Wolfgang Huste Polit- Blog

Die etwas andere Silvesteransprache. Von Wolfgang Huste

Samstag, 31. Dezember 2011 von Huste

Sobald man beginnt, ein Volk über das andere Volk zu stellen, wird Mensch rassistisch oder völkisch- was aufs selbe herauskommt. Dann wäre Mensch sehr schnell auch ein „Sarrazin“, ein Rassist und Faschist!

Ich lehne „völkische“ und „nationalistische“ Standpunkte als reaktionär (= als rückschrittlich) strikt ab! Solche irrationalen Standpunkte (wenn ein Volk sich über ein anderes sittlich/kulturell erheben möchte) führten bisher immer zu Kriegen- nicht zum Frieden. Wir sind in erster Linie homo sapiens. Es gibt bei Menschen übrigens keine Rassen.
Wir sollten niemals so sehr das Trennende in den Mittelpunkt stellen, sondern weit eher das Gemeinsame! Die meisten Menschen lehnen Kriege ab, ebenso die Rüstungsindustrie, den Bau von Tellerminen oder Streubomben. Die meisten Menschen möchten in Frieden leben, eine gute Schul- und Berufsausbildung haben, eine armutsfeste Entlohnung für ihre Arbeit, später eine armutsfeste Rente und freien Zugang zu Informationen, zur Kultur.

Alle Menschen auf der Welt machen ein lächelndes Gesicht, wenn sie sich freuen. Alle Menschen auf der Welt machen ein trauriges Gesicht, wenn sie traurig sind.
Es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten bei Menschen als Trennendes. Wer das Trennende herausstellt, hat oftmals egoistische Eigeninteressen. Die herrschenden Eliten (die Kapitalisten, konservative und reaktionäre Politiker) haben Interesse an Zwietracht, kein Interesse an Solidarität der Menschen untereinander. Denn da wo keine Einigkeit herrscht, kann ein Volk viel besser regiert, sprich: ausgebeutet und unterdrückt werden. Im Umkehrschluss bedeutet das: „Die Einigkeit in der eigenen Mannschaft (im Volk) ist schon der halbe Sieg. Die Uneinigkeit der halbe Sieg für den (politischen) Gegner!“. Solidarität ist daher angesagt- mit allen (!) demokratisch gesinnten, fortschrittlichen Menschen, die ebenfalls gegen Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen- überall auf der Welt!

Deshalb sollten wir eine politische Bündnisarbeit mit Gleichgesinnten (mit Einzelpersonen und Gruppen/Organisationen) fördern- überall und täglich! Ich lehne daher alles „Völkische“ ab, ebenso alles „Nationalistische“. Wer z.B. (!) behauptet, „die“ Türken oder „die“ Kurden seien gute oder schleche Menschen, der irrt sich nicht nur gewaltig, er arbeitet da objektiv (= nachweisbar) der herrschenden Klasse, den herrschenden Eliten, in die Hände- denn sie versuchen, die Bündnisarbeit und die Solidarität unter den Menschen zu stören, wenn nicht gar zu zerstören. Es gibt z.B. Faschisten unter den Türken („Graue Wölfe“), und es gibt fortschrittliche Türken, die Marxisten oder Sozialisten sind, die selbst unter dem türkischen Regime zu leiden hatten und haben, die z.B. selbst gefoltert wurden oder ins Exil getrieben wurden. Und viele Kurden haben auch Verwandte, die Türken sind- und umgekehrt. Und es gibt genauso gut rechte, nationalistisch, völkisch gesinnte Kurden und linke Kurden (mit denen ich teilweise befreundet bin). Deshalb sollte unsere Losung lauten: „Menschen aller Länder- vereinigt euch! Sucht das Gemeinsame, nicht das Trennende!“.

Ein seherisches Gedicht von Kurt Tucholsky. Geschrieben 1930

Samstag, 31. Dezember 2011 von Huste

Deutsche Polizisten schützen Faschisten!

Samstag, 31. Dezember 2011 von Huste

In Barsinghausen am Deister (Niedersachsen) wird grade Neofaschisten der Weg frei gemacht. Während Demokraten und Besucher des Falkenkellers (ein selbstverwalteter Jugendraum in Barsinghausen) vertrieben werden. Dazu ein kurzer Text der LINKEN. Barsinghausen:

Falkenkeller erneut dicht – weil Nazis es wünschen!

Weil Neonazis über den Stadtjugendpfleger angekündigt haben, Sylvester in der Barsinghäuser Innenstadt „rund um den Falkenkeller“ präsent sein zu wollen, haben Stadt und Polizei den jugendlichen NutzerInnen ein Aufenthaltsverbot für den Falkenkeller am 31.12. ab 18.30 Uhr ausgesprochen.
Damit die Neonazis sich ungestört in der Innenstadt entfalten können, sollen demokratische Jugendliche in der Sylvesternacht zuhause bleiben!

… Damit setzt die Stadt Barsinghausen ein eindeutiges Zeichen: Rechtsextremisten sind hier herzlich willkommen – Demokraten und Antifaschisten unerwünscht.

Dies ist wohl die logische Konsequenz, wenn die Verantwortlichen Beamten und Politiker „Gespräche auf einer Augenhöhe“ mit Nazis führen, in der Auseinandersetzung zwischen Demokraten und Rechtsextremisten „die Sichtweise und Interessen beider Seiten“ gleichberechtigt behandelt wissen wollen.

Wir lassen uns das Feiern und die Freiheit nicht verbieten.
Erpressungen von Nazis setzen wir ein friedliches miteinander entgegen.

Quelle: http://www.facebook.com/events/291139337603655/

Justiz mißt mit zweierlei Maß. Von Ulla Jelpke

Samstag, 31. Dezember 2011 von Huste

„Weiterhin sind Justizbehörden offenbar auf dem rechten Auge blind“, kritisiert die innenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, nachdem das Oberlandesgericht Karlsruhe eine Anklage gegen einen neonazistischen Bombenbastler abgelehnt hat. Ulla Jelpke weiter:

„Beim Umgang mit Terrorverdächtigen wird ganz offensichtlich mit zweierlei Maß. gemessen. Während Terrorverdächtige mit muslimischen Hintergrund aufgrund der Antiterrorgesetze wegen Besitzes von frei erhältlichen zum Bombenbau geeigneten Stoffen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt werden, drücken Gerichte bei waffenhortenden und bombenbastelnden Neonazis weiterhin beide Augen zu. Der Leiter der NPD-Jugend in Lörrach hatte Chemikalien, Zündschnüre, Bauteile für Fernzünder, sowie Sprengstofffachliteratur besessen. Mit dieser laut Ermittlungsbehörden größten jemals bei einem Neonazis gefundenen Menge an Bombengrundstoff hätte innerhalb weniger Stunden eine tödliche Rohrbombe gebaut werden können.
Der Anschlag eines Mitgliedes der Wehrsportgruppe Hoffmann auf das Münchner Oktoberfest 1980, der vereitelte Anschlag von bayerischen Neonazis auf die Grundsteinlegung des jüdischen Zentrums in München 2003 und die Rohrbombenanschläge der Zwickauer Nazi-Terrorzelle beweisen, dass Neonazis Sprengstoff nicht aus Spaß horten.“

Vom 20.12.11

Ein Flop. Der DGB fällte am Freitag in einer Pressemeldung ein vernichtendes Urteil über die Riester-Rente:

Samstag, 31. Dezember 2011 von Huste

Zehn Jahre nach Einführung der Riester-Rente hat der DGB Bilanz gezogen. »Die Riester-Rente ist kein Zukunftsmodell, sondern ein Flop mit riskanten Nebenwirkungen. Sie führt sowohl zu Reallohnverlusten für die Beschäftigten als auch zu sinkenden Alterseinkommen«, sagte Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied.

»Das Versprechen, die Riester-Rente könne die Rentenkürzungen ausgleichen, hat sich für die meisten als hohle Phrase herausgestellt. Die Riester-Rente darf nicht auch noch zur Voraussetzung für die geplante Zuschußrente oder ähnliche Konstrukte gemacht werden. Solange die Koalition die Privatvorsorge zur Bedingung für staatliche Hilfen macht, wird sie das Ziel, Altersarmut zu vermeiden, weit verfehlen. Die Riester-Reform ist ein Bruch mit der solidarischen Alterssicherung und ein Grund für die drohende Altersarmut.

Die Rentenkürzungen, die insgesamt bis zu 30 Prozent betragen, kann niemand durch Privatvorsorge ausgleichen. Vor allem die fast sieben Millionen Beschäftigten im Niedriglohnsektor haben kaum eine Chance, sich vor Altersarmut zu retten. Ungefähr ein Fünftel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat keine zusätzliche Vorsorge, und die meisten können nicht genügend sparen, um die gewaltigen Leistungskürzungen aufzufangen.

Wir fordern die Bundesregierung auf, die nötigen Konsequenzen zu ziehen und das Leistungsniveau der Rentenversicherung zu stärken. Es ist sozialpolitisch völlig verrückt, die Renten immer weiter zu kürzen, nur um dann den Rentenbeitrag senken zu können. Das hilft den Arbeitgebern und der privaten Versicherungswirtschaft, geht aber voll zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Milliardenüberschüsse dürfen nicht verpulvert werden, sondern müssen für mehr Sicherheit im Alter eingesetzt werden. Mit einem stabilen Rentenbeitrag von 19,9 Prozent können den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern weitere Leistungskürzungen erspart und Altersarmut verhindert werden.«

Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Neskovic (Die Linke) machte am Freitag in Deutschlandradio Kultur darauf aufmerksam, daß die Bundesregierung klammheimlich in einer Gesetzesnovelle die Luftraumüberwachung mit Drohnen ins Parlament eingebracht hat. Er sagte in dem Interview u. a.:

Man muß sich ja überlegen, daß man bestimmte Erfahrungen hat, wie insbesondere im Bereich der Sicherheitspolitik Politik funktioniert. Und da ist es so, daß man zunächst – und so verfährt hier auch der Gesetzesentwurf – positive Dinge beschreibt: Man weist darauf hin, daß es ja auch bisher schon unbemannte Flugkörper gibt (…) für zivile Einsatzmöglichkeiten, bei Umwelt- und Verkehrsüberwachung. Aber das Wort »Überwachung« bezieht sich natürlich also auch auf Bürgerüberwachung, das heißt, wir haben – ich erinnere an Heiligendamm – damals Kampfjets der Bundeswehr gehabt, die verfassungswidrigerweise dort diese Demonstrationen gefilmt haben. Das wäre vielleicht zukünftig nicht mehr nötig – in dieser Weise die Verfassung zu brechen, sondern man könnte dann, wenn die Polizei auf diese unbemannten Flugkörper zur Überwachung zurückgreift, diese Mittel dann einsetzen (…). Wir haben ja schon den Gabentisch der staatlichen Überwachung reichlich angefüllt, und das wäre jetzt zur Komplettierung genau der Weg – und dem muß man frühzeitig begegnen.

Quelle: www.jungewelt.de vom 31.12.11

Neonazimorde: Ermittler im Winterschlaf

Samstag, 31. Dezember 2011 von Huste

Berlin. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hat den deutschen Sicherheitsbehörden Untätigkeit bei der Aufklärung der neofaschistischen Mordserie vorgeworfen.

»Die Ermittler scheinen in eine Art Winterschlaf versunken zu sein«, sagte er am Freitag dem Westberliner Tagesspiegel. Es sei ein Desaster, daß nach zwei Monaten noch immer keine weiteren Erkenntnisse vorliegen. Die Behörden hätten »schon ein ganzes Jahrzehnt gepennt, und noch immer tappen wir vollkommen im dunkeln«. Dringend geklärt werden muß nach Meinung vieler Kritiker vor allem, ob es Versäumnisse auf seiten des Verfassungsschutzes oder gar eine Zusammenarbeit mit Faschisten gegeben hat. (dapd/jW)

Quelle: www.jungewelt.de vom 31.12.11

Wie geduldig darf Papier sein? Ein vergessener Bundestagsbeschluss gegen Rechtsextremismus

Freitag, 30. Dezember 2011 von Huste

Das Erschrecken war groß, als sich vor nunmehr sechs Wochen bestätigte: Rechtsextremisten schrecken nicht vor planvollem Mord und Totschlag zurück. Auch Politiker bekannten, sie hätten sich nie vorstellen können, welche Ausmaße rechtsextremistische Gewalt ausgerechnet in Deutschland erreicht hat. Könnten sie das wirklich nicht? Oder übte man sich nur im Verdrängen? Ende 2000, als Rechtsextremisten schon einmal das Land in tiefes Erschrecken getrieben hatten, gab es angeblich einen »Aufstand der Anständigen«. Paul Spiegel, damals Präsidenten des Zentralrats der Juden, sagte: »Wir dürfen bei der Bekämpfung von Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit nicht inne halten. Denn es geht nicht allein um uns Juden, um Türken, um Schwarze, um Obdachlose, um Schwule. Es geht um dieses Land, es geht um die Zukunft jedes einzelnen Menschen in diesem Land.« Danach beschloss der Bundestag detaillierte Maßnahmen »gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt«. René Heilig las im Protokoll. Der Vergleich mit der Realität dokumentiert vor allem Untätigkeit.
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Am 9. November 2000 probten die »Anständigen« den »Aufstand«. 200 000 Menschen versammelten sich in Berlin zu einer der größten Kundgebungen im vereinigten Deutschland und zeigten dem Rechtsradikalismus die rote Karte. Doch das Platzverbot wurde nicht konsequent durchgesetzt.
Foto: dpa/Stephanie Pillick

Freitag der 30. März 2001. Um 9 Uhr eröffnet Bundestagsvizepräsident Dr. Hermann Otto Solms (FDP) die 162. Sitzung. Vorgelegt sind ein Antrag der Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und PDS. Er richtet sich »gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus«. Die CDU/CSU hielt unter dem Titel »Nachhaltige Bekämpfung von Extremismus und Gewalt« ein eigenes Papier dagegen. Nach knapper Aussprache wurde der erste Antrag beschlossen.

Man kann den Grund für die wahrlich ungewöhnlich parteiübergreifende Initiative im Antrag nachlesen: »Rechtsextremismus hat sich in Deutschland im Jahr 2000 erschreckend ausgebreitet. Nach amtlichen Erkenntnissen wurden allein von Januar bis September 2000 rund 10 000 rechtsextremistisch motivierte Straftaten registriert – so viele wie im gesamten Jahr 1999. In der Zeit von 1990 bis 2000 kamen nach Medienberichten 93 Menschen durch rechtsextremistische Gewalttaten ums Leben.«

2001 – 93 Tote. Gemordet durch Rechtsextremisten. Inzwischen ist die vorsichtig geführte Statistik bei 147 angelangt. Die Bundesregierung erkennt davon nur 48 an. Eine Neonazi-Terrorzelle tötete kaltblütig mindestens zehn Menschen, ohne dass die Sicherheitsbehörden ihr Einhalt geboten. Und noch immer drücken sich die Verantwortlichen um die Frage herum, wie das geschehen konnte.

Um diesen Weg ins Verhängnis zu blockieren, gab es in der Regierungszeit von Rot-Grün den Antrag mit der Registriernummer 14/5456, datiert mit dem 6. März 2001. Er ist acht eng beschriebene Seiten lang. Versprochen wird: Der Deutsche Bundestag wird alles daran setzen, Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt wirksam zu bekämpfen. Der Beschluss berührt Migrationsfragen, das Asylrecht und Minderheitenschutz, er fordert mehr Engagement gegen Jugendarbeitslosigkeit, bestärkt freie Träger ebenso wie Sicherheitsbehörden beim Schutz von Demokratie und menschlicher Toleranz, richtet den Blick auf die NPD und verlangt eine bessere Bildung insbesondere zu Fragen der deutschen Geschichte.

Man wolle »Zivilcourage stärken und appelliert vor allem an die Städte und Gemeinden, sich für Gemeinsinn, ein solidarisches Zusammenleben aller Menschen und für Demokratie und Toleranz zu engagieren. Vorurteilen oder Ausschreitungen von Personen oder Personengruppen kann gerade vor Ort durch ein couragiertes Auftreten aller Bürgerinnen und Bürger besonders wirksam begegnet werden. Solches Handeln verdient öffentliche Unterstützung, auch seitens der staatlichen Ebenen.«

Das klingt nicht danach, als hätte das Parlament das Familienministerium – heute geleitet von Kristina Schröder (CDU) – beauftragt, engagierten antifaschistischen Organisationen Knüppel in den Weg zu leben. Der Bundestag, so heißt es weiter, stehe auf der Seite der Opfer von Straf- und Gewalttaten. Im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt kommt deshalb dem Opferschutz ein besonderer Stellenwert zu.«

Man liest im 2001er Protokoll auch, dass die Bundesregierung aufgefordert wird, »in Zusammenarbeit mit den Ländern und Trägern der Jugendsozialarbeit zum Beispiel durch Modellprojekte dafür zu sorgen, dass insbesondere in Gebieten, in denen Rechtsextremisten so genannte >national befreite< oder >ausländerfreie< Zonen schaffen wollen und bei denen die Gefahr besteht, dass diese Bestrebungen erfolgreich sind, in der Jugendarbeit geschützte Räume geschaffen werden können, in denen sich demokratisch orientierte Jugendliche aufhalten können, ohne der Gefahr einer Bedrohung von Rechtsextremen ausgesetzt zu sein.« Ziel müsse sein, »in diesen Gebieten die volle Bewegungsfreiheit auch für Minderheiten oder Gegner der Rechtsextremen wieder herzustellen«. Geschehen ist nicht nur im Osten Deutschlands das Gegenteil. Kameradschaften nach Art des Thüringer Heimatschutzes sowie sogenannte Freie Kräfte erstarkten und rekrutierten - assistiert von Verfassungsschützern - junge Nachläufer. Aus denen dann - siehe Zwickauer Zelle - sogar terroristische Banden wurden. Die Bundesregierung wurde vom Parlament beauftragt, »den organisierten Rechtsextremismus und die so genannte >Neue Rechte< mit allen Mitteln des demokratischen Rechtsstaates zu bekämpfen«. Sie sollte auch prüfen, »ob und gegebenenfalls wie analog zur Europäischen Beobachtungsstelle für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zur frühzeitigen Erkennung von Problemlagen und der Sensibilisierung der Öffentlichkeit die Einrichtung einer entsprechenden Beobachtungsstelle in der Bundesrepublik Deutschland unterstützt werden kann«. Diese Einrichtung existiert noch immer nur als Forderung der PDS-Nachfolgepartei DIE LINKE. Zu lesen ist, dass »die Bekämpfung von Gewaltstraftaten ein Schwerpunkt der Strafverfolgung wird«. Der Bundestag bittet die insoweit zuständigen Länder, »dieses Anliegen zu unterstützen und hierzu Konzepte zu entwickeln, die im Rahmen des geltenden Rechts vermehrt Schwerpunktermittlungen und auch präventive Bestreifungen von bekannten Treffpunkten rechtsextremer Gewalttäter ermöglichen. Bei Gewaltstraftaten sollte eine möglichst zeitnahe Reaktion auf die Straftaten erfolgen.« Es scheint, als sei der Bundestagsbeschluss von Verfassungsschützern aus Bund und Ländern mit Vorsatz sabotiert worden. Die Abgeordneten forderten die Regierung auf, »im Deutschen Bundestag Bericht über die aktuellen und geplanten Maßnahmen und Aktivitäten der Bundesregierung gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt zu erstatten. Er ermuntert die Bundesregierung, ihren diesbezüglichen Einsatz zu verstetigen und wird sie dabei unterstützen.« Wie geduldig darf Papier sein? Die Linksfraktion im Bundesstag legte im November 2011 ein Fünf-Punkte-Programm zur Aufklärung des Versagens von Sicherheitsbehörden und Politik im Kampf gegen Rechts vor: 1. Aufklärung – grundlegend, substanziell, öffentlich, nachvollziehbar; 
2. Gegen weitere Aufrüstung der Sicherheitsdienste – weniger Geheimdienste, mehr Demokratie; 3. Sofortige Abschaltung aller V-Leute in der Naziszene; 4. Einrichtung einer unabhängigen Beobachtungsstelle gegen Rechtsextremismus; 5. Neue Strukturen Quelle: Neues Deutschland vom 24.12.11

»Glaube ist immer fundamentalistisch«. Über Gott und die Welt oder den Ursprung von Himmel und Hölle. Gespräch mit Andreas Kilian. Interview: Reinhard Jellen

Freitag, 30. Dezember 2011 von Huste

Der Biologe und Chemiker Andreas Kilian hat am Fraunhofer Institut AIS (Autonome Intelligente Systeme) und in der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) zu soziobiologischen Themen geforscht.

Was unterscheidet Wissenschaft vom Glauben?
Wissenschaft ist eine Methode, die mit Hilfe der Empirie und Logik nachvollziehbare und überprüfbare Ergebnisse ermöglicht, aus denen Erkenntnisse und Hypothesen abgeleitet werden können, die falsifizierbar sein müssen. Der religiöse Glauben ist ein Ergebnis, von dem niemand weiß, wie man dort hin gekommen ist, noch wie die Glaubensinhalte zu überprüfen sind. Religiöser Glauben ist immer fundamentalistisch.

Religionen können sich nicht aus sich selbst heraus erklären. Es sei denn, man akzeptiert die Kapitulation der Logik, den Zirkelschluß: Es ist heilig, weil es in den heiligen Büchern steht, und es steht in den heiligen Büchern, weil es doch heilig ist. Wohin sollen denn willkürliche Glaubensannahmen führen, wenn nicht zur nächsten willkürlichen Annahme? Religionen sind in sich geschlossene – zum Teil logisch erscheinende – Argumentationsebenen, die aber keinen überprüfbaren Bezug zu einer nachweisbaren, meßbaren Empirie haben. Das heißt, sie sind als Ganzes von der Realität abgetrennt.

Welche Rolle spielen Wissenschaft und Religion bei der Herausbildung humanistischer Werte? Bleibt dem Menschen, wie der Papst behauptet, ohne theologisches Weltbild nur ethischer Relativismus und moralischer Nihilismus? Bekommt nicht eher der Pontifex Maximus Schwierigkeiten, aus den Geboten eines naturtranszendenten Gottes Werte abzuleiten, die auch hier unten auf der Erde gelten sollen, weil sich eben der Maßstab dieser Werte, der wundertätige Gott, komplett Verstand und Wissenschaft entzieht und alle Interpretation, entgegen dem konservativ-christlichen Festigkeitspathos, reine Willkür ist?

Biologisch betrachtet sind Ethiken auch nur Spielregeln des Zusammenlebens. Sie sind bei allen sozialen Tieren anzutreffen. Als Ergebnis der Verhalten, die sich als positiv für Individuen und Gruppe in der Evolution herauskristallisiert haben. Mit Hilfe dieser Spielregeln lassen sich Gruppendynamiken situativ lenken. Für welche Richtung wir uns in der Entwicklung der Gruppendynamiken entscheiden, ist aber immer willkürlich, da die Evolution kein Ziel hat.

Naturalisten sind sich dieser Willkür bewußt, wenn sie sich eine Zukunft für die Menschheit vorstellen. Der Papst entscheidet sich aufgrund seiner persönlichen Interpretation von heiligen Texten für eine Richtung, die er nicht wissenschaftlich rechtfertigen kann. Einen neutralen Ausweg mit Hilfe von Logik oder Wissenschaft gibt es nicht, weil selbst unser Gehirn auch nur eine Blaupause unserer evolutiven Entwicklung ist. Wir finden »gut«, was in unserer Phylogenie positiv selektiert wurde, und wir finden »schlecht«, was zu individuellen Nachteilen führen kann. Zudem kann niemand ein allgemein akzeptables Ziel nennen, wohin unsere Gesellschaft steuern soll.

Die Frage, die sich uns also stellt, ist: Wollen wir der willkürlichen Interpretation einzelner Herrscher folgen und den krankhaften Versuch starten, Heilige zu werden, oder wollen wir große Teile unserer Natur als gegeben akzeptieren und das ändern, was realistisch zu ändern ist.

Für die Erarbeitung von humanistischen Werten brauchen wir weder Religion noch Offenbarung, sondern gesunden Menschenverstand. Da brechen auch keine Weltbilder zusammen, weil alle Religionen bisher nur auf den Spielregeln existieren konnten, die der Mensch sowieso schon seit dem Pleistozän hat. Nicht umsonst zeigen Untersuchungen, daß alle Menschen auf der Welt über die gleichen Grundbegriffe von Moral und Ethik verfügen. Daran haben auch Religionen nie etwas ändern können. Alles, was wir ändern können, sind die Lebensbedingungen, damit die Menschen die Verhalten zeigen können, die wir als sympathisch empfinden.

Sie erklären wesentliche Glaubensinhalte und -formen mit Erfahrungen, die bereits die Frühmenschen machten, und die dem Menschen im Kampf ums Dasein Entwicklungsvorsprünge bescherten. Heutzutage seien sie auch kontraproduktiv wirksam. Können Sie dafür Beispiele geben? Ist dieser Sprung von der Frühzeit in die Gegenwart nicht allzu gewagt?
Ich spekuliere gerne und lade jeden dazu ein mitzuspekulieren. Für unsere geistige Entwicklung gibt es keine Fossilfunde, mit denen etwas nachgewiesen werden könnte. Alles, was wir haben, sind unser rezenter Status Quo sowie gewisse plausible Annahmen aufgrund von Indizien, wie es in unserer Evolution zugegangen sein könnte.

Davon ausgehend, daß unsere Vorfahren auf Bäumen gelebt und dort Schutz vor Raubtieren gefunden haben, wage ich die Behauptung, daß wir die Richtung »Oben« und den Eindruck »Licht« mit der Rettung unseres Lebens, während wir alles unter unseren Füßen mit dem Begriff »Böse«, »Raubtier« oder zumindest mit der Empfehlung »Vorsicht« assoziieren. Diese uralten und wahrscheinlich bei vielen Baumbewohnern anzutreffenden Grundempfindungen betrachte ich als Grundlage für unsere Vorstellungen von Himmel und Hölle. Engel sind immer Lichtwesen mit einer Aura oder einem Lichtnimbus. Teufel haben Ähnlichkeit mit Fleischfressern und wohnen unter der Erde.

Ein weiteres klassisches Beispiel ist die Interpretation von Gegenständen. Wer von unseren Vorfahren in der Savanne nicht entscheiden konnte, ob es sich um einen Löwen oder einen Termitenhügel handelt, der tat gut daran, lieber einmal zuviel als ein einziges mal zu wenig einen großen Bogen darum zu machen. Überlebt und fortgepflanzt haben sich zumindest nur die, die auch in unbelebte Gegenstände etwas Lebendiges hineininterpretiert haben. Und so verwundert es nicht, wenn wir auch heute noch Computer anschreien und Ampeln um ein sattes Grün beschwören. Soweit der kleine Aberglaube und soweit in Ordnung.

Von biologischer Überinterpretation kann aber wohl gesprochen werden, wenn ich Holzfiguren schnitze und sie um Glück anbete. Hier hat sich wohl die einst biologisch sinnvolle Software etwas verselbstständigt. Kontraproduktiv wird es in dem Augenblick, wo ich dieses Verhalten auch von anderen Artgenossen verlange.

In seinem Buch »Die Logik der Nicht-Logik. Wie Wissenschaft das Phänomen Religion heute biologisch definieren kann.« (Alibri Verlag 2010) zeigt Kilian die Ausrichtung des menschlichen Gehirns auf die Bewältigung von Situationen im urzeitlichen Überlebenskampf. Es sucht bei lebenswichtigen Angelegenheiten zuallererst nicht die beste, sondern der schnellste Lösung, und so zeichnet sich das Verhalten des Menschen nicht durch Weitsichtigkeit, sondern Schnelligkeit und Effektivität aus. Die Komplexitätsreduktion verschafft ihm einen überlebenswichtigen Zeitvorteil, dafür muß er mit Denkabbreviaturen wie Vorurteil und Intuition operieren. Die Wissenschaft untersucht diese Inhalte, und was sich dem rational gesicherten Wissen entzieht, bleibt übrig als Religion, deren unterkomplexe Antworten aus der menschlichen Evolution entstanden sind.

Quelle: www.jungewelt.de vom 30.12.11

Ein Versuch, Menschen zu töten. Zu dem Brandanschlag am Sonntag verbreitete das Georg-von-Rauch-Haus in Berlin am Dienstag folgende Erklärung:

Mittwoch, 28. Dezember 2011 von Huste

Am Morgen des 25. Dezember wurde im Georg-von-Rauch-Haus an zwei verschiedenen Stellen im Eingangsbereich Feuer gelegt. Durch das sich ausbreitende Feuer kam es zu einer immensen Rauch- und Hitzeentwicklung im Haus. Gleichzeitig fielen Strom und Wasser aus, was eigene Löschversuche unmöglich machte.

In dem Haus, in dem über 35 Personen leben, wurden schlafende Bewohnerinnen und Bewohner durch den Rauch bzw. Schreie wach, wobei es ihnen zum Teil unmöglich war, durch die Treppenhäuser zu fliehen. Zu stark waren Rauch und Hitze. Einige sind von ihren Fenstern aufs Dach geklettert, bis sie von der Feuerwehr heruntergeholt wurden. Andere haben versucht, aus ihren Fenstern auf die Straße zu gelangen. Durch Stürze sind zwei Hausbewohner mit (teilweise komplizierten) Knochenbrüchen immer noch im Krankenhaus und müssen operiert werden. Ein Bewohner hat sich beim Greifen ans glühende Treppengeländer schwere Verletzungen an den Händen zugezogen. Weitere Personen wurden mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht. (…)

Spekulationen über Täter wollen wir zu diesem Zeitpunkt ausdrücklich nicht unterstützen, da es bisher weder Zeugen noch Bekennerschreiben jeglicher Art gibt. Jedoch sehen wir in dieser Tat einen Angriff auf das Haus, dessen Bewohner und das, wofür das Rauchhaus steht.

Dieser Brandanschlag war ein Versuch, Menschen zu töten!!!

(…) Wir planen, zusammen mit den vielen solidarischen Unterstützerinnen und Unterstützern, die in den letzten Tagen ihre Hilfe angeboten haben und bei denen wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken wollen, einen Aktionstag durchzuführen, an dem wir gemeinsam und selbst organisiert die Brandschäden reparieren.

(…)

Wir laden euch ein, an unserem Aktionstag am Mittwoch, 28. Dezember, ab 10 Uhr, und an unserem öffentlichem Plenum am darauffolgenden Donnerstag, 19 Uhr, teilzunehmen. Auch wenn die Lage für uns zur Zeit noch sehr unübersichtlich ist – es gibt viel zu tun und wir wollen einen ersten Schritt machen.

Info im Internet: www.Rauchhaus1971.de

Quelle: www.jungewelt.de vom 28.12.11

»Hört auf, die Banken zu schonen«

Mittwoch, 28. Dezember 2011 von Huste

In der Financal Times Deutschland schreibt der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Simon Johnson, unter diesem Titel am Dienstag:

Große Banken repräsentieren die höchste Stufe der konzentrierten Wirtschaftsmacht in den heutigen Volkswirtschaften. Sie können allen durchgreifenden Reformen widerstehen, die ihre Vergütungspläne tatsächlich ändern könnten. Ihre Manager wollen alle Vorteile, aber keine Nachteile. Aber Kapitalismus ohne die Möglichkeit des Scheiterns ist keine wahre Marktwirtschaft. Wir unterhalten eine groß angelegte, nicht transparente und gefährliche staatliche Subvention, die hauptsächlich einigen wenigen, extrem wohlhabenden Menschen zugutekommt. (…) Konzentrierte Finanzmacht ist ein Geschenk, das sich noch immer auszahlt – nur nicht für uns.

Quelle: www.jungewelt.de vom 28.12.11

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