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Greenpeace warnt vor »Tod aus dem Schlot«. Umweltschutzorganisation stellt Studie zu Lebenszeitverlusten durch Feinstaub aus Kohlekraftwerken vor. Energiekonzern Vattenfall verteidigt sich umgehend. Von Claudia Wangerin

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Die Umweltschutzorganisation Greenpeace macht deutsche Kohlekraftwerke für rund 3100 vorzeitige Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Feinstaubpartikel und giftige Abgase verursachten vor allem Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Probleme, die nach einer Untersuchung von Experten der Universität Stuttgart zum Verlust von 33000 Lebensjahren führten – jeder der statistisch etwa 3100 Betroffenen verliere damit im Durchschnitt rund 10,7 Lebensjahre, teilte Greenpeace am Mittwoch in Berlin mit. »Bei Kohlekraftwerken kommt der Tod aus dem Schlot«, sagte Gerald Neubauer, Energieexperte von Greenpeace. Hinzu käme der Ausfall von rund 700000 Arbeitstagen durch Atemwegserkrankungen, Herzinfarkte, Lungenkrebs oder Asthmaanfälle – verursacht durch Emissionen wie Schwefeldioxid, Stickoxide und Ruß, die in der Luft Feinstaub bildeten, der beim Einatmen tief in Lunge und Blutgefäße eindringe.

Für ihre Untersuchung hatten die Stuttgarter Forscher Emissionsdaten der 67 leistungsfähigsten deutschen Kohlekraftwerke aus dem Europäi­schen Schadstofffreisetzungs- und Verbringungsregister für das Jahr 2010 herangezogen, um sie mit Daten aus Studien über die Gesundheitsfolgen von Feinstaub abzugleichen. Anschließend berechneten sie, welche Gesundheitsrisiken durch die Ausbreitung von Feinstaub und Vorläufersubstanzen in bestimmten Regionen zu erwarten seien. Die beiden laut Greenpeace »dreckigsten« Braunkohlekraftwerke Jänschwalde in Brandenburg und Niederaußem in NRW waren demnach im Jahr 2010 für 373 und 269 Todesfälle verantwortlich. Die SPD-geführten Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Brandenburg sowie ihre Ministerpräsidenten Hannelore Kraft und Matthias Platzeck seien die vehementesten Befürworter der Kohleverstromung, betonte Neubauer.

Als Betreiber des Kraftwerks Jänsch­walde meldete sich am Mittwoch umgehend der Energiekonzern Vattenfall zu Wort und erklärte, die von Greenpeace vorgestellte Studie blende wichtige Fakten aus – »mit der klaren Absicht, den Energieträger Kohle zu diskreditieren und den Menschen Angst zu machen«. Die Luftqualität im Umfeld der eigenen Kraftwerke werde in der Gesamtschau »praktisch nicht oder nur unwesentlich« durch deren Emissionen beeinflußt, teilte Vattenfall mit. Das zeigten die Überwachungsmessungen der Behörden. Greenpeace und den Stuttgarter Wissenschaftlern zufolge ist die Belastung allerdings nicht im Umfeld der Kraftwerke am höchsten, sondern 100 bis 200 Kilometer entfernt. Die Schadstoffe breiten sich europaweit über tausende Kilometer aus. 30 bis 40 Prozent der giftigen Emissionen würden mit Winden aus Nachbarländern nach Deutschland geweht, sagte der Mitautor der Studie, Prof. Rainer Friedrich von der Uni Stuttgart.

Greenpeace fordert daher den vollständigen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2040. Braunkohle dürfe bereits 2030 nicht mehr verfeuert werden, da sie weniger ergiebig sei und deshalb für das gleiche Ergebnis in größeren Mengen als Steinkohle benötigt werde, erklärte Neubauer.

In Planung befindliche neue Kohlekraftwerke, die für eine Laufzeit von mehreren Jahrzehnten ausgelegt sind, dürften demnach gar nicht ans Netz gehen. Bis 2050 solle der hundertprozentige Umstieg auf erneuerbare Energieträger geschafft sein. Neubauer verwies dabei auf das von Greenpeace bereits 2011 vorgelegte Energiekonzept »Der Plan«.

Quelle: www.jungewelt.de vom 04.04.13

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 04. April 2013 um 09:58 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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