Wolfgang Huste Polit- Blog

Kriegsverbrecher enttarnt. Von André Scheer

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Als US-Präsident Barack Obama am 10.Dezember 2009 in Oslo den Friedensnobelpreis erhielt, sagte er in seiner Dankesrede: »Ich (bin) der lebendige Beweis für die moralische Kraft von Gewaltlosigkeit.« Am gleichen Tag vermelden Obamas Soldaten im Irak in einem als »Geheim« deklarierten Rapport die Ermordung eines Zivilisten nahe Kirkuk, der auf dem Weg von der Arbeit nach Hause war und von einem Auto aus erschossen wurde. An diesem Tag berichteten die US-Soldaten außerdem über fünf direkte Gefechte und mehrere Verletzte. Ein relativ ruhiger Tag im Irak unter der US-Besatzung, wie er sich in 400000 Geheimberichten widerspiegelt, die das Internetportal WikiLeaks in der Nacht zum Sonnabend ins Netz gestellt hat. Die Bilanz dieser Dokumente aus den Jahren 2004 bis 2009: Mehr als 109000 Getötete, darunter mehr als 66000 Zivilisten, weit mehr, als die USA bislang zugegeben hatten.

Damit hat sich die Gruppe um den gebürtigen Australier Julian Assange nicht dem Druck Washingtons gebeugt, das mit allen Mitteln versucht hatte, die Veröffentlichung der Dokumente zu verhindern oder zumindest die Glaubwürdigkeit von WikiLeaks zu erschüttern. Der US-Gefreite Bradley Manning, der WikiLeaks Zehntausende im Juli veröffentlichte Dokumente aus dem Afghanistan-Krieg zugespielt haben soll, sitzt seit Monaten im Gefängnis, für ihn wird sogar die Todesstrafe gefordert. Die US-Administration setzte WikiLeaks außerdem auf ihre Liste der zu überwachenden Terroristen und ihrer Sympathisanten, wie das US-Magazin Counter-Punch vor zehn Tagen enthüllte.

Die nun offengelegten Dokumente bestätigen, daß die Folterung von Gefangenen auch nach dem Skandal von Abu Ghraib 2004 nicht eingestellt wurde. Zwischen August 2005 und Ende 2009 finden sich in der Datenbank 303 Berichte über Mißhandlungen von Inhaftierten durch die Truppen der Besatzerkoalition, darunter Elektroschock- und Wasserfolter sowie Scheinhinrichtungen. In nahezu der Hälfte der Fälle wurde die Folter von US-Medizinern überwacht.

Am 22. Februar 2007 griff die Besatzung eines Hubschraubers Aufständische an. Nachdem deren Fahrzeug durch Schüsse fahrunfähig gemacht worden war, verließen die »feindlichen Kämpfer« das Auto, um sich zu ergeben. Daraufhin fragte die Besatzung– Codename »Crazyhorse« – bei ihrer Kommandostelle nach und bekam zur Antwort, daß man sich keinem Helikop­ter ergeben könne. Die Kämpfer seien weiter legitime Angriffsziele, woraufhin die Hubschrauberbesatzung das Feuer auf die beiden Männer eröffnete.

Der britische Vizepremier Nick Clegg räumte ein, daß die sich aus den veröffentlichten Dokumenten ergebenen Anschuldigungen »sehr ernst« seien. So soll aus den Papieren auch hervorgehen, daß ein britischer Soldat ein acht Jahre altes Mädchen beim Spiele erschossen habe, während seine Kameraden an andere Kinder Süßigkeiten verteilten. Darüber informierte Rechtsanwalt Phil Shiner dem britischen Daily Mirror zufolge bei einer Pressekonferenz am Sonnabend in London. Dort kündigte WikiLeaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson außerdem an, »sehr bald« weitere 15000 Dokumente aus dem Afghanistan-Krieg zu veröffentlichen. Diese seien »sehr heikel« und deshalb im Juli nicht zusammen mit den anderen Berichten ins Netz gestellt worden.

www.wikileaks.org

Quelle: www.jungewelt.de vom 25.10.10

Dieser Beitrag wurde am Montag, 25. Oktober 2010 um 11:52 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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