zu sanieren, richtete sich der erste Generalstreik seit 2002 vor allem gegen die vor drei Wochen vom Parlament beschlossene Arbeitsmarktreform, die unter anderem eine Aufweichung des Kündigungsschutzes vorsieht. Zugleich bezogen sich die Gewerkschaften auch auf den EU-weiten Aktionstag des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB), in dessen Rahmen in zahlreichen Ländern Aktionen stattfanden. Höhepunkt war hier eine Großdemonstration in Brüssel.
Quelle: www.jungewelt.de
« Widerstand gegen »Sparpaket«. Berlin: Bündnis ruft für Mittwoch zu Demo auf. Bestandteil des europäischen Aktionstages der Gewerkschaften. Von Florian Möllendorf – Kleiner politischer Streik »
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Die bürgerlichen Medien in Deutschland haben darüber geschwiegen- wie meistens.
Comment: Wolfgang Huste – 30. September 2010 @ 18:16