Wolfgang Huste Polit- Blog

Energie im Überfluß. Deutsche Stromexporte dank Wind und Sonne 2012 vervierfacht. Börsenpreis rutscht zeitweise ins Minus. Verbraucherschützer wollen Offshore-Projekte stoppen

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Verbraucherschützer wollen den Ausbau der Windkraftnutzung vor der Nord- und Ostseeküste stoppen. »Der Bau von Seewindanlagen weit draußen und tief im Meer stellt sich immer mehr als ein ökonomischer und technologischer Irrläufer heraus«, heißt es in einer Analyse der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbz), aus der die Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstag zitierte. »International wird sich allenfalls Seewind in Küstennähe durchsetzen, was aber in Deutschland wegen des Wattenmeers nicht infrage kommt«, schreibt Autor Holger Krawinkel in der Studie und empfiehlt einen zeitnahen Ausstieg. Je schneller ein solcher in Angriff genommen werde, desto geringer würden die Kosten ausfallen.

Als Argument führt der vzbz vor allem die Stromkosten für Haushalte ins Feld. Da für Offshore-Windstrom in den ersten Jahren nach Errichtung der Anlagen sehr hohe Einspeisevergütungen bezahlt werden, sei mit spürbaren Zusatzbelastungen zu rechnen. Die Kosten dafür werden auf die Stromrechnung der Bürger aufgeschlagen. Um den Netzanschluß der maritimen Windkraftwerke zu beschleunigen, wurde Anfang des Jahres außerdem eine Sonderumlage eingeführt, die einen Durchschnittshaushalt pro Jahr knapp neun Euro zusätzlich kostet.

Bisher plant die Bundesregierung in der Nord- und Ostsee bis 2020 Anlagen mit einer Leistung von 10000 Megawatt, bis 2030 sollen es sogar 25000 Megawatt sein. Derzeit sind es erst rund 200 Megawatt. In der Branche wird schon jetzt nur noch mit 6000 bis 8000 Megawatt bis 2020 gerechnet. Gerade an der Küste sind viele Unternehmen vom Offshore-Zweig abhängig, ein Eindampfen der Ausbaupläne könnte viele Arbeitsplätze kosten. Bis 2030 sind zur Anbindung der Windparks rund 3880 Kilometer Seekabel notwendig und 25 Konverterplattformen, die den Strom sammeln und für den Transport umwandeln.

Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschef Erwin Sellering (SPD) erklärte zu der vbzv-Studie, die Nutzung der Windkraft auf hoher See sei trotz der zunächst hohen Investitionskosten unverzichtbar. »Wir brauchen die Windkraft auf See und an Land, damit die Energiewende gelingt«, sagte er am Dienstag in Schwerin. Windräder vor den Küsten seien für die Bevölkerung weniger belastend, erläuterte Sellering. Vor allem aber wehe auf See der Wind stärker und verläßlicher, so daß »praktisch grundlastfähig« Strom produziert werden könne.

Unterdessen bestätigten sich am Dienstag Zahlen von Anfang des Jahres, wonach Deutschland durch Wind- und Solarenergienutzung den höchsten Exportüberschuß beim Strom seit 2008 erzielt hat. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, hat Deutschland im ersten Jahr nach der Energiewende seine Stromausfuhren vervierfacht. 2012 sei der Überschuß auf 22,8 Terawattstunden (TWh) gestiegen. Im einzelnen importierte Deutschland im vergangenen Jahr 43,8 TWh Strom und führte 66,6 TWh aus. Mit dem Stromhandel erzielte Deutschland im vergangenen Jahr einen Außenhandelsüberschuß von 1,4 Milliarden Euro.

Wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mitteilte, hat der Boom bei den Erneuerbaren Energien den Strompreis an der Börse erstmals zur Mittagszeit sogar ins Minus rutschen lassen. Energieversorger, die am Sonntag vor einer Woche kurzfristig Strom absetzen wollten, hätten theoretisch noch etwas hinzuzahlen müssen, erklärte der BDEW. Grund hierfür seien das Aufeinandertreffen mehrerer Effekte gewesen. Wind und Sonne waren zeitgleich so reichlich vorhanden, das 16,9 Gigawatt Windenergie und 14,1 Gigawatt Solarenergie ins Netz eingespeist wurden. Das entspricht der Leistung von etwa 30 Atomkraftwerken. Der Börsenpreis am Spotmarkt sei auf minus 50 Euro je Megawattstunde gefallen. (jW/dpa/Reuters)

Quelle: www.jungewelt.de vom 03.04.13

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 03. April 2013 um 00:49 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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