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Krankmacher Billigessen. Nach Krankheitswelle sprechen sich Wissenschaftler für die Einhaltung grundlegender Standards bei Schulverpflegung aus. Ministerin Aigner setzt auf »Weiter so«. Von Markus Bernhardt

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In der vergangenen Woche litten vor allem in Ostdeutschland und dem Raum Berlin über 10000 Kinder und Jugendliche unter Brechdurchfall. Nun ist eine Diskussion über die Qualität der Verpflegung in Kindergärten und Schulen entbrannt. Ausgelöst worden war die Krankheitswelle nach derzeitigen Informationen offenbar durch Tiefkühlerdbeeren, die aus China stammten.

Als Konsequenz aus den Vorfällen spricht sich nicht nur die Linksfraktion im Bundestag für die gezielte Förderung regionaler und saisonaler Versorgungskreisläufe für das Schul- und Kitaessen aus. Auch die Berliner Senatsverwaltung für Verbraucherschutz forderte am Wochenende, auf Lebensmittel, die nicht der Saison entsprechen, für Schulessen zu verzichten. »Erdbeeren Ende September müssen wirklich nicht sein«, stellte Berlins Verbraucherschutzstaatssekretärin Sabine Toepfer-Kataw (CDU) klar.

Widerspruch erntete die Staatssekretärin von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU), die sich dagegen aussprach, für Schulessen nur noch saisonale Lebensmittel zu nutzen. »Wir werben für regionale und saisonale Produkte, aber auch bei Lebensmitteln aus dem Ausland muß sich der Verbraucher jederzeit darauf verlassen können, daß sie sicher sind und von hoher Qualität«, sagte Aigner der Welt am Sonntag.

Kritik am System der Schul- und Kitaverpflegung übten am Wochenende außerdem mehrere Experten. So kam die Hamburger Ernährungswissenschaftlerin Ulrike Arens-Azevêdo in einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie über die ökonomischen Zwänge der Schulverpflegung zu dem Schluß, die Essenspreise seien in einigen Bundesländern so niedrig angesetzt, daß die Einhaltung von Ernährungsstandards nicht gewährleistet werden könne. So werde ein Schulessen in Bayern etwa für 4,20 Euro pro Portion ausgeschrieben. Hingegen würden in Hamburg 3,50 Euro veranschlagt, während in Berlin 2,10 Euro und in Thüringen sogar nur 1,90 Euro pro Portion veranschlagt werden, womit die Einhaltung grundlegender Standards bei Schulverpflegung kaum zu gewährleisten sei.

Dem pflichtete auch der Ernährungswissenschaftler Volker Peinelt von der Hochschule Niederrhein bei. »Mit 4,50 Euro wäre nach unseren Berechnungen aber eine vollwertige warme Mahlzeit für Kinder und Jugendliche machbar – alle Kosten eingeschlossen«, konstatierte er in einem Interview mit den Dresdner Neuesten Nachrichten.

Ausgelöst worden war die Krankheitswelle nach derzeitigen Informationen durch aus China importierte tiefgekühlte Erdbeeren. Ob die Früchte mit dem leicht übertragbaren Norovirus infiziert waren, gilt derzeit noch nicht als endgültig gesichert. »Die Untersuchungen laufen weiter«, sagte eine Sprecherin des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Wochenende. Mit endgültigen Ergebnissen rechne die Behörde jedoch erst im Laufe dieser Woche, da die Analyse der Früchte sehr komplex sei.

Während der Nachweis von Noroviren bei den Erdbeeren noch nicht erbracht ist, ist indes mittlerweile klar, daß der Brechdurchfall bei den meisten Schülern und Kindern auf die leicht übertragbare Infektion zurückzuführen ist. So waren die Viren bei Überprüfungen der Landeslabore beim Gros der Patienten nachgewiesen worden.

Quelle: www.jungewelt.de vom 08.10.12

Dieser Beitrag wurde am Montag, 08. Oktober 2012 um 13:18 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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