Wolfgang Huste Polit- Blog

KUNDGEBUNG 8. MAI 2010

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Remagen, 11-18 Uhr, Rathausplatz
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8. Mai – Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus

Ein kurzer historischer Abriss
Am 8. Mai 1945 wurde die bedingungslose Kapitulation der deutschen
Wehrmacht bekannt gegeben und somit endete formal der durch Deutschland
losgetretene zweite Weltkrieg in Europa. Dieses Datum markiert die
militärische Zerschlagung des Naziregimes durch die Alliierten, welches
bis zum „bitteren Ende“ von der Mehrheit der Deutschen gestützt worden war.

Für die vom Nationalsozialismus Verfolgten, für die Menschen in den
Konzentrationslagern, für die Bevölkerung der überfallenen Länder, sowie
für die alliierten SoldatInnen und PartisanInnen in ganz Europa
bedeutete der 8. Mai die Befreiung von unendlichem persönlichem Leid.
Dieser Tag steht für die Befreiung von der nationalsozialistischen
Barbarei, die gerade aufgrund der Shoa präzedenzlos war.

Auch wenn wir den 8. Mai als die entscheidende Zäsur auffassen, auf die
wir uns ausnahmslos positiv beziehen, so stellt sich dennoch die
sogenannte „Stunde Null“ in der Retrospektive als eine politisch
motivierte Konstruktion des scheinbar geläuterten Deutschlands dar.

Trotz anfänglichem Versuch der Alliierten eine konsequente
Entnazifizierung durchzuführen, wurde dieser Vorsatz schnell durch den
immer stärker werdenden Ost- West-Konflikt überlappt. Gerade die
ungebrochene Kontinuität in der Exekutive, Legislative und Judikative
zwischen Nazideutschland und der BRD gibt uns die Aufgabe, den Schwur
der Häftlinge von Buchenwald niemals zu vergessen:
„ […] Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Nazi-Strukturen im Raum Remagen
In der Region Remagen sind Neonazis aktiv. Trauriger Höhepunkt war der
Mord an Dieter Klaus Klein am 31.07.1992 in Bad Breisig. Mit dem
„Aktionsbüro Mittelrhein“ ist in den letzten Jahren eine neonazistische
Kameradschaftsstruktur entstanden, die im Hinterland zwischen Bonn und
Koblenz aktiv ist. Der Schwerpunkt liegt im Kreis Ahrweiler, zu dem auch
Remagen gehört. Die Neonazis vom „Aktionsbüro Mittelrhein“ beteiligen
sich bundesweit an Aufmärschen und organisieren jährlich in der Region
selbige gemeinsam mit Neo-Nazis aus NRW: 08.05.2005 Remagen, 13.05.2005
Marienfels und Koblenz, 17.11.2007 Nassau und Nastätten, 12.07.2008 Bonn
und zuletzt 12.11.2009 Remagen. In Remagen versuchen sie die Geschichte
zu verdrehen, indem sie die in dieser Situation notwendigen
Rheinwiesenlager für deutsche Kriegsgefangene, die von Frühjahr bis
Spätsommer 1945 existierten, mit den Konzentrationslagern gleichsetzen.
Die Neonazis vom „Aktionsbüro Mittelrhein“ versuchen gar nicht erst,
sich als „gemäßigt“ oder demokratisch zu präsentieren, sondern treten
offen auf. „Nazi sein, heisst Leben wollen! … nach dem höchsten Gesetz
der Natur“ steht auf einem ihrer Aufkleber. Dies ist ein Zitat von Adolf
Hitler, das sich auf den „Krieg gegen die jüdische und slawische Rasse“
bezieht. Auf Aufmärschen werden T-Shirts mit dem plumpen Wortspiel
„Rhein-Ahrische Jugend“ zu Schau gestellt.Veranstaltung und Kundgebung.

Doch die Neonzais sind nicht nur auf der Straße aktiv
An der Fachhochschule Remagen legten Professoren eine Stellungnahme vor:
“Die Professorenschaft begrüßt es ausdrücklich, dass bei den
studentischen Wahlen zwei aktive Neonazis, die kandidiert haben, nicht
in die Gremien gewählt worden sind“. Grund für das Schreiben war die
versuchte Kandidatur der beiden Studierenden David Herrmann und
Christian Häger für das Studierendenparlament. Beide sind schon seit
Jahren im „Aktionsbüro Mittelrhein“ aktiv. Häger tritt als Ordner auf
neonazistischen Aufmärschen auf und übernimmt dort an vorderer Stelle
Koordinationsaufgaben. Neben seiner Funktion als aufstrebender
Neonazi-Kader ist Häger als Schwimmtrainer beim „Turn- und Sportverein
Ahrweiler“ aktiv. Auf der Homepage des Vereins wird seine „freundlich
souveräne Art“ gelobt, mit der „er auch die Kleinsten motivieren und den
Spass am Schwimmen vermitteln“ kann.

Die aktuelle Situation im Jahr 2010
Anfang des Jahres haben Neonazis vom „Aktionsbüro Mittelrhein“ ein
Wohnhaus in der Weinbergstraße 17 in Bad Neuenahr bezogen. Im Internet
präsentierten sie es bei dem Online-Dienst „twitter“ selbstbewusst als
„das braune Haus Bad Neuenahr“. Seitdem nahmen die Aktivitäten deutlich
zu: Vor der Abfahrt zu Europas größtem Naziaufmarsch in Dresden am
13.Februar wurde stolz vermeldet, dass der hauseigene „Trainingsraum
frisch verputzt“ sei. Auf der Rückfahrt von Dresden wurde „Feindkontakt“
in der Stadt und auf einer Raststätte vermeldet. Am 04. März fand im
Bonner Buchladen Le Sabot ein Vortrag über die Nazi-Szene im nördlichen
Rheinland-Pfalz statt. In der Nacht zuvor wurde die Schaufensterscheibe
von Unbekannten eingeworfen.

Die Neonazis versuchen, die Region um Remagen und Bad Neuenahr-Ahrweiler
zu ihrem Territorium zu machen. Es gibt immer wieder Übergriffe in der
Region. Zuletzt wurden im März bei einem Wohnhaus in Ahrweiler die
Scheiben eingeworfen, denn die alternativen BewohnerInnen gelten den
Nazis als vermeintliche Antifas. Bei diesem Übergriff wurden von den
Nazis Verletzungen und sogar der Tod von Menschen billigend in Kauf
genommen. Dies zeigt, dass die Neonazis um das „Aktionsbüro Mittelrhein“
keine Hemmschwelle haben in ihrem blinden Hass.
Lassen wir nicht zu, dass sie hier einen Angstraum für diejenigen
schaffen, die nicht in ihr braunes Weltbild passen!
Auch deswegen sind wir am 8. Mai in Remagen.

Keine Homezone für Nazis!
Unterstützt durch:
Antifa Koblenz, Die Linke KV Ahrweiler

mehr Infos unter antifabonn.blogsport.de oder antifaahrweiler.blogsport.de

Dieser Beitrag wurde am Samstag, 17. April 2010 um 11:10 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Termine abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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7 Comments

  1. Lieber Herr Huste,
    wenn sie schon das Thema Christian Häger als Stimmenbringer in ihr Wahlkampfprogramm aufnehmen, so recherchieren sie doch bitte die ganze Geschichte: Christian Häger wurde sofort nach Bekanntwerden seiner rechten Gesinnung vom TuS Ahrweiler suspendiert, und das war lange bevor sie von diesem Thema erfahren haben!! Vielen Dank für die Kenntnisnahme

    Comment: TuS Ahrweiler – 22. April 2010 @ 14:45

  2. Liebes Mitglied des Tus Ahrweiler,

    (Namen wurde ja leider nicht genannt)

    Dies ist nur ein gemeinsamer Aufruf der Antifa und der Partei DIE LINKE Ahrweiler zur Kundgebung am 8. Mai und ein Zustandsbericht im Kreis AW. Wenn Herr Häger mittlerweile vom Verein suspendiert ist, werde ich dies gerne so weiterleiten. Im Internet kann man den Namen leider immer noch in Verbindung mit ihrem Verein finden, aber ich weiss wie schwierig es ist, so etwas wieder weg zu bekommen.

    Beste Grüße

    Marion Morassi
    DIE LINKE KV Ahrweiler

    Comment: Marion Morassi – 22. April 2010 @ 15:29

  3. Ich habe niemals behauptet, dass es mein Verdienst sei, dass Herr Christian Häger nun nicht mehr in ihrem Verein als Jugendwart aktiv ist, es ist eindeutig das Verdienst der http://www.Antifa -Ahrweiler.de, die diesen Sachverhalt öffentlich gemacht hat. Wir haben nur deren Aufruf auf unsere Homepage eingestellt. Es ist ausgezeichnet, dass ihr Verein entsprechend schnell und konsequent reagierte.

    Ein Beispiel mehr, dass wir als Demokraten hier oder da anderer Meinung sein können, dass wir aber gemeinsam an einem Strang ziehen, wenn es um die Bekämpfung einer rechtsradikalen Gesinnung innerhalb der Jugendarbeit (und anderswo) geht.

    Es ist wichtig, dass wir die Aktivitäten rechtsradikaler Organisationen nicht schweigend hinnehmen, sondern entsprechend darauf achten, dass wir weder rassistischen noch faschistischen Aktivitäten ein öffentliches Podium für deren atavistischen Ziele bieten. Bekanntlich stellt eine faschistische Gesinnung keine beliebige Meinung unter vielen anderen dar, sondern ein Verbrechen.

    Comment: Wolfgang Huste – 22. April 2010 @ 16:34

  4. Auch hier liegen sie falsch: es war nicht der Verdienst der Antifa Ahrweiler, sondern der eines aufmerksamen Beobachters, der Christian Häger in einem Video auf „youtube“ wiedererkannt hat: und zwar schon im JANUAR!!! (übrigens erfolgte im gleichen Monat die Suspendierung vom TuS Ahrweiler)

    Comment: tus ahrweiler – 25. April 2010 @ 23:57

  5. Wie auch immer: wichtig ist, dass wir keine faschistischen und rassistischen Aktivitäten diverser Gruppierungen und Einzelpersonen im Kreis Ahrweiler und anderswo dulden. Schön, dass ihr Verein so schnell und konsequent reagierte.
    Ich finde es bestens, wenn sich junge Menschen organisieren, zum Beispiel bei der Antifa – Ahrweiler, um sich deutlich gegen faschistische und rassistische Ideologien zu positionieren, frei nach dem Motto: „Wer schweigt, stimmt zu!“.
    Auch ihr Verein hilft mit, dass Jugendliche echte Kameradschaft und einen demokratischen Teamgeist erleben und erlernen können.

    Comment: Wolfgang Huste – 28. April 2010 @ 18:27

  6. @TUS-Ahrweiler

    nur leider stand auf ihrer Internetseite keine Stellungnahme zu dem Thema, deshalb wurde das Thema Christian Häger auch in son manchen Antifaschistischen Zeitschriften dokumentiert.
    Hätte es unmittelbar eine Stellungnahme gegeben dann wäre dies selbstverständlich auch in den entsprechenden Artikeln veröffentlich worden

    Comment: Unwichtig – 30. April 2010 @ 13:50

  7. Ich werde am Samstag, 08. Mai (Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus), gegen 14.15 Uhr auf dem Remagener Marktplatz eine kleine Rede halten. Inhalt der Rede im Groben, hier als These formuliert: Der alltägliche, latente Faschismus und Rassismus in den bürgerlichen Massenmedien und anderswo fungiert als Steibgbügelhalter für den offenen Rassismus und Faschismus oder: „Rechts gleich links? Wem dient der Extremismusbegriff für was? Die Totalitarismustheorie als Kampfmittel gegen die Linke.“

    Bitte den Termin weiterverbreiten, vielen Dank.

    Comment: Wolfgang Huste – 07. Mai 2010 @ 17:52

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