Wolfgang Huste Polit- Blog

Zwei Ungeheuerlichkeiten in nur drei Sätzen. Der Bundessprecherrat der Kommunistischen Plattform der Partei Die Linke äußerte sich am Freitag aus aktuellem Anlaß zur Gleichsetzung von deutschem Faschismus und DDR:

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Aus der Weihnachtsausgabe der Berliner Zeitung erfuhren wir, daß 260 alte Autokennzeichen zurückgekehrt sind. »Mit einem Comeback vertrauter Buchstabenkombinationen auf dem Nummernschild«, so heißt es, »wollen Kommunen die regionale Identität stärken«. Und weiter: »Das Bundesverkehrsministerium genehmigt die Kürzel in der Regel – vorausgesetzt sie sind nicht vergeben und verstoßen nicht gegen gute Sitten. Tabu sind etwa Abkürzungen mit Bezug auf den Nationalsozialismus wie SA, SS und HJ. Abkürzungen aus der DDR-Zeit werden ebenfalls nicht wiederbelebt.« Das sind zwei Ungeheuerlichkeiten in nur drei Sätzen. SA, SS und HJ werden in einem Atemzug mit der DDR genannt. Zudem sollen Abkürzungen aus der DDR-Zeit gegen die guten Sitten verstoßen.

(…) Knapp 25 Jahre nach der Wende wird die DDR mit dem Schlimmsten, was es in der deutschen Geschichte je gab, mittlerweile nicht nur verglichen, sondern immer häufiger schon gleichgesetzt: mit dem Massenmörderregime der Nazis. Wir hören schon den Vorwurf, es handle sich nur um Autokennzeichen und nicht um ein ganzes Land. Aber – es handelt sich um Autokennzeichen und ein Land ist gemeint, noch genauer gesagt: ein System, das nichtkapitalistisch war. Und das wird nolens volens mal eben mit den schlimmsten Ausgeburten des deutschen Faschismus in eine Reihe gestellt: mit SS und SA! SS – das ist das Synonym für Konzentrationslager, für Auschwitz und Sobibor, für mehr als 600 niedergemachte belorussische Dörfer, für Oradour-sur-Glane und Lidice, für bestialische Folterkeller in allen besetzten europäischen Ländern, für Menschenversuche und Massenerschießungen in Babi Jar und andernorts. SS – das ist das Synonym für uneingeschränkte Unmenschlichkeit, für Barbarei. Und diese Verbrecherorganisation hatte beste Kontakte zur deutschen Wirtschaft und dem dazugehörigen Finanzkapital. Auschwitz war für Kapital und SS das, was man heute eine Win-win-Situation nennt: höchstmöglicher Grad an Ausbeutung als Teil und Vorbereitung millionenfachen Mords im Namen irrsinniger Rassen»theorien«.

Mit denen wird die DDR in einen Topf geworfen. Wieder und wieder. Es ist an der Zeit, daß Die Linke gegen diese Art Vergleiche und Gleichsetzungen hörbarer ihre Stimme erhebt.

Und – niemand in unserer Partei sollte den Zeitgeist bedienen. »Die zwei Schulen vom Großen Ziegenberg« war am 27. Dezember 2013 ein ND-Artikel überschrieben. Zwei Schulen waren auf dem Ziegenberg: eine für die zukünftige Nazielite und eine für SED-Bezirksparteischüler. Man wolle »keinen verurteilen«, zitiert das ND den Chef der Linken-Fraktion von Ballenstedt. Immerhin, so der Fraktionschef, seien die jeweiligen Schüler »allesamt Kinder ihrer Zeit gewesen«. So sind sie denn alle freigesprochen: jene, die vielleicht irgendwann Dienst in Auschwitz taten oder mordend durch Europa zogen und jene, die Parteisekretär einer Schule wurden. Welch treffender Vergleich durch die Formel, sie seien alle Kinder ihrer Zeit gewesen. Erinnern wir uns in Anbetracht solcher Äußerungen knapp zwölf Monate vor dem 25. Jahrestag des Sonderparteitages an die Reden besonders von Michael Schumann und Hans Modrow.

Quelle: www.jungewelt.de vom 31.12.13
Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 31. Dezember 2013 um 11:17 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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