Wolfgang Huste Polit- Blog

Der Sumpf um die Rheinland-Pfalz-Bank und die ISB Mainzer Jobkillerei – Verwicklungen im Nürburgring-Skandal. Von Dr. Wilhelm Vollmann

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Schon 2008 hatte die Landesregierung, namentlich Beck und Deubel (beide SPD), die Landesbank Rheinland-Pfalz an die Baden-Württembergische Landesbank LBBW verscherbelt. Im Zusammenhang mit dieser unverantwortlichen Aktion wurde der Stellenbestand in Mainz laut Verkaufsvertrag zunächst auf 855 Mitarbeiter gesenkt.

Die kümmerlichen Reste der einst so stolzen RLP-Landesbank bilden jetzt die so genannte „Rheinland-Pfalz-Bank“, die sich vor allem um Immobiliengeschäfte kümmern sollte. Unter dem Vorwand der Finanzkrise haben beide Landesregierungen dann im letzten Jahr einer drastischen Reduzierung der Stellenzahl auf nur noch 600 zugestimmt. Dies hindert die LBBW nicht, jetzt ohne jede Rücksicht auf den Kaufvertrag einen weiteren Stellenabbau auf nur noch 550 vorzunehmen. Dies wird mit der schwierigen finanziellen Lage der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) begründet, die im Zuge der Immobilienkrise große Verluste hinnehmen musste. Ein Ende dieser Jobkillerei ist nicht abzusehen.

Der Deubel-Nachfolger Kühl, ebenfalls SPD, bescheidet sich erklärtermaßen auf die vage Hoffnung, dass die CDU-Landesregierung in Stuttgart als Gesellschafterin der LBBW schon im Sinne von RLP Einfluss nehmen werde – diese Untätigkeit ist nachgerade typisch für die Rheinland-Pfälzische SPD-Regierung. Auf Einhaltung des Kaufvertrags durch die LBBW zu pochen und so die Arbeitsplätze zu sichern und die unsägliche Jobkillerei zu beenden, will der Sozialdemokrat Kühl gar nicht erst versuchen.

Der bodenlose Sumpf wird vollends deutlich, wenn man die engen Verbandelungen der Rheinland-Pfalz-Bank mit anderen RLP-Finanzakteuren in Betrachtung zieht. Da ist an erster Stelle die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) zu nennen. Deren wichtige Rolle im äußerst provisionsträchtigen Finanzierungs- und Refinanzierungskarussel unterstreicht auch Brüderle-Spezi Metternich – bis vor Kurzem noch Geschäftsführer der ISB. Zurzeit ist Metternich Dank seiner engen Verbindung zu Brüderle (FDP) die Treppe nach oben in richtung Bundesregierung gefallen und „Kreditmediator“ der Bundesregierung.

Beide Institute haben ihre besonderes enge Verflechtung ausdrücklich in Vertragsform gegossen: Danach stellt die ISB zinsgünstige Refinanzierungsdarlehen bereit. Diese sollen von der Rheinland-Pfalz Bank an Firmenkunden in Rheinland-Pfalz vermittelt werden – gegen hohe Provisionen, versteht sich.

Hubert Sühr, Vorstand der Rheinland-Pfalz Bank, wird gewährt Einblick in den Finanzierungssumpf größerer Projekte: „Wir begrüßen daher die Zusammenarbeit mit der ISB, die für uns von besonderer Bedeutung ist. Als öffentliche Förderbank bekommt die ISB zu günstigen Konditionen Geld am Kapitalmarkt, das sie wiederum den Geschäftsbanken als so genannte Refinanzierungsdarlehen zur Verfügung stellt. Diese können dann aus den vereinbarten Kontingenten jeweils günstige Kreditangebote für ihre Kunden entwickeln mit besonderen Laufzeiten und Tilgungsstrukturen.“

Auf diesem Wege ist die ISB offensichtlich auch über die Rheinland-Pfalz-Bank in den Nürburgring-Skandal verwickelt und hat wahrscheinlich als eine Art von „Knüppeldamm“ über den Sumpf fungiert. So hat die Staatsanwaltschaft erst vor wenigen Tagen im Zuge der Untreue-Ermittlungen am Nürburgring die Mainzer Geschäftsräume der ISB durchsucht.

Im Landtagsuntersuchungsausschuss zur Nürburgring-Affäre haben sowohl der frühere Geschäftsführer der ISB Metternich ebenso wie Roland Wagner, Geschäftsführer der ISB-Tochter RIM die Aussage verweigert. Gegen beide laufen staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wegen Untreue und Betruges beim Nürburgringprojekt in der Eifel.

Kurt Beck und seine SPD-Landregierung sollten sich zu ihrer Mitverantwortung für diesen öffentlich bekennen und dabei mithelfen, ihn ein für alle Mal trocken zu legen. Es geht nicht an, dass die Verantwortlichen für die gigantische Verschwendung von Steuermitteln nach wie vor verborgen bleiben.

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 26. November 2010 um 14:49 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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2 Comments

  1. Geheimgutachten im Internet – 25.11.2010 06:40

    Die für ihre Globalisierungs-Kritik bekannte Organisation
    Attac (attac.de) hat das vom Landtag angeforderte,
    größtenteils geheime Gutachten zu den US-Hypothekenanleihen
    der Landesbank vollständig im Internet veröffentlich. Die
    Gutachter beschreiben darin, warum der Ex-Verwaltungsrat
    schadenersatzpflichtig sei. Der CSU-Abgeordnete Ernst
    Weidenbusch, Chef der Parlamentarischen Kontrollkommission
    für die BayernLB, will Strafantrag gegen Attac stellen. Das
    Gutachten enthalte Bankgeheimnisse, die Veröffentlichung
    aller 1300 Seiten gefährde Interessen des Freistaats. o.k.

    http://www.sueddeutsche.de/n5D38M/3743612/Geheimgutachten-im-Internet.html

    freundliche gruesze

    Gerold Korbus

    die relevante seite zum gutachten ist dort:
    http://www.attac.de/aktuell/neuigkeiten/detailansicht/datum/2010/11/24/attac-veroeffentlicht-brisantes-gutachten-zur-bayern-lb
    (sollte der link durch eine zeilenschaltung getrennt werden:
    das funktioniert natuerlich nur als eine zeile.)

    Die drei Bände des Gutachtens (ca. 1300 Seiten) können hier
    heruntergeladen werden:
    * Band 1 (PDF-Dokument; 25 MB)
    * Band 2 (PDF-Dokument; 20 MB)
    * Band 3 (PDF-Dokument; 25 MB)
    http://gutachten.attac.de/FGS_Gutachten_BayernLB_Band_1-web.pdf
    http://gutachten.attac.de/FGS_Gutachten_Bayern_LB_Band_2-web.pdf
    http://gutachten.attac.de/FGS_Gutachten_BayernLB_Band3-web.pdf

    Die Kanzlei Flick/Gocke/Schaumburg hat Ergebnisse des
    Gutachtens auf zwei Seiten zusammengefasst:
    * Ergebnisse (PDF-Dokument; 0,2 MB)
    http://gutachten.attac.de/Ergebnis_Gutachten_FGS.pdf

    Der Untersuchungsausschuss zur Bayern LB (mit Terminen):
    http://www.bayern.landtag.de/cps/rde/xchg/landtag/x/-/www1/482_5672.htm

    attac-PM:

    Attac veröffentlicht brisantes Gutachten zur Bayern LB
    Demokratie braucht Transparenz / Keine Bankenrettungen, ohne Ursachen offen zu
    legen
    Frankfurt am Main, 24.11.2010

    Das globalisierungskritische Netzwerk Attac hat am heutigen
    Mittwoch ein brisantes Gutachten zur Verantwortung für die
    Krise der Bayerischen Landesbank ins Internet gestellt. Es
    war vom bayerischen Landtag bei der Kanzlei
    Flick/Gocke/Schaumburg in Auftrag gegeben worden und
    behandelt die Frage der möglichen Haftbarkeit der Vorstände
    und Verwaltungsräte. Im Rahmen des Untersuchungsausschusses
    im Landtag ist aus dem Gutachten zitiert worden, es wurde
    aber nie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

    Dabei gehen die Gutachter mit den Verantwortlichen in
    Vorstand und Verwaltungsrat hart ins Gericht: „… haben
    die Vorstandsmitglieder in schwerwiegender Weise schuldhaft
    ihre Überwachungspflicht … verletzt“ heißt es da. Und:
    „Mit dem Aufbau der ABS- Investment-Portfolien hat der
    Vorstand der Bayern LB den dieser Landesbank durch Gesetz
    und Satzung zugewiesenen Aufgaben- und Wirkungskreis
    überschritten“. Sowie: „Infolge der Pflichtverletzungen
    sowohl des Vorstandes als auch des Verwaltungsrates ist der
    Bayern LB bereits ein Schaden entstanden….“

    Dazu sagte Jutta Sundermann vom Koordinierungskreis von
    Attac: „Die Zockerei der Geldhäuser hat Schäden in
    Milliardenhöhe angerichtet. Obwohl wir Bürgerinnen und
    Bürger zahlen mussten, wurden überall Informationsblockaden
    errichtet. Für eine demokratische Aufarbeitung und vor
    allem die Verhinderung künftiger Krisen braucht es aber
    Öffentlichkeit. Deshalb haben wir im April ein
    zivilgesellschaftliches Bankentribunal organisiert, und
    deshalb ist es richtig, dieses Gutachten zur Verfügung zu
    stellen.“

    „Es darf keine Bankenrettungen geben, ohne die Ursachen und
    Verursacher der Krise offen zu legen! Wenn Geld von
    Steuerzahlern eingesetzt wird, muss sich auch die
    Geschäftspolitik einer Bank ändern“, ergänzte Detlev
    Larcher, ebenfalls Mitglied im Attac-Koordinierungskreis.

    In München arbeitet derzeit der Untersuchungsausschuss des
    bayerischen Landtags zu den Vorgängen um die Krise der
    Bayern LB. Vor dem Ausschuss verantworten müssen sich neben
    Ministerpräsident Horst Seehofer und seinem Vorgänger
    Günther Beckstein zahlreiche ehemalige und aktuelle
    Mitglieder der bayerischen Landesregierung. Auch die
    Staatsanwaltschaft prüft Verfahren gegen einige der
    verantwortlichen Manager der Bayern LB.

    Die Landesbank des Freistaates hatte Milliarden Euro bei
    einem Übernahmeversuch der österreichischen Bank Hypo Group
    Alpe Adrai (HGAA) versenkt, weitere 300 Millionen durch den
    Lehmann-Crash verloren und war mit einem staatlichen
    Rettungsschirm in Höhe von mehr als 31 Milliarden Euro vor
    der Pleite bewahrt worden.

    Der Untersuchungsausschuss tagt das nächste Mal am morgigen
    Donnerstag, 25. November, ab 9 Uhr im bayerischen Landtag
    (Max-Planck-Straße 1, München). Die Sitzungen sind in der
    Regel öffentlich.

    http://www.attac.de/aktuell/presse/detailansicht/datum/2010/11/24/attac-veroeffentlicht-brisantes-gutachten-zur-bayern-lb-1/?cHash=e27f30d9f3533424ed9f84c05fc9af4d

    Attac-Webseiten zum Thema:
    Attac-Bankentribunal in der Berliner Volksbühne – 24.11.10
    http://www.attac.de/aktuell/krisen/bankentribunal/
    Finanzmarktkrise – 10.09.10
    http://www.attac.de/aktuell/krisen/

    Comment: Wolfgang Huste – 26. November 2010 @ 17:46

  2. Wie weiter mit dem Nürburgring?

    Über 300 Millionen Euro wurden in den Nürburgring
    gesteckt, das Zepter des Handelns aus der Hand
    gegeben. Der Sozialpakt mit der Region wurde durch die
    SPD-Regierung aufgekündigt. Leidtragende sind Hotellerie
    und Gastronomie der Umgebung. Hunderte Arbeitsplätze
    sind gefährdet, vielen kleinen und mittleren Betrieben
    droht das Aus. Ein Umdenken muss stattfinden.
    Wie? Darüber möchten wir mit Ihnen diskutieren.

    Thomas Lutze, MdB DIE LINKE
    Robert Drumm und Tanja Krauth, Spitzenkandidaten
    Marion Morassi, Direktkandidatin im Wahlkreis 14
    laden zum Gespräch

    Dienstag, den 7.12.2010 // Beginn: 19 Uhr
    In der Pistenklause
    im Hotel „Am Tiergarten“
    Kirchweg 4
    53520 Nürburg

    Comment: Wolfgang Huste – 26. November 2010 @ 18:47

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