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Zynismusgipfel. Nach Weltwirtschaftsforum in Davos. Von Rainer Rupp

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In der vergangenen Woche fanden sich wieder einmal mindestens 80 Multimilliardäre im schweizerischen Davos ein. Insgesamt kamen 2500 Personen zum 44. Jahrestreffen des sogenannten Weltwirtschaftsforums (WWF), unter ihnen viele Konzernchefs, deren Umsätze das Bruttoinlandsprodukt der meisten Staaten um ein Vielfaches übersteigt – weshalb sie von den anwesenden Regierungschefs und anderen Staatsmännern pausenlos umgarnt wurden. Übertroffen wurden sie dabei nur noch von den vermeintlich unabhängigen Journalisten der Mainstreammedien, die überglücklich ihre Presseausweise in die Kameras hielten, um dann ehrfurchtsvoll aus den heiligen Hallen des Geldes vom Leben der Superreichen und Mächtigen zu berichten. Von der Außenwelt war die Veranstaltung, die am Samstag zu Ende ging, streng abgeschirmt. Dafür war das Luxushotel Intercontinental für umgerechnet 125 Millionen Euro zu einer Bergfestung umgebaut worden.

Hohe Zäune aus NATO-Draht, Sicherheitskameras, Bewegungsmelder und eine Hundertschaft Schweizer Polizei sollten die Auserwählten vor kritischen Journalisten abschotten. Angesichts des scheinheiligen Hauptmottos der Konferenz, »Die globale Ungleichheit«, war das dieses Mal offenbar besonders wichtig. Es ist grausam und zynisch, wenn die reichsten Menschen der Welt gemeinsam mit Regierungsvertretern und den Chefs der größten Konzerne in Davos so tun, als wollten sie ernsthaft über Möglichkeiten zur Verringerung der globalen Ungleichheit diskutieren: Schließlich sind sie selbst mit ihrer Politik und ihren Geschäftsmodellen für genau diesen Zustand verantwortlich.

Der Gipfel der Heuchelei war erreicht, als in der Davoser Propagandashow der Superreichen der aktuelle Oxfam-Bericht vorgestellt wurde. Aus dem geht hervor, daß das Ausmaß der Ungleichheit zwischen den Besitzenden und den Mittellosen auch in den entwickelten Ländern inzwischen einen absoluten Rekord erreicht hat und sogar die Dimensionen während der Großen Depression 1929 übertrifft. Laut Oxfam haben die 85 reichsten Multimilliardäre genausoviel Vermögen wie die 3,5 Milliarden ärmsten Bewohner dieses Planeten, immerhin die Hälfte der Weltbevölkerung.

Daß sich ausgerechnet Oxfam-Chefin Winnie Byanyima dafür hergab, vor diesem Publikum den Bericht vorzustellen, untergräbt ihre Glaubwürdigkeit. Damit hat sie sich zum Feigenblatt für das Establishment gerade jenes Systems gemacht, dem Ausbeutung und Ungleichheit gleichsam eingeschrieben sind. Dagegen hinterließ der neue Papst Franziskus, durch dessen Anwesenheit sich das WWF ebenfalls mit sozialer Kompetenz schmücken wollte, einen besseren Eindruck. Statt nach Davos zu eilen, ermahnte er die »Macher« und »Weltbeweger« in seiner Grußbotschaft, daß »Reichtum der Menschheit zu dienen hat und sie nicht beherrschen soll«.

Quelle: www.jungewelt.de vom 27.01.14
Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 26. Januar 2014 um 22:45 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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