Wolfgang Huste Polit- Blog

Klassenauftrag. Verfassungsschutz bespitzelt Die Linke. Von Ulla Jelpke

Dienstag, 24. Januar 2012 von Huste
Parlamente sollen die Regierung mitsamt ihren Geheimdiensten kontrollieren – eine illusorische Idee, die den Verfassungsschutz nicht tangiert. Rotzfrech legt er statt dessen Dossiers über Abgeordnete an, um sie zu kontrollieren.

Überrascht zu sein braucht niemand. Seit Jahren wissen einzelne Abgeordnete um ihre Beobachtung. Und sie wissen, daß der Verfassungsschutz eine »Sachakte« führt, in der Informationen über die Tätigkeit der Bundestagsfraktion verzeichnet werden. Am gestrigen Montag wurde wieder gelogen, es würden auf keinen Fall geheime Ermittlungsmethoden eingesetzt, nur Zeitungsartikel ausgewertet.

Doch 2009 hat sich die Regierung, in der Beantwortung einer Serie von kleinen Anfragen, verplappert: Die angeblich so offene Beobachtung »schließt jedoch nicht aus, daß sich in der Sachakte des BfV auch im Einzelfall mit nachrichtendienstlichen Mitteln gewonnene Informationen befinden, die im Rahmen einer auf andere Beobachtungsobjekte abzielenden Informationsbeschaffung« angefallen sind, schrieb sie damals.

Als Zweck der Übung wird angegeben, einer etwaigen »Instrumentalisierung des Parlaments« durch die Linksfraktion auf die Schliche zu kommen. Was könnte das sein? Der Mißbrauch des Bundestages als Abnickorgan für eigene Gesetzesvorlagen durch die Regierung? Seine Instrumentalisierung durch Union und FDP, die gerne »Aktuelle Stunden« dazu verwenden, um in gröbster Polemik Äußerungen von Linke-Politikern zu skandalisieren? Oder einfach die Mißachtung des parlamentarischen Kontrollrechts durch die Exekutive, die selbst CDU-Mann Norbert Lammert ab und an kritisiert?

Das Verhalten einer Fraktion im Parlament ist per se öffentlich und transparent – alles wird in Bundestagsdrucksachen festgehalten und kommt ins Internet. Um das auszuwerten, braucht es keinen Geheimdienst, nur eine gute Pressestelle. Unsere eigenen Anhänger wird die Geheimdienstpraxis nicht weiter irritieren. Aber der Schaden, den diese Stigmatisierung für die Gewinnung neuer Wähler und Aktiver bedeutet, ist nicht zu ermessen. Und darum geht es: Nicht um realen »Extremismus«, sondern um das Zeichnen eines Schreckgespenstes. Die Bundesregierung benutzt den Verfassungsschutz als Instrument, um der Linkspartei durch ihre Diffamierung als »linksextremistisch« zu schaden. Das ist irgendwie eine Übererfüllung seines Klassenauftrages.

Ulla Jelpke ist innenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Linkspartei

Quelle: www.jungewelt.de vom 24.01.12

Vertuschte Polizei Mord an Benno Ohnesorg? Neue Erkenntnisse: Kein Hinweis auf Notwehr, Todesschütze Kurras drückte offenbar gezielt ab

Montag, 23. Januar 2012 von Huste

Die Westberliner Polizei hat offenbar die Hintergründe des tödlichen Schusses auf den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 vertuscht – um den Todesschützen Karl-Heinz Kurras zu schützen. Der Kriminalbeamte habe den Schuß unbedrängt aus nächster Nähe abgegeben, berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe unter Berufung auf neue Ermittlungen der Bundesanwaltschaft und eigene Recherchen.

Kurras hatte sich hingegen auf Notwehr berufen und beteuert, er sei von Demonstranten mit Messern bedroht worden. Eine neue Auswertung alter Filme und Fotos mittels hochauflösender Abtastung zeige jedoch, daß dies nicht den Tatsachen entspreche, berichtete der Spiegel. So sei zu sehen, wie ein Mann mit ruhigen Schritten in Richtung Ohnesorg geht, während sich in seiner Hand ein pistolenförmiger Gegenstand abzeichnet. Die Ermittler stellten dem Bericht zufolge dazu fest: »Die Konturen legen dabei nahe, daß es sich um Kurras handelt.«

Auf einem weiteren bislang unbekannten Bild ist dem Magazin zufolge die Schußabgabe zu sehen. Dabei stütze sich Kurras mit der linken Hand auf einen Kollegen der Polizei, während er mit der rechten Hand schieße. Der Name dieses Kollegen sei offenbar gezielt aus den Akten herausgehalten worden, er wurde laut Spiegel nie vernommen. Ebenfalls nicht vernommen wurden drei Schutzpolizisten, die wahrscheinlich noch nach dem tödlichen Treffer auf den am Boden liegenden Ohnesorg eingeprügelt hatten.

Auch im Krankenhaus Moabit sei der Tod von Ohnesorg noch verschleiert worden, heißt es. Ärzte sollen Schädelteile um das Einschußloch entfernt und die Kopfhaut wieder zugenäht haben. Als Todesursache habe die Polizei dann lediglich »Schädelverletzung durch stumpfe Gewalteinwirkung« vermerkt. Ohnesorgs Tod gilt als ein Auslöser für die Radikalisierung der Studentenbewegung. Kurras wurde 1971 rechtskräftig freigesprochen. 2009 wurde bekannt, daß er inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit war.

Quelle: www.jungewelt.de vom 23.01.12

Der Verfassungsschutz agiert aus meiner Sicht nicht im Namen des Volkes! Von Wolfgang Huste

Montag, 23. Januar 2012 von Huste

Sobald eine Gesellschaft nicht mehr an den Wert ihres eigenen Geldes glaubt, ist es völlig… – genau – wertlos und damit auch nutzlos! Analog hierzu: Sobald eine Gesellschaft einen demokratisch/gesellschaftlich nicht legitimierten, kaum transparenten, demokratisch nicht kontrollierten Verfassungsschutz das Recht abspricht, im Namen des Volkes zu agieren, zu urteilen, Daten, Informationen wie ein übereifriges Eichhörnchen zu sammeln (dazu noch Daten und Informationen, die jeder Mensch z.B. frei im Internet nachlesen kann)- in dem Moment ist der Verfassungsschutz völlig macht- und nutzlos. Wir, die Bürgerinnen und Bürger, geben ihm seine eigentliche Macht, in dem wir Angst vor ihm haben, ihn fürchten, einen Kotau vor der herrschenden Meinung machen, die bekanntlich die Meinung der Herrschenden ist.  Wir sollten damit aufhören, uns permanent gegenüber dem Verfassungsschutz zu rechtfertigen, wir sollten auch nicht mehr über jedes “Stöckchen springen”, was er uns hinhält. Wir werden vom Verfassungsschutz beobachtet, weil wir Linke, Antikapitalisten oder weil wir aktive Antifaschisten sind – oder alles zusammen. Es wäre für demokratisch gesinnte Menschen deutlich besser, seine diffusen Ängste wie einen gordischen Knoten, bildlich gesprochen, zu zerhacken. Lassen wir uns von den V-Leuten nie wieder einschüchtern! Eine lebendige, gelebte Demokratie braucht keinen Innengeheimdienst, der seinen eigenen Bürgern permanent misstraut, sie deshalb bespitzelt, sie staatlich sanktioniert, der selbst mit Kriminellen teilweise eng zusammenarbeitet und seit seiner Gründung traditionell weit eher den “Antikommunismus” als Staatsdoktrin verteidigt und deshalb alles bekämpft, was für ihn “irgendwie” linkspolitisch, nicht System immanent, bzw. antikapitalistisch daher kommt. Die V-Leute zeigten und zeigen es nahezu täglich: Antikommunismus/Antisozialismus wird eher gefördert, Antifaschismus dagegen eher bekämpft, sogar kriminalisiert – obwohl das doch weit eher eine selbstverständliche Bürgerpflicht sein sollte, zumindest für alle Demokratinnen und Demokraten! Was können wir auch von einem “geheimen Dienst” anderes erwarten, der nach 1945 maßgeblich von ehemaligen NSDAP – Mitgliedern gegründet wurde? Da denke ich nicht nur an Reinhard Gehlen- aber auch!

http://www.protest-bewegung-umbruch.de/video.html

Montag, 23. Januar 2012 von Huste

Quelle: DGB Bundesvorstand. Abteilung Jugend und Jugendpolitik. Das Video ist sehens- und hörenswert!
http://www.protest-bewegung-umbruch.de/video.html

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Vision einer postkapitalistischen Gesellschaft. Von Wolfgang Huste

Samstag, 21. Januar 2012 von Huste

Wir sind keineswegs alle reinrassige „Urgermanen“, die mit den gleichen Interessen, Zielen und politischen Inhalten im selben Boot sitzen. Sind wir uns da einig? Und sind wir uns auch darüber einig, dass es keinen gesellschaftlichen Konsens gibt? Manche Menschen sind z.B. der Ansicht, dass Kriege unter bestimmten Umständen völlig gerechtfertigt sein können, oder die Rüstungsindustrie, die Bundeswehr, oder die Todesstrafe. Sie finden auch Massenentlassungen o.k., oder das Spekulieren mit Nahrungsmittelderivaten an den Börsen (all das möchte ich weit lieber unter Strafe stellen, weil all das – weltweit – großen Schaden anrichtet). Ich bin der Ansicht, dass wir keineswegs Gleiche unter Gleichen sind, leider nicht. Wer anderer Meinung ist, den frage ich: Wer rudert da – bildlich gesprochen – wem gehört überhaupt das Boot, wer gibt die Richtung an- und was passiert, wenn die Ruderer der Meinung sind, dass der Kurs schnellstens geändert werden muss, weil das Boot auf eine gefährliche Klippe zusteuert- aber der Steuermann das partout nicht zulassen will, gegen jegliche Vernunft? Wir haben objektiv (= wissenschaftlich nachweisbar) und definitiv (!) ein „Oben und Unten“ in der Gesellschaft. Die „Ruderer“ werden gebildet, die „anderen“, die „Steuermänner“, ausgebildet. Die einen werden entlassen, die anderen haben die Macht zu entlassen.
Die einen leiden an Völlerei, an Übergewicht und geben oftmals viel Geld dafür aus, schlanker, gesünder zu werden. Die anderen arbeiten hart, verdienen sehr wenig Geld und leiden permanent Hunger. Die einen sind mächtig, die anderen ohnmächtig. Die einen beginnen Kriege, die anderen sind die Opfer.
Die einen haben fast alles, die anderen fast nichts (der Durchschnittsverdienst in Afghanistan liegt zurzeit bei rund 40 Cent- pro Tag!). Rund eine Milliarde Menschen verdienen einen US-Dollar- ebenfalls pro Tag! Die Reihe der eklatanten Ungerechtigkeiten ließe sich beliebig lang fortsetzen. Noch einmal: Wir leben objektiv (!) in einer Klassengesellschaft. Da hilft kein Beten, da helfen keine Appelle an den Verstand der Regierenden, der herrschenden Eliten, an deren „goodwill“, da hilft auf Dauer auch keine christliche „Caritas“, damit es besser und anders wird. Da hilft nur die gemeinsame Solidarität der Menschen untereinander, eine gut strukturierte Organisation „von unten“ und der tägliche Kampf dafür, dass es wirklich anders und besser wird- für millionen von Menschen, statt nur für wenige Millionäre und Milliardäre!

Ich nenne das: Klassenkampf „von unten“. Und auch das ist richtig: Eine gute, soziale, humanistische, sozialistische Idee ist völlig nutzlos, wenn sie die Massen nicht ergreift und nicht begeistert. Erst wenn sie die Massen ergreift, wird sie im besten Sinne „lebendig“ und selbst zu einer materiellen Macht. Erst dann haben Menschen die reale Chance, dass diese oder jene „Idee“, in Form einer neuen, besseren Gesellschaftsformation, realisierbar wird. Dass es zurzeit so ist wie es ist – ich meine damit die zahlreichen sozialen, ökonomischen und auch ökologischen „Miseren“, mittlerweile sind es eher Katastrophen – liegt nicht an irgendwelchen Naturgesetzen, erst recht nicht an biologisch-genetischen Gegebenheiten. Nein, das hat definitiv was mit Politik, mit realen ökonomischen und sozialen Machtverhältnissen und unterschiedlichen, divergierenden Interessen zu tun- und rein gar nichts mit der „Natur“ des Menschen. Jedes Jahr werden Lebensmittel für rund 12 Milliarden Menschen produziert (wir haben zurzeit etwa sieben Milliarden Menschen auf der Erde). Der Überschuß wird jährlich vernichtet, um die Profite der Lebensmittelindustrie zu sichern. Das ist nur ein Beispiel unter vielen anderen, wo wertvolle Ressourcen verschwendet werden. Auch das ist kriminell gegenüber allen, die weltweit an Hunger sterben, Mangel an dem Nötigsten haben. Es ist genug für alle da. Und wenn jeder Mensch genug von allem hat, macht es für ihn keinen Sinn, noch mehr haben zu wollen. Wer das nicht einsehen möchte, wer dennoch Menschen unterdrückt, sie von sich ökonomisch abhängig macht, ist wahrscheinlich geistig krank und braucht in einem solchen Fall gesellschaftliche oder ärztliche Hilfe.
Sozialdarwinistische bzw. biologistische Erklärungsansätze für gesellschaftliche, System immanente „Missstände“ und Ungleichheiten, kommen regelmäßig von Seiten der Strukturkonservativen, von Reaktionären, Rassisten und Faschisten. Es sind oftmals die selben Menschen, die damit auch das dreigliedrige Schulsystem rechtfertigen wollen, nach dem Motto: „Die einen bekommen die Froschperspektive bildungsmäßig vermittelt, die anderen die Vogelschauperspektive- und das ist gut und richtig so, weil die Menschen genetisch unterschiedlich zur Welt gekommen sind!“.

Es ist eine reine Machtfrage, wenn die Gesellschaftsformation „Kapitalismus“ durch eine andere, bessere, humanistisch und sozialistisch geprägte ersetzt werden soll, oder besser gleich durch den Sozialismus „von unten“. Freiwillig werden uns – wiederum bildlich gesprochen – die herrschenden Eliten, die Konzern- und Bankeninhaber, nicht die Schlüssel überreichen, das lehrt uns die Geschichte. Wenn es anders laufen sollte, ohne Gewalt: um so besser, das streben wir an! Demnach sollten wir, die 99%, uns über unsere enormen, potentiellen (!) Kräfte sehr bewusst sein- und sie auch „richtig“ und gezielt einsetzen!
Zuerst sollten wir uns aber darüber einig werden, möglichst innerhalb eines Konsensverfahrens, wohin die Reise zukünftig gehen soll, was wir da gemeinsam (möglichst supranational!) solidarisch anstreben, welche Inhalte und Ziele wir im Einzelnen verfolgen und welche „Form“, welches „Transportmittel“, wir wählen sollten oder könnten, um die entsprechenden Inhalte umzusetzen – gegen die völlig undemokratisch und gesellschaftlich nicht kontrolliert agierenden 1% der jeweiligen Gesellschaft.
Wir hätten die Kraft dazu, ohne Zweifel. Wir müssen es nur wollen. Was aus meiner Sicht (noch!) „massenhaft“ fehlt, ist das, was wir Linke gemeinhin ein widerständiges, kämpferisches, sozialistisch und emanzipatorisch ausgerichtetes „Klassenbewusstsein“ nennen.

Über 100 Jahre Antikommunismus/Antisozialismus, als „Staatsdoktrin“ in den Medien, in den Schulen, Universitäten und überall sonst regelrecht „verordnet“, hat entsprechend tiefe Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen, insbesondere in ländlichen, konservativ geprägten Regionen. Das Co-Management von konservativen Gewerkschafts- und SPD-Funktionären hat in der Vergangenheit (?) noch kräftig flankierend zu einer solchen „Fehlentwicklung“ beigetragen, in dem beide Seiten eher nationale, entsolidarisierende und damit auch entpolitisierende Standpunkte propagierten, etwa in dem folgenden Sinne: „Ihr, die Lohnabhängigen, müßt in Krisenzeiten bescheiden bleiben, was eure Forderungen nach mehr Lohn/Gehalt/Sozialstandard, einer armutsfesten Entlohnung und einer armutsfesten Rente, eines bezahlbaren Gesundheitssystems betrifft. Ansonsten sind „wir“ gegenüber den „anderen“ Ländern, insbesondere gegenüber den östlichen, asiatischen, nicht mehr konkurrenzfähig!“.

Da wird nicht radikal hinterfragt, wer die ökonomischen, sozialen und ökologischen Krisen verursacht hat, wie sie entstanden sind, wie die jeweilige Lösung „grundsätzlich“ aussehen könnte und wer diese Krise(n) zu bezahlen hat. Das Verursacherprinzip kommt hier nicht zur Anwendung, leider nicht.
Ich finde die nahezu religiös anmutende „Heilsbotschaft“: „Verzichtet, und es wird euch später besser gehen!“ nicht nur entpolitisierend, sondern regelrecht kriminell, zumindest aber „volksverdummend“, weil die Arbeiterschaft, die „abhängig Beschäftigten“, objektiv = wissenschaftlich nachweisbar (!) weit unter ihren potentiellen Möglichkeiten leben (müssen?) und die herrschende Elite, die Kapitalistenklasse, weit, sogar sehr weit, darüber- auf Kosten derjenigen, die sich aus Sicht der herrschenden Klasse in allem (!) „bescheiden “ sollen. Es ist zynisch, von der Arbeiterschaft zum Beispiel „Lohnverzicht“ oder „Sparsamkeit“ zu verlangen, obwohl sie seit Jahrzehnten eine direkte und indirekte Lohnkürzung „von oben“ aufgezwungen bekommt.
„Die einen sind arm, weil die anderen reich sind!“. Auf diesen simplen Satz kann diese Problematik verkürzt werden. Täglich wird über die pro kapitalistischen Medien eine Arbeiterklasse gegen die andere aufgehetzt- zur Freude der herrschenden Klasse, der herrschenden Eliten in den Konzernen, Banken und bürgerlichen Regierungen. Der Kapitalismus lebt nur so lange, so lange wir dieses „Spielchen“ ohne Widerspruch und zivilem Widerstand mitmachen. Es ist gefährlich und regelrecht dumm, wenn wir die Ideologie der Herrschenden verinnerlichen oder gar ideologisch mittragen, im Sinne von: „Es war schon immer so, und es wird auch weiterhin so bleiben. Das ist ein Naturgesetz wie Ebbe und Flut, wie Vulkanausbrüche, wie Erdbeben. Es ist die Natur des Menschen, dass wir eine Ungleichheit haben“. Bertolt Brecht stellte treffend fest: „Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber!“ und der Kapitalismus kritische Polit-Kabarettist Pispers sagte es sinngemäß einmal so zu seinem Publikum: „Schön, dass ihr mir immer so kräftig Beifall spendet und mitlacht, wenn ich was Kritisches gegen die Regierung, gegen den Kapitalismus, sage. Aber die meisten von euch werden bei der nächsten Wahl höchstwahrscheinlich, vielleicht aus reiner Gewohnheit, aus einer Tradition heraus, wieder die SPDCDUCSUGRÜNEFDP-also eine der Sozialabbauerparteien, wählen, die das mitverursacht und ideologisch mitträgt, was ich und auch ihr hier im Saal mit Recht kritisiert. Ihr seid schizophren oder Polit-Masochisten, wenn ihr daraus nicht die richtigen Konsequenzen zieht!“.

Es ist aus meiner Sicht in der Tat grauenhaft dumm, wenn „Kälber“ ihre Metzger selber wählen, die Metzgerideologie als ihre eigene ausgeben und sogar offensiv (!) gegenüber anderen verteidigen, zum Beispiel gegen die klugen, gut informierten Kälber, die schon immer leidenschaftlich vor den Metzgern warnten. Genauso dumm ist es, wenn die Kälber die Metzgerzeitungen lesen und das glauben, was ihnen dort an „Informationen“ vorgesetzt wird. Ich nenne das ein „falsches“ Klassenbewusstsein!

In diesem Zusammenhang stelle ich mir die entscheidende Frage:
Was soll nach dem Kapitalismus kommen? Meine Antwort lautet:
Es sollte auf jeden Fall eine Gesellschaftsformation sein, in der Individuen, die Gesellschaften, die Völker und die Natur im Mittelpunkt aller Betrachtungen stehen sollen, statt Profite zugunsten Weniger auf Kosten der Majorität, der Umwelt.
Ich strebe eine Gesellschaftsformation an, die frei ist von Unterdrückung, Ausbeutung, Sozialabbau, Massenentlassungen- also eine Gesellschaftsformation, in der jeder Mensch sich demokratisch frei entfalten kann, wo kein Mensch in Armut, in sozialer Not, leben muss und Zugang zu allen notwendigen Ressourcen hat, insbesondere zu kulturellen, gesundheitspolitischen und Bildungs- Ressourcen. Das ist sicherlich selbst für „Wertekonservative“ erstrebenswert und die durchaus bessere Alternative zum kapitalistisch geprägten Status quo. Für mich ist eine sozialistische Gesellschaft, ein sozialistische Demokratie, die weitaus bessere Alternative zum real existierenden Kapitalismus.

Ob die DDR oder das damalige Russland ein originär sozialistischer Staat im Sinne der „reinen Lehre“ von Marx und Engels waren, bezweifle ich ebenfalls wie viele andere auch. Heute sind die meisten Ostblockländer eher pro kapitalistisch ausgerichtet; das gilt im weitesten Sinne auch für China. Es gab dort aber unstreitig sehr viele positive, sozialistische Ansätze – im besten Sinne. Wer das generell, a priori, leugnet, hat völlig andere Interessen, gehört vielleicht selbst zur „privilegierten, herrschenden Elite“, oder ist politisch schlicht nur blind oder nicht richtig informiert. Diese durchaus positiven Ansätze innerhalb der DDR wurden leider nicht demokratisch „von unten“ wirksam kontrolliert oder gar weiter ausgebaut. Darauf hatte die Majorität keinen größeren Einfluss, zumindest hat sie darauf viele Jahrzehnte keinen verstärkten, entschiedenen Einfluss genommen. Vielleicht aus Angst, vielleicht aus Desinteresse, vielleicht, weil Mensch sich hier oder da bequem unpolitisch eingerichtet hat, genau wie es die meisten Menschen in der BRD auch taten.
Eine Staats- und Parteibürokratie hat in der DDR zahlreiche, durchaus positive Bestrebungen, teilweise autoritär, unterminiert und konterkariert. Insbesondere „echte“ , unbestechliche und sehr engagierte, System kritische SozialistInnen und KommunistInnen, aber auch „bürgerliche“, progressiv-kritisch gesinnte Intellektuelle, hatten unter beiden (!) Systemen (in der ehemaligen UdSSR und in der DDR) stark zu leiden gehabt (damit meine ich nicht nur die Trotzkisten!). Sie hatten und haben auch in der BRD zu „leiden“- da denke ich nicht nur an den „Radikalenerlaß“, an die Berufsverbotepraxis (das entsprechende Gesetz wurde 1972 verabschiedet, „erfunden“ von der SPD, bzw. von Willy Brandt, der im hohen Alter bereuend sagte: „Das war mein größter politischer Fehler in meiner politischen Laufbahn!“).
Und: Nicht jedes SED-Mitglied war sogleich und quasi „automatisch“ ein willfähriger „Jubelfan“ der DDR-Politik. Es gab niemals „das“ stromlinienförmig, gleichgeschaltete SED-Mitglied, genauso wie es nicht „den“ Linken hüben und drüben gab und gibt. Manche Linke, aber auch „kritische Bürgerliche“, verorteten bei der DDR einen schwerfälligen und undemokratisch strukturierten Staatskapitalismus, der mit einer sozialistischen Demokratie nicht viel gemein hatte. Die DDR, in der es weder ene Kinder-, noch eine Altersarmut gab, auch keine Massenentlassungen, keine Studiengebühren, dafür aber eine gut ausgebaute Gesundheits- und Kulturpolitik usw., war ein gescheiterterter, legitimer (!) Sozialismusversuch. Das Scheitern der DDR ist aber kein Argument gegen die wissenschaftliche Lehre des Sozialismus oder Kommunismus, sondern viel mehr ein Argument dafür, dass die „Metzger“ stärker waren als die „Kälber“ und dass sozialistische Ziele und Inhalte den Menschen keineswegs autoritär und somit auch nicht undemokratisch „von oben“ wie eine Medizin verabreicht werden kann oder sollte, auch, wenn sozialistische, humanistische, radikal demokratische Ziele im besten Sinne dahinter steckten bzw. stecken. Sozialismus kann nur auf einer völlig demokratischen, freiwilligen Basis „von unten“, von den Massen her, etabliert werden, im Sinne einer Einsicht in die objektive Notwendigkeit entsprechend zu handeln, ein solches (sozialistisches) System bewußt und aktiv anzustreben- zugunsten aller Menschen, der jeweiligen Gesellschaft und der Natur, der Umwelt. Dafür lohnt es sich gemeinsam zu kämpfen, überall und täglich, jeder mit seinen Möglichkeiten.

Zur Planwirtschaft in der DDR folgendes in Kürze:
Der Kapitalismus ist berüchtigt für seine ausufernde, kaum zu kontrollierende Chaoswirtschaft. Ein Krisenzyklus, eine Sozialschweinerei (in Form eines allgemeinen Sozialabbaues, einer Umverteilung von unten nach oben) und eine ökonomische als auch ökologische Katastrophe jagt die andere. Wir erleben das täglich- in ganz Europa. Etwas bewusst rational, wissenschaftlich zu „planen“, statt es dem „freien Spiel der (Markt-) Kräfte“, also den Neoliberalen, den Kapitalisten, den Bankern, zu überlassen- ist sicher sinnvoller, als ein rein egoistisches, privatistisches, demokratisch unkontrolliertes und unreguliertes Handeln. Nur sollten wir zukünftig beachten: Eine solche Planung darf keinesfalls von einer kleinen, demokratisch nicht legitimierten Gruppe ausgehen, also nicht von „von oben“ den Individuen, der Gesellschaft, aufgezwungen werden. Eine solche Planung sollte, eventuell in Form einer Rätedemokratie, sich „von unten“, von den wahren Bedürfnissen der Menschen in einer Region ausgehend, entwickeln. Der jeweilige Produktionsprozeß muß zukünftig demokratisch kontrolliert und reguliert werden, von den Produzenten, von der Gesellschaft, vertreten durch gewählte Räte, durch fortschrittliche NGOs, durch klassenbewußte Gewerkschaften (von wem sonst?). Was auf der regionalen Ebene, der Mikroebene, funktioniert, lässt sich auf die nationale, also auf die Makroebene, und auch auf die supranationale Ebene, übertragen.

Nebenbei angemerkt: Es macht einen sehr großen Unterschied aus, ob ich zum Beispiel (!) die DDR von einer wohlwollend – konstruktiven Seite als Linker kritisiere- oder aus der Sicht eines Antikommunisten, eines Antisozialisten, eines Strukturkonservativen oder Reaktionärs, der oder die grundsätzlich (!) sozialistische oder kommunistische Inhalte und Ziele ablehnt- sei es aus dem Grund, dass er oder sie selbst besondere Privilegien in einer kapitalistischen Gesellschaft hat (vielleicht selbst zur „herrschenden Elite“ gehört), die er oder sie nicht aufgeben möchte, oder weil er oder sie subjektiv (!) – obwohl die objektiven Verhältnisse deutlichst dagegen sprechen – der selbstbetrügerischen Ansicht ist, dass alles innerhalb des Kapitalismus „verbesserbar“ sei, und gar nicht so schlimm wie es „die“ Linken darstellen. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Satz der Sponti-Szene ein: „Wer sich nicht bewegt, fühlt seine Ketten nicht!“ (dieser Satz stammt übrigens nicht von Rosa Luxemburg, wie viele behaupten!). Ich „bewege“ mich seit meinem 16. Lebensjahr (ich bin jetzt 56) auf der linken Seite der „Barrikade“ und werde mich bis zu meinem Tod in dem von mir skizzierten Sinne auch weiterhin entsprechend bewegen! Ein großes Stück an Solidarität durch andere Genossinnen und Genossen, durch Mitstreiterinnen und Mitstreiter, im Sinne einer widerständigen, emanzipatorischen, antikapitalistischen, antimilitaristischen und pro sozialististischen Politik, kann da sicherlich nicht schaden. Streben wir gemeinsam eine sozialistische Demokratie an, in dem Menschen, Gesellschaften und die Umwelt im Mittelpunkt aller Betrachtungen und Handlungen stehen- statt egoistische Profitinteressen von Wenigen auf Kosten der Mehrheit. Packen wir es selbst an, statt auf Wunder „von oben“ zu warten. Das muss nicht unbedingt eine enge Zusammenarbeit mit einer pro sozialistischen, antikapitalistischen und aktions- und bündnisorientierten Partei, in dem von mir hier skizzierten Sinne, ausschließen. Nicht ohne Grund lautet seit Jahren meine Prämisse: „Stärkt die Linken innerhalb der Linken!“.

Kleine Zusatzanmerkung zum Schluß: Allen, die meine Argumente schon seit langem kennen, sei hiermit gesagt: Seht das als eine „Auffrischung“ von sozialistischen und marxistischen Grundprinzipien in Kurzform an und als kleine Argumentationshilfe für Alltagsgespräche.

Die Linke in NRW tickt etwas anders. Von Michael Aggelidis und Manuel Kellner

Freitag, 20. Januar 2012 von Huste

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen die Fünf-Prozent-Hürde zu knacken, wie im Mai 2010, war ein wichtiger Schritt für die Partei Die Linke insgesamt. Auch deshalb, weil Die Linke NRW etwas anders tickt als Die Linke in manchen anderen Landesverbänden.

Mitregieren mit der SPD, in der Weise, wie es über zwei Legislaturperioden in Berlin geschehen ist, wäre in NRW nicht drin: Für uns gelten die »roten Haltelinien«, wir werden niemals für Sozialabbau, Personalabbau und Privatisierungen stimmen.

Wir sind auch dagegen, den Banken, die sich verzockt haben, weitere Milliarden zuzuschanzen. Deshalb haben wir im Landtag gegen das Rettungspaket für die WestLB gestimmt. Ohne eine substanzielle Beteiligung der privaten Gläubiger im Rahmen eines Schulden-Audit, das klärt, welche Schulden legitim sind und welche nicht, darf es keine Steuermilliarden geben.

SPD und Grüne wollten uns schon den globalen Zusammenbruch in die Schuhe schieben. Sie meinten, wir könnten schon mal die Plakate für vorgezogene Neuwahlen bepinseln, wenn wir bei unserem »Nein« bleiben. Doch die Linke NRW ist hart geblieben. Für die CDU reichte ein Anruf von Schäuble, um sich in letzter Minute mit SPD und Grünen zu einigen.

Wir würden auch nie, wie leider Die Linke in Brandenburg gemeinsam mit der SPD, für den Bau neuer Dinosaurierkraftwerke zur Braunkohleverstromung eintreten. Greenpeace erklärt, daß das Klima schon 2017 umkippen kann. Da darf man keine neuen CO2-Schleudern akzeptieren. Wir kämpfen für den Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien, die Demokratisierung, Dezentralisierung und Rekommunalisierung der Energiewirtschaft und gegen die Macht der Energiekonzerne.

Zwar kann die Linke NRW mit elf von 181 Abgeordneten keine Bäume ausreißen. Sie ist linke Opposition. Da aber SPD und Grünen ein Mandat zur Mehrheit fehlt, stehen wir immer wieder vor besonderen Herausforderungen. Wir haben einiges mit durchgesetzt und SPD und Grüne vor uns hergetrieben, angefangen mit der Abschaffung der Studiengebühren und der Kopfnoten bis hin zu einem Tariftreue- und Vergabegesetz, das trotz der von uns kritisierten Unzulänglichkeiten einen Fortschritt darstellt.

Beim Nachtragshaushalt 2010 und beim Haushalt 2011 haben wir uns enthalten. Ein »Nein« wäre nicht vermittelbar gewesen, denn es war kein neoliberaler Kürzungshaushalt. Besonders die SPD wollte aus wahlpolitischen Gründen weg von ihrem »Agenda-2010-Image«. Die vorsichtige Korrektur ihres Profils und ihrer Politik griff, wenn auch unzureichend, einen Teil unserer Forderungen auf. Die Neueinstellung von Betriebsprüfern und Steuerfahndern, mehr Geld für die Kommunen, Neueinstellung von Lehrerinnen und Lehrern wird auch von der Linken unterstützt.

Doch inzwischen hat sich der Wind wieder gedreht. Statt präventiver Sozialpolitik wird im Namen der »Schuldenbremse« der Haushaltskonsolidierung das Wort geredet. Die 2011 noch einmal kräftig sprudelnden Steuermehreinnahmen werden zum Schuldenabbau eingesetzt, anstatt für bitter notwendige soziale und ökologische Zukunftsinvestitionen. Für 2012 ist bislang nicht einmal ein Sozialticket vorgesehen, das diesen Namen verdient.

Unser letzter Parteitag hat nicht nur für eine Zustimmung, sondern auch für eine Enthaltung zum Haushalt klare Kriterien festgelegt. Die Warnung an SPD und Grüne im Landtag war klar: Wenn ihr nicht umschwenkt, dann müßt ihr euch die Stimmen von CDU und FDP holen.

Die Konjunktur stagniert seit dem letzten Quartal 2011, und allenthalben wird für 2012 eine Stagnation (oder fast) vorausgesagt. Euro- und Finanzmarktkrise können zu unabsehbaren Verwerfungen führen. Nötig ist also eine Ausweitung, nicht aber ein weiteres Zurückfahren der staatlichen Investitionen.

Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte ist Folge der Steuergeschenke an Banken, Konzerne, Reiche und Superreiche auf Bundesebene. Deshalb brauchen wir eine drastische Änderung der Steuerpolitik, eine Umverteilung von oben nach unten. Solange das auf Bundesebene nicht durchgesetzt ist, können wir in den Ländern und Kommunen nicht mitverantworten, daß Beschäftigte, Erwerbslose und Benachteiligte für diese Versäumnisse bluten müssen.

Die Linke NRW arbeitet eng verzahnt mit den außerparlamentarischen Bewegungen. Wir stellen Ressourcen zur Verfügung. Das spricht sich langsam herum.

Wir Linken in NRW lehnen in unserem Innenleben Ämterhäufung und eine Diktatur der Fraktionen und Apparate ab. Bei uns haben die Mitglieder das letzte Wort.

Auch wir haben viele Probleme. Wir sind aber recht gut gerüstet, dem Anpassungsdruck zu widerstehen.

Michael Aggelidis ist wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der Fraktion der Linken in NRW, und Manuel Kellner ist persönlicher Referent

Quelle: www.jungewelt.de vom 18.01.12

Kriegstreiberei? »Verschwörungstheorie!«. Aktuelle Stunde im Bundestag: Linken-Bashing durch verfälschte Wiedergabe eines Antikriegsaufrufs. Von Claudia Wangerin

Freitag, 20. Januar 2012 von Huste

Die von CDU/CSU und FDP halluzinierte »Solidarität von Linken-Abgeordneten mit dem syrischen Präsidenten Assad« war am gestrigen Donnerstag Thema einer aktuellen Stunde im Bundestag. Die Koalitionsfraktionen hatten dies beantragt, weil sechs Mitglieder der Linksfraktion den Aufruf »Kriegsvorbereitungen stoppen! Embargos beenden! Solidarität mit den Völkern Irans und Syriens!« unterzeichnet hatten (siehe jW vom 5. Januar). Daß darin keine Sympathien für die dortigen Regimes geäußert, sondern lediglich Maßnahmen abgelehnt wurden, die nach Einschätzung der Linken vor allem die einfache Bevölkerung treffen, nahm die Mehrzahl der Redner nicht zur Kenntnis. Die Warnung vor der »vermeintlichen Kriegstreiberei« westlicher Staaten wurde zur »Verschwörungstheorie«. Tenor: Die Linke stehe nicht an der Seite des unterdrückten syrischen Volkes. »Ihre Solidarität mit dem Mörderregime ist ihnen offensichtlich wichtiger«, sagte der CDU-Abgeordnete Andreas Schockenhoff. Seit Beginn des Aufstands seien dort mindestens 5000 Menschen getötet worden. Auch die FDP-Abgeordnete Birgit Homburger sprach von »Solidarisierung mit dem Regime« durch Linken-Abgeordnete. »Ich habe ja gelernt, daß es im Parlament erlaubt ist zu lügen. Das haben Sie ausgiebig getan«, sagte der Linken-Abgeordnete Ulrich Maurer. Die Linksfraktion habe sich mehrfach gegen Waffenexporte nach Syrien und für die Aufnahme syrischer Flüchtlinge eingesetzt, die Regierungskoalition habe entsprechende Anträge abgelehnt.

Der FDP-Abgeordnete Patrick ­Kurth und CSU-Mann Wolfgang Götzer forderten, die Linken-Parteispitze müsse sich von den Unterzeichnern des Aufrufs distanzieren, vor allem von der Sprecherin der Fraktion für internationale Beziehungen, Sevim Dagdelen. Die hatte darauf verwiesen, die Antikriegslinie sei »zu 100 Prozent Parteiprogramm«. Der Grüne Volker Beck fühlte sich dadurch »in die 80er Jahre« versetzt.

Quelle: www.jungewelt.de vom 20.01.12

Bürgerkriegsszenario. Dresdens neuer Polizeipräsident entpuppt sich als echter Hardliner. Einsatz von Wasserwerfern und Räumpanzern gegen Teilnehmer antifaschistischer Blockaden angekündigt. Von Markus Bernhardt

Freitag, 20. Januar 2012 von Huste

Kurz vor den Aufmärschen, mittels derer Neofaschisten aller Couleur im Februar die Bombardierung Dresdens durch die Alliierten 1945 zu einem gegen die Zivilbevölkerung gerichteten »Bombenholocaust« umdeuten wollen, mehren sich Angriffe auf Antifaschisten, die die Rechten mit Massenblockaden stoppen wollen. So behauptete etwa Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), daß »Blockaden rechtswidrig sind« und »Gewaltexzesse« der Neonazigegner im vergangenen Jahr »das Problem« gewesen seien. Angesprochen auf die Handyüberwachung und Bürodurchsuchungen, kündigte Ulbig in der Sächsischen Zeitung von Donnerstag an, daß die Polizei auch bei den Protesten in diesem Jahr nicht auf die »notwendigen Mittel verzichten« werde.

Obwohl die massive Handyüberwachung von Politikern, Datenschützern und Bürgerrechtlern scharf kritisiert wurde und die polizeiliche Erstürmung der Büroräume im Dresdner »Haus der Begegnung« im Februar 2011 in einem ersten Gerichtsurteil als rechtswidrig eingestuft wurde, will die von CDU und FDP geführte Landesregierung ihren Weg der Einschüchterung und Kriminalisierung offenbar weiter fortsetzen. Gleiches gilt für Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll. Der kündigte am Donnerstag gegenüber den Dresdner Neueste Nachrichten an, weiterhin auf die Speicherung von Handydaten zu setzen. Falls nötig, soll die strittige Funkzellenabfrage auch bei den Demonstrationen im kommenden Monat genutzt werden, um später über Daten von mutmaßlichen Gewalttätern verfügen zu können, erklärte Kroll. Außerdem kündigte der Polizeipräsident an, nicht nur »einfache körperliche Gewalt« gegen Blockierer einzusetzen, sondern auch Wasserwerfer, Räumpanzer und andere »Hilfsmittel«.

Sachsens Generalstaatsanwalt Klaus Fleischmann wertete vor kurzem die Funkzellenabfrage als »im Ergebnis bescheiden« und die Durchsuchung der Wohnung und Arbeitsräume des Jenaer Jugendpfarrers König (jW berichtete) als »nicht professionell«. Polizeipräsident Kroll dagegen, der das erste Mal für den Großeinsatz im Februar zuständig ist, will sich offenbar als Hardliner ins Gespräch bringen. Sein Vorgänger Dieter Hanitsch hatte seinen Posten aufgrund der Handydatenaffäre verloren.

Auf Ablehnung stoßen die von Kroll geäußerten Gewaltphantasien indes bei Rico Gebhardt, dem innenpolitischen Sprecher der Linksfraktion im Sächsischen Landtag. Schon alleine die Wortwahl trage nicht zur Deeskalation bei. »Wenn der Polizeipräsident der Meinung ist, er müsse seine Polizeitruppen in eine Schlacht führen, dann tun mir die einzelnen Polizisten leid«, so Gebhardt am Donnerstag gegenüber junge Welt.

Harsche Kritik an den politischen Entscheidungsträgern übt indes die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA). Die mitgliederstärkste antifaschistische Organisation der BRD wirft in einem offenen Brief Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sowie dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und dessen Innenminister Markus Ulbig (alle CDU) vor, sie hätten »in den vergangenen Jahren keinen Grund gesehen, den europaweit größten Naziaufmarsch durch Dresden zu verbieten«. Hingegen sei »der antifaschistische Protest schon im Vorfeld als illegitim diffamiert und zunehmend kriminalisiert« worden. Die VVN-BdA macht sich in dem Schreiben erneut für ein Verbot faschistischer Gruppierungen, Parteien und Aufmärsche stark.

Quelle: www.jungewelt.de vom 20.01.12

Minijobber abgehängt. Von Mirko Knoche

Freitag, 20. Januar 2012 von Huste

Minijobs führen in die Armutsfalle. Die Stundenlöhne sind dort im Durchschnitt um die Hälfte geringer als die Gehälter von Vollzeitbeschäftigten. Diesen Mißstand belegen gleich drei gestern veröffentlichte Studien im Auftrag des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI). Die Frankfurter Rundschau und die Berliner Zeitung hatten darüber vorab in ihren Donnerstagsausgaben berichtet. Rund 88 Prozent der Minijobber arbeiteten im Jahr 2009 zu Niedriglöhnen. Das bedeutet im Westen für weniger als 9,76 Euro pro Stunde und im Osten unter 7,03 Euro.

Hartz-IV-Bezieher verdienten 2009 mit durchschnittlich 6,08 Euro pro Stunde noch weniger. Offensichtlich kalkulierten die Unternehmer das Arbeitslosengeld II in einen »Kombilohn zu Lasten des Fiskus« ein, vermuten die Autoren einer der drei Studien. Geringfügig Beschäftigte machten 58 Prozent aller 1,2 Millionen Niedriglöhner mit Gehältern unter fünf Euro pro Stunde aus. »Minijobs sind Billigjobs auf Kosten der Betroffenen und der Gesellschaft«, kommentierte Sabine Zimmermann von der Linksfraktion im Bundestag gestern.

Vor allem Frauen arbeiten in schlecht bezahlten Minijobs. Die Reform der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse im Jahr 1999 war gedacht, Hausfrauen einen Anreiz zu geben, sich einen legalen Zuverdienst zu schaffen. Geringverdiener sollten ihr Einkommen mit einem Nebenjob aufbessern können, schließlich müssen sie weder Sozialabgaben noch Steuern abführen. Die Unternehmer entrichten für 400-Euro-Arbeitsplätze nur rund 30 Prozent Pauschalabgaben, statt 40 Prozent Sozialabgaben für reguläre Beschäftigungen.

Zwar behalten die Minijobber ihren gesamten Bruttolohn für sich. Doch gerade dieser Umstand macht die Unternehmer zu den wahren Profiteuren. In einem Fallbeispiel errechneten zwei Forscherinnen für das WSI, daß eine verheiratete Frau ohne Kinder mit Steuerklasse V bei einem Bruttolohn von 13,50 Euro pro Stunde auf sieben Euro Nettolohn kommt. Nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz müßte eine 400-Euro-Jobberin für die gleiche Tätigkeit ebenfalls 13,50 Euro verdienen. In der Praxis bekäme sie aber »brutto für netto« nur sieben Euro. Außerdem ist sie dann nicht eigenständig sozial­versichert. »Wir brauchen dringend strengere gesetzliche Regelungen, damit die Gemeinschaft die teils ungesetzliche Lohndrückerei nicht mehr mitfinanzieren muß«, forderte der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Wolfgang Stadler, am Donnerstag. Nach Auffassung der WSI-Experten war die integrative Wirkung der Minijobs auf dem Arbeitsmarkt spätestens mit den »Agenda 2010«-Reformen im Jahr 2003 vorbei. Seither ersetzten 400-Euro-Jobs reguläre Arbeitsplätze, beklagen die Forscher. So hatten im Frühjahr 2011 von 7,3 Millionen Minijobbern rund 4,8 Millionen keine andere Arbeit, darunter 3,2 Millionen Frauen. Die sind zunehmend Alleinverdienerinnen und rutschen so laut WSI in die »Niedriglohnfalle«.

Der entkommen überhaupt nur neun Prozent aller 400-Euro-Jobber beiderlei Geschlechts. Die prekäre Beschäftigung wird zudem chronisch. Nach einer der Studien erhalten weniger Arbeitslose eine Stelle, die vorher einer geringfügigen Beschäftigung nachgingen, als jene, die keinen Minijob hatten. »Eine allgemeine Brückenfunktion in den regulären Arbeitsmarkt ist nicht erkennbar«, stellen die Wissenschaftler fest.

Quelle: www.jungewelt.de vom 20.01.12

Baytril: BAYER profitiert von Massentierhaltung

Donnerstag, 19. Januar 2012 von Huste

60% aller Antibiotika landen im Tierstall / immer mehr resistente Keime / Demonstration am Samstag in Berlin

Mehr als die Hälfte der weltweiten Antibiotika-Produktion landet im Viehstall. In der Folge entstehen massenhaft resistente Keime, die nach der Schlachtung im Schweine-, Rinder- oder Hähnchenfleisch nachweisbar sind. Eine mitunter tödliche Gefahr.
Zu den großen Profiteuren der Massentierhaltung gehört der Leverkusener BAYER-Konzern. Allein mit dem Tierantibiotikum Baytril machte BAYER im Jahr 2010 einen Umsatz von 166 Mio Euro, elf Prozent mehr als im Vorjahr. BAYER ist weltweit das viertgrößte Unternehmen im Bereich Veterinärmedizin.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Ohne die Produkte von BAYER & Co. wäre die Haltung Tausender Tiere auf engstem Raum gar nicht möglich. BAYER profitiert von den katastrophalen Zuständen in der Massentierhaltung, bei der ständig neue Krankheiten auftreten, und ist daher für die Entstehung antibiotika-resistenter Keime mitverantwortlich.“
In vielen Zuchtbetrieben gehören Baytril-Spritzen zum Alltag. Das Präparat wird seit 1995 in großem Umfang zur Behandlung von Infektionskrankheiten von Hühnern, Kälbern, Rindern, Puten und Schweinen eingesetzt. Der Wirkstoff von Baytril (Enrofloxacin) gehört zu den Fluochinolonen – wie auch die von BAYER vertriebenen Humanantibiotika CIPROBAY (Ciprofloxacin) und AVALOX (Moxifloxacin). Der großflächige Einsatz von Baytril führt dazu, dass gängige Humanantibiotika immer häufiger unwirksam werden.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert:

· ein Verbot der quälerischen Massentierhaltung, die den exzessiven Einsatz von Bakteriziden erst notwendig macht;

· eine lückenlose Dokumentation aller Antibiotika-Anwendungen im Tierstall (mit Mengenangaben);

· ein Verbot der routinemäßigen Beigabe von Antibiotika in Tierfutter und diesbezügliche Kontrollen und Strafen;

· Verwendung von Antibiotika nur unter strengster Indikation und nur durch Tierärzte/innen; Ziel muss eine antibiotikafreie Tierzucht sein;

· Verbot der routinemäßigen Behandlung ganzer Tierbestände.

Die Coordination kritisiert zudem die zunehmende Belastung des Grundwassers durch Veterinärprodukte.

Jüngste Studien des BUND belegen, dass Hähnchenfleisch in deutschen Supermärkten größtenteils mit antibiotikaresistenten Keimen belastet ist. Die Verbraucher/innen können im Falle einer späteren Infektion nicht mehr mit gängigen Antibiotika behandelt werden. Im November hatte das Verbraucherministerium NRW eine Studie veröffentlicht, wonach 96 Prozent der Masthähnchen mit Antibiotika behandelt werden.

Auch eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) war im Herbst zu dem Ergebnis gekommen, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast die Gefahr erhöht, dass diese bei Menschen nicht mehr wirken. Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert daher seit Jahren ein Verbot des massenhaften Einsatzes von Antibiotika in der Tierzucht. In der EU wurde der präventive Antitbiotika-Einsatz schon vor Jahren verboten, ohne dass die verwendeten Mengen dadurch sanken.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren ruft zusammen mit 90 weiteren Organisationen zur Teilnahme an einer Demonstration am Samstag in Berlin auf. Die Kundgebung, die um 11.30 Uhr am Berliner Hauptbahnhof beginnt, steht unter dem Motto „Wir haben es satt! Bauernhöfe statt Agrarindustrie“.

Quelle: Die Coordination gegen BAYER-Gefahren vom 18.01.12

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