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Die Deutschen interessieren sich zu wenig für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, beklagt der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Dutzmann. Die Truppe vermisse ein solches Interesse, offenbarte er am Wochenende im NDR-Inforadio. Besonders dramatisch sei dies, wenn ein Soldat verwundet, etwa im Rollstuhl oder blind, aus Afghanistan zurückkomme. »Wenn der Soldat sich dann sagen lassen muß, naja, du hättest ja auch einen weniger gefährlichen Beruf lernen können. Das ist dann schon bitter«, so Dutzmann, der im Hauptamt Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche ist. Grund für das angeblich fehlende Interesse sei, daß den Menschen in Deutschland »das Gefühl für militärische Bedrohung abhanden gekommen« ist. Dies sei in den achtziger Jahren angesichts des Kalten Krieges anders gewesen. Heute sei Deutschland von Freunden umgeben. »Von daher muß man natürlich in der Bevölkerung klarmachen, was es jetzt heißt, Verantwortung in anderen Teilen der Welt zu übernehmen«, sagte Dutzmann weiter.

Im Gegensatz zum Militärbischof äußerten sich mehrere »zivile« Kirchenvertreter zum Jahreswechsel kriegskritisch. Der stellvertretende EKD-Vorsitzende Jochen Bohl mahnte »neue Wege für Afghanistan« an. »Durch Gewalt kann es keinen Frieden geben, er muß gesucht werden im Gespräch«, sagte der Bischof der evangelischen Landeskirche Sachsens in seiner Predigt beim Neujahrsgottesdienst in der Dresdner Frauenkirche. Deutsche Soldaten stünden bereits seit neun Jahren in dem Land am Hindukusch. »Es ist nichts besser geworden in Afghanistan.«

Auch der mecklenburgische Landesbischof Andreas von Maltzahn kritisierte in seiner Neujahrspredigt den Kriegseinsatz in Afghanistan. Dort sei gerade zu erleben, »wie wenig es die Probleme löst, die Freiheit am Hindukusch militärisch verteidigen zu wollen«, sagte der evangelische Theologe im Schweriner Dom. Es sei »alarmierend«, daß Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) erklärtermaßen »offen, ohne Verklemmung« über die Verknüpfung von Militärpolitik und Wirtschaftsinteressen diskutieren wolle.

Die Kriegsparteien warben derweil für ihre Minderheitenposition. Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer wies in Bild am Sonntag Forderungen nach Abzugsplänen zurück. »Mit Blick auf mögliche Strategien des Gegners und im Interesse der Sicherheit unserer Soldaten und der Menschen in Afghanistan« sollten keine konkreten Termine für einen Rückzug genannt werden, erklärte der Bayer. »Wenn wir jetzt für Provinzen Abzugsdaten festlegen, hätte das für das Land eine fatale Wirkung«, sekundierte CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich im Hamburger Abendblatt (Montagsausgabe) laut Vorabmeldung. Der FDP-Wehrexperte Christoph Schnurr sagte der Zeitung, das Nennen eines Abzugsdatums wäre »nur eine Einladung an die Taliban, bis nach dem Tag X zu warten und dann erst zuzuschlagen«.

Doch die Aufständischen warten nicht auf den »Tag X«, sondern schlagen täglich gegen die NATO-Truppen zu. Nach den Rekordverlusten für die Besatzer im vergangenen Jahr starben allein in den ersten beiden Januartagen drei NATO-Soldaten im Süden Afghanistans. Mit 702 getöteten Militärangehörigen hatten die ausländischen Truppen 2010 die schwersten Verluste seit Beginn der Invasion vor zehn Jahren. Genaue Angaben über die Zahl der Kriegsversehrten und die Schwere ihrer Verwundungen liegen nicht vor. Statistisch nicht erfaßt werden die zivilen afghanischen Kriegstoten.

Quelle: www.jungewelt.de vom 03.01.11

Dieser Beitrag wurde am Montag, 03. Januar 2011 um 11:24 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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