Wolfgang Huste Polit- Blog

Obamas Sarin-Märchen. Laut US-Administration setzte die syrische Regierung Giftgas ein. Ein Journalist zeigt, daß der US-Präsident von Chemiewaffen in den Händen der Aufständischen wußte. Von Arnold Schölzel

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Washington wußte, daß die syrischen Aufständischen in der Lage sind, Waffen mit dem chemischen Kampfstoff Sarin herzustellen und einzusetzen. Dennoch beschuldigte die US-Administration ausschließlich Präsident Baschar Al-Assad, er sei Urheber des Gasangriffs vom 21. August in Ghuta. Und sie bereitete Luftschläge vor. Der US-Journalist Seymour Hersh enthüllt nun, daß Präsident Barack Obama und sein Außenminister John Kerry dabei nicht »die ganze Geschichte« erzählten, sondern teilweise wichtige Geheimdiensterkenntnisse unterschlugen oder Vermutungen als Tatsachen darstellten.

Hershs Text wurde am Sonntag auf der Internetseite der London Review of Books veröffentlicht. Zuvor hatten das Magazin The New Yorker und die Washington Post, in denen der Journalist zumeist publiziert, einen Abdruck verweigert. Hersh wurde 1969 weltbekannt, als er während des Vietnamkrieges das Massaker an Zivilisten durch US-Truppen in My Lai (Son My) aufdeckte. 2004 war er maßgeblich daran beteiligt, die Folter im irakischen Abu-Ghraib-Gefängnis bekanntzumachen.

Hershs Nachforschungen zu Syrien ergaben, daß eine Serie streng geheimer Berichte der US-Nachrichtendienste Monate vor dem Gasangriff vorlag mit Beweisen, »daß die Al-Nusra-Front – eine an Al-Qaida angeschlossene Dschihadgruppe – die Produktionstechnik von Sarin beherrschte und in der Lage war, es in Mengen herzustellen«.

Am selben Tag, an dem der Chemiewaffenangriff stattfand, kamen UN-Inspektoren in Damaskus an, um Beschuldigungen wegen früherer Sarin-Attacken nachzugehen. Die von verschiedenen Seiten angegebenen Zahlen der Opfer vom 21. August reichten von einigen hundert bis zu über 1400, wie Obama und Kerry behaupteten. Zuvor hatte die US-Regierung mehrfach den Einsatz von Kampfstoffen als »rote Linie« bezeichnet, deren Überschreiten zu einer US-Intervention in den Krieg führen könne. Hersh schreibt nun, ihm habe ein leitender US-Geheimdienstler bereits Ende Mai berichtet, »daß die CIA die Obama-Administration über Al-Nusra und deren Beschäftigung mit Sarin unterrichtete«. Bei seinen Anschuldigungen gegen die syrische Armee habe Obama »Rosinenpickerei betrieben, um einen Militärschlag gegen Assad zu rechtfertigen«. Das sei dem Verfahren ähnlich, das zur Begründung des Irak-Krieges 2003 von der damaligen US-Regierung unter George W. Bush genutzt worden sei.

Zu den Ursachen der Abkehr von den US-Kriegsplänen gegen Syrien schreibt Hersh: »Jede Möglichkeit einer Militäraktion wurde am 26.September abgewendet, als die Administration sich mit Rußland auf den Entwurf einer UN-Resolution einigte, in der die Assad-Regierung aufgefordert wurde, ihr chemisches Arsenal zu beseitigen. Obamas Rückzug rief bei vielen höheren Offizieren Erleichterung hervor.«

Der Sprecher des nationalen Koordinators der US-Geheimdienste, Shawn Turner, wies die Aussagen von Hersh zurück und behauptete gegenüber dem Internetdienst Buzzfeed: »Jede Unterstellung, es habe Bemühungen gegeben, Informationen über eine nichtexistente alternative Erklärung zu unterdrücken, ist falsch.« Der Publizist warnt dagegen, daß Al-Nusra und ihre Verbündeten die einzige Fraktion in Syrien mit der Fährigkeit sein könnten, Sarin zu produzieren, während von den Vorräten an chemischen Ausgangsstoffen auf seiten der Regierung nichts übrigbleibe. Die Frage, welches Motiv die Assad-Regierung gehabt haben sollte, Kampfstoffe einzusetzen, erörtert Hersh nicht.

Quelle: www.jungewelt.de vom 10.12.13
Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 10. Dezember 2013 um 10:54 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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