Wolfgang Huste Polit- Blog

Befreier diffamiert. Berlin: Neonazis hielten am 8. Mai Kundgebung vor dem Deutsch-Russischen Museums in Karlshorst ab. NPD-Demonstration auch im vorpommerschen Demmin. Von Jana Frielinghaus

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Berlin im Jahr 68 nach dem Sieg der Alliierten und insbesondere der Roten Armee gegen den Hitlerfaschismus: Am Mittwoch nachmittag hielten rund 30 Neonazis vor dem Deutsch-Russischen Museum eine Kundgebung ab, beklagten deutsches Leid im Zweiten Weltkrieg und diffamierten die sowjetischen Soldaten. Ungehindert, ausgerechnet an jenem Tag, an dem 1945 die Oberbefehlshaber der deutschen Wehrmacht die Kapitulationsurkunde unterzeichneten – in eben jenem Gebäude, das heute das Museum beherbergt. Auch an anderen Orten der Bundesrepublik kam es zu Neonaziaufmärschen.

Im Museum feierten am Mittwoch Berliner, russische Veteranen, israelische Staatsbürger und Politiker die Eröffnung der neuen Dauerausstellung und den Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Evrim Sommer und Michael Grunst, die Bezirksvorsitzenden der Linkspartei in Berlin-Lichtenberg, bezeichneten die von der neofaschistischen NPD angemeldete Demonstration am historischen Ort als »besondere Beleidigung der Millionen Opfer des deutschen Faschismus«. Sie hatten sich gemeinsam mit der Linke-Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch an spontanen Protesten gegen die Kundgebung beteiligt. Sommer und Grunst kritisierten indirekt den Lichtenberger Bürgermeister Andreas Geisel (SPD), der das Museumsfest trotz der Neonazidemonstration verließ. Den Rechten sei es gelungen, das Treffen »erheblich« zu stören. Daß deren Auftritt vom Innensenat genehmigt worden war, bezeichneten die Linke-Politiker als Skandal. Gesine Lötzsch nannte die rechte Kundgebung einen »Schlag ins Gesicht« aller, die »im Krieg und im Widerstand gegen das Naziregime ihr Leben ließen«. Die Linke will den Sachverhalt im Berliner Abgeordnetenhaus und im Bundestag zur Sprache bringen.

Museumsdirektor Jörg Morre äußerte im Gespräch mit dem Radiosender Stimme Rußlands Verwunderung darüber, daß die Kundgebung genehmigt wurde: »Jeder vernünftige Innenpolitiker dürfte wissen, was wir heute für ein Ort sind.« Noch viel schlimmer sei, daß das Museum erst drei Stunden vorher über die Demonstration informiert worden sei, »und das auf unterster Ebene der lokalen Polizei«.

Wie Theo Schneiders in seinem Blog auf Zeit online berichtete, kam es am Tag der Befreiung auch anderenorts zu Neonaziaufmärschen an verschiedenen Orten in Deutschland. Größter sei eine Demonstration von 250 NPD-Anhängern im vorpommerschen Demmin gewesen, unter ihnen auch NPD-Landtagsabgeordnete wie Udo Pastörs. 500 bis 600 Menschen protestierten gegen den Aufmarsch und nahmen an einem zentralen »Friedensfest« und blockierten zeitweilig die Route der Neonazis, deren Aufmarsch deswegen umgeleitet werden mußte. Seit 2006 »gedenken« Rechte in Demmin der »grausamen Verbrechen an unserem Volk«.

In der Nacht zum Donnerstag beschmierten Neonazis außerdem ein sowjetisches Ehrenmal in Berlin-Buch. Ein Passant stellte am frühen Morgen an dem Denkmal in der Wiltbergstraße Sprühereien fest, verständigte die Polizei.

Quelle: www.jungewelt.de vom 10.05.2013

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 10. Mai 2013 um 13:10 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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