Im Herbst 2007 berichteten Journalisten über die Vereinstätigkeit von Ricarda Riefling. Der Druck wuchs, und so bat der Vereinsvorstand Riefling, ihr Amt abzugeben. In rechtsextremen Internetforen wurde Riefling als Opfer und Rebellin beschrieben, flankiert von Fotos, die sie in einer weißen Bluse zeigten, lächelnd, unschuldig wirkend. Kein Wort fand sich darin über ihre antidemokratischen Thesen. Der erzwungene Vereinsaustritt dürfte ihren Ruf in der rechten Szene gestärkt haben, in einer Szene, in der Verfolgungs- und Verschwörungstheorien Identität stiftend sind. »Sofort einen Rausschmiss zu fordern, kann Widerstand und Solidarität im Verein erzeugen. Darunter leidet die Aufklärung«, sagt Angelika Ribler. »Sportler berufen sich auf ihre politische Neutralität. Doch gerade weil sie neutral sind, dürfen sie Rechtsextreme, die Menschen wegen angeborener Eigenschaften ausgrenzen, nicht dulden.«
Schlagzeilen machte auch der NPD-Funktionär Stephan Haase in Lüdenscheid. In der Kreisliga C erwarb sich das Ex-Mitglied der verbotenen »Nationalistischen Front« den Ruf als zuverlässiger Schiedsrichter. Er leitete die Partien umsichtig ohne rassistische Beleidigungen. Als seine NPD-Tätigkeit öffentlich wurde, entzündete sich Protest, doch Fußballverband und Vereine kamen zu dem Urteil, dass er juristisch nicht auszuschließen sei. Obwohl er mit seiner Schiedsrichterausbildung geheim organisierte Neonazi-Turniere pfiff.
»Durch Leute wie Stephan Haase wird die NPD ein Stück normaler«, sagt Bernd Benscheidt von der Friedensgruppe Lüdenscheid, die den Protest gegen Haase betrieben hat. Er hatte es schwer, Unterstützer zu finden: »Viele haben negative Schlagzeilen befürchtet. Sie wollten keine schlafenden Hunde wecken.«
Lange hatte die Angst vor dem Verlust von Sponsoren viele Klubs schweigen lassen, doch inzwischen wächst ein Netzwerk gegen Rechts, in dem Erfahrungen und Projekt-Ideen ausgetauscht werden. »Lösungen müssen gemeinsam mit den Vereinen entstehen«, sagt Gerd Bücker, ehrenamtlicher Experte der Deutschen Sportjugend. Was ist zu tun, wenn der Eishockeyspieler mit der Rückennummer 88 aufläuft, einem Code für den Hitlergruß? Oder, wenn sich ein NPD-Funktionär als Sponsor eines klammen Vereins anbietet? Gerd Bücker wirbt dafür, sich früh mit politischen Inhalten der NPD beschäftigen. Hin und wieder mieten Neonazis Hallen oder Schützenhäuser unter falschen Namen, für angebliche Geburtstagsfeiern, die sich als Kadertreffen oder »Zeitzeugenabende« mit einstigen Wehrmachtssoldaten entpuppen. Bücker: »Der Sport sollte immer einen Schritt voraus sein.« (GEA)
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