Wolfgang Huste Polit- Blog

Rohstoffinteressen. Aus der Erklärung des Komitees für Grundrechte und Demokratie vom 25. Januar zum Krieg in Mali:

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Was geschah: Ein lange vorbereiteter und dann scheinbar plötzlicher Einsatz der französischen Kolonialtruppen in Mali. Begeisterte Zustimmung in Frankreich. Beschwörung einer »natürlichen« Gefolgschaftstreue in europäischen Medien. Es wird klar, der Krieg um Mali soll nach dem Willen der herrschenden Kräfte eine EU-europäische Angelegenheit werden. (…) Angeblich geht es wieder um die Verteidigung humaner Werte, aber darum ging es doch nie, außer in der medialen Propaganda. Wir erinnern uns, daß Frankreich im Massaker der Hutu an den Tutsi nicht die Opfer schützte, sondern deren Mörder. Wir erinnern auch an die Kolonialzeit, in der England, Frankreich, Holland, Belgien, Spanien, Portugal, Italien und auch Deutschland sich wie die Hyänen auf Afrika stürzten. Soll dies nun als gemeinschaftliche Aktion wiederholt werden – wie üblich mit Hilfe einheimischer Truppen? In Deutschland waren sie zu Kolonialzeiten als Askari wohlbekannt.

Wir verweisen ferner auf die großen Rohstoffinteressen: Uran in Niger für die französischen AKW, das vom weltgrößten Atomanlagenbauer Areva dort abgebaut wird, Öl im angrenzenden Tschad und vermutlich Öl- und andere Rohstoffvorkommen in Mali selbst.

Die französische Regierung hat als Kriegsziel die Wiederherstellung Malis als Gesamtstaatswesen genannt. Mali ist doppelt so groß wie Afghanistan und hat die Größe von Spanien, Frankreich und halb Deutschland. Der wirkliche Kampfplatz dürfte jedoch viel größer werden, nämlich die riesige Sahelzone, die sich von West bis Ost quer durch Afrika zieht, und in der Grenzen kein wesentliches Hindernis für Guerillakämpfer darstellen, die aus allen Himmelsrichtungen einströmen können. Diese werden zudem von mit dem Westen befreundeten Ölstaaten mit Geld und Waffen unterstützt. (…)

Statt des sich andeutenden Rückfalls in militärische Beherrschungspolitik muß Europa in dieser Zeit der globalen Machtverschiebungen eine Politik entwickeln, die auf Deeskalation von Konflikten setzt, nach politischen Lösungen in Dialogen sucht, die damit humanitäre Hilfe verbindet und bemüht ist, Vertrauen aufzubauen. EU-Europa könnte Vermittlungshilfe leisten, wenn es darum ginge, Dialoge oder »Shura« zwischen islamischen Gruppen und den vielen Ethnien zu ermöglichen, und es könnte die dafür erforderliche Infrastruktur anbieten.

In dem Vielvölkerstaat Mali gibt es durchaus Ansatzpunkte für solche Prozesse. Zu erinnern ist an die langjährigen Konflikte und Friedensbemühungen mit den Tuareg, deren Anliegen von der politischen Klasse in Bamako vernachlässigt wurden. Eine Demokratisierung des Landes ist überfällig, wobei es auch um Angebote für Dezentralisierung und Autonomie gehen muß. (…) Dominic Johnson berichtet, daß von vier von den USA (Africom) zur Terrorbekämpfung ausgebildeten malischen Eliteeinheiten mittlerweile drei zu den Rebellen übergelaufen seien. Das hat sicher einen Grund. Auch hier gäbe es Raum für Verhandlungen, zumal mittlerweile auch den malischen Soldaten auf der Seite der Franzosen terroristische Verhaltensweisen vorgeworfen werden. (…) In Mali steht EU-Europa am Scheideweg zwischen Kriegs- und Friedenspolitik.

Quelle: www.jungewelt.de vom 27.01.13

Dieser Beitrag wurde am Samstag, 26. Januar 2013 um 13:07 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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