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»Dem Bastard in die Stirn schießen«. Abrechnung in der Ukraine: Timoschenko-Tirade gegen Putin macht Furore. Polizei besetzt Zentrale der Nationalgarde und erschießt Führer des faschistischen »Rechten Sektors«. Von Reinhard Lauterbach

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In der Ukraine und international sorgt ein mitgeschnittenes Telefongespräch zwischen Präsidentschaftskandidatin Julia Timoschenko und einem Politiker der Partei der Regionen für Furore. Darin sagte sie unter dem Eindruck des Anschlusses der Krim an Rußland, sie würde dem »Bastard Putin« am liebsten persönlich eine Kugel in den Kopf jagen. Sie werde alle ihre Mittel aufbieten, um von Rußland »nicht einmal verbrannte Erde« zu hinterlassen. Timoschenko bestätigte das Telefongespräch im wesentlichen und dementierte nur, daß sie sich für einen Atomwaffeneinsatz gegen die acht Millionen russischen Bewohner der Ukraine ausgesprochen habe.

In Kiew geht die Putschistenregierung derweil gegen Teile der eigenen Basis vor. Am Dienstag besetzten schwerbewaffnete Polizisten die Zentrale der erst vor wenigen Tagen gegründeten Nationalgarde. Sie war ein Auffangbecken für viele bewaffnete Aktivisten des »Rechten Sektors« und der »Selbstverteidigung« des Maidan geworden. Diese hatten nach dem Machtwechsel in der Ukraine zunächst Polizeifunktionen übernommen, allerdings offenbar auch auf eigene Rechnung erpreßt, geraubt und politische Gegner terrorisiert. Auf Widerstand stieß der Schlag gegen die Nationalgarde offenbar nicht, da die meisten »Nationalgardisten« derzeit auf Truppenübungsplätzen ausgebildet werden. Die EU hatte die Entmachtung der nichtstaatlichen Milizen zu einer Bedingung für Finanzhilfe an Kiew gemacht.

In diesen Kontext gehört offenbar auch das Vorgehen der Polizei gegen den militanten »Rechten Sektor«. In mehreren Städten wurden Anführer der faschistischen Gruppe verhaftet, in Rivne in der Westukraine wurde der regionale Führer der Gruppe, Oleksander Muzytschko, erschossen. Regierungssprecher erklärten, er habe sich seiner Festnahme widersetzt. Augenzeugen des Vorfalls vor einem Restaurant in Rivne berichteten dagegen, die Polizisten hätten Muzytschko erst zu Boden geworfen und gefesselt, bevor er mit zwei gezielten Schüssen ermordet worden sei. Der Getötete war Anführer der ultrarechten Szene im Bezirk Rivne und bis in bürgerliche Kreise berüchtigt für seine gewaltsamen Auftritte. So zerrte er einen ihm mißliebigen Staatsanwalt an der Krawatte durch den Gerichtssaal und brüstete sich, niemand könne ihm etwas anhaben. Früher hatte sich Muzytschko als antirussischer Freiwilliger im Tschetschenienkrieg betätigt und sich gerühmt, mindestens 20 Soldaten getötet und zuvor gefoltert zu haben. Rußland hatte deshalb einen internationalen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt. Nach offizieller Darstellung in Kiew war Muzytschko wegen des Verdachts von Raubüberfällen und organisierter Kriminalität zur Fahndung ausgeschrieben. Das wirft ein Licht darauf, aus welchen Milieus sich die Stoßtruppen des »Euromaidan« rekrutierten.

Im Kiewer Parlament beschäftigten sich die Abgeordneten derweil mit Personalrochaden. Nachdem Verteidigungsminister Igor Teniuch am Dienstag zurückgetreten war, wurde er durch den Befehlshaber der Grenztruppen, General Michail Kowal, ersetzt. Dem bisherigen Minister war vorgeworfen worden, den auf der Krim stationierten ukrainischen Soldaten nicht den Befehl zur bewaffneten Gegenwehr gegeben zu haben. Teniuch wies diesen Vorwurf zurück und hatte schon Anfang der Woche seine Untergebenen kritisiert, weil sie nicht auf die russischen Truppen geschossen hätten.

Quelle: www.jungewelt.de vom 26.03.14
Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 26. März 2014 um 11:52 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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