Wolfgang Huste Polit- Blog

Militaristische Positionierung. Der Bundestagsabgeordnete Niema Movassat (Die Linke) hat sich bezüglich Bundeswehrwerbung an den »General Manager« der Jugendzeitschrift Bravo, Ricardo Kromat, gewandt:

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Sehr geehrter Herr Kromat,

ich schreibe Sie heute an in Ihrer Funktion als »General Manager« der Bravo.

Die Bravo als größtes Jugendmagazin Deutschlands blickt auf Jahrzehnte bewegter Geschichte zurück. Bis heute hat sich die Bravo jedoch aus der Politik immer herausgehalten. Dabei könnte es prinzipiell sicher auch ein Gewinn sein, wenn sich Ihre Zeitschrift an der politischen Bildung Jugendlicher beteiligen würde.

Seit kurzem wirbt ihr Blatt aber nun ganz offen für eine Karriere bei der Bundeswehr. Damit gibt die Bravo nicht nur ihre unpolitische Haltung auf, sondern positioniert sich auch noch völlig einseitig militaristisch. Das ist besonders für ein Jugendmagazin eine völlig fatale Weichenstellung.

»Action, Adrenalin, Abenteuer! Die Herausforderung deines Lebens wartet auf dich!« – dieser Slogan verschleiert, täuscht und belügt Jugendliche über das eigentliche Kerngeschäft einer jeden Armee: Krieg.

Nette Lagerfeuerromantik, »crazy« Strandspiele, und »lustige« Gemeinschaftsaktivitäten ohne etwas bezahlen zu müssen – dieses Szenario malen Sie an die Wand. Mit der Realität der deutschen Soldaten etwa in Afghanistan hat dies aber rein gar nichts zu tun.

Statt dessen spielt menschliches Leid, Tod, Verstümmelung und Gewalt im Alltag der Soldaten im Einsatz eine große Rolle. Das ist ein wesentliches Merkmal des Krieges und gilt für alle Armeen der Welt. So titelte Spiegel online zum Beispiel im Juni dieses Jahres: »Die Zahl der Selbstmorde im US-Militär ist in diesem Jahr deutlich gestiegen. Im Durchschnitt tötet sich pro Tag ein Soldat – damit sterben mehr amerikanische Soldaten durch Suizid als bei Kämpfen in Afghanistan.«

Ganz aktuell berichtet eine Studie der Technischen Universität Dresden, daß die Dunkelziffer der an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) Erkrankten unter deutschen Bundeswehrangehörigen besonders hoch sei.

»Das ist kein Wunder angesichts des Erlebten: So gaben 29,6 Prozent der Befragten an, Leichen oder Leichenteile gesehen zu haben. 32 Prozent waren mit verletzten und kranken Frauen oder Kindern konfrontiert, ohne ihnen helfen zu können«, heißt es in dem entsprechenden Artikel.

Angesichts dieser Realität ist es mir völlig unverständlich, wie Sie den Dienst bei der Bundeswehr gegenüber Ihren meist minderjährigen Leserinnen und Lesern so völlig einseitig und unkritisch darstellen können.

Sie verletzen hiermit meiner Ansicht nach auch die besondere Schutzpflicht gegenüber den jungen Menschen, die aus Ihrer Verantwortung als explizites Jugendmagazin erwächst.

Ich fordere Sie deshalb auf, die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr unverzüglich zu beenden.

Quelle: www.jungewelt.de vom 28.09.12

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 28. September 2012 um 11:23 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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