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»Viele Kinder sterben, weil Medikamente fehlen«. Dem Donbass droht ein furchtbarer Winter – Abgeordnete der Linken starten Hilfsaktion. Gespräch mit Wolfgang Gehrcke. Interview: Peter Wolter

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Wolfgang Gehrcke ist stellvertretender Vorsitzender der Fraktion Die Linke im Bundestag

Sie haben gemeinsam mit Ihrem Fraktionskollegen Andrej Hunko einen Aufruf zur humanitären Hilfe im Donbass gestartet. Worum geht es da – Medikamente, Lebensmittel?

Im Donbass haben die ukrainischen Truppen unendliche Zerstörungen angerichtet. Die Großstadt Donezk sieht aus wie bombardierte Städte bei uns in Deutschland nach 1945. Viele Menschen leben dort in Ruinen, und es steht ein eiskalter Winter bevor. Den Ärzten fehlen Medikamente, viele Kinder sterben, weil sie nicht behandelt werden können. Wir haben uns jetzt die Aufgabe gestellt, zumindest das Kinderkrankenhaus Gorlowka mit Arzneimitteln zu versorgen.

An wen richtet sich dieser Aufruf?

An alle, jeder sollte mitmachen – es ist unerheblich, ob er oder sie viel oder wenig spendet. Ich habe übrigens auch die Bundesregierung aufgefordert, einen Hilfskonvoi nach Donezk zu schicken.

Und wie ist die Antwort?

»Wir prüfen das«, hieß es – ich möchte mal unterstellen, dass das auch ernsthaft geschieht. Immerhin hat die Regierung ja schon einmal einen Hilfskonvoi in den Westen der Ukraine geschickt.

Diese Initiative ist zunächst mit den Namen Gehrcke und Hunko verbunden. Was sagt die Parteispitze dazu? Wurde das auch vergangene Woche in der Bundestagsfraktion diskutiert?

Aktionsabo

Wir haben in der Fraktion unsere Initiative vorgestellt, ich hatte die Gelegenheit, ausführlich über unsere gemeinsame Reise in die Ukraine und nach Russland zu berichten. Es gab dazu eine sehr angeregte und vernünftige Debatte, viele Kollegen fragten auch nach Einzelheiten. Andrej und ich haben diese Initiative jetzt erst einmal angeschoben. Wir laden zunächst alle Abgeordneten ein, sich zu beteiligen und bitten auch alle anderen Bürger mitzumachen.

Hatten Sie schon Kontakte zu diesem Kinderkrankenhaus? Haben Sie mit Ärzten gesprochen?

Mit Ärzten und Pflegern – leider war ich auf einen Dolmetscher angewiesen, weil ich kein Russisch spreche. Wir haben eine Liste von Medikamenten, die dringend gebraucht werden und möchten vor allem auch Apotheker und Apothekerinnen einladen, mal nachzuschauen, was sie erübrigen können. Die Liste können wir gerne zusenden.

Wie soll das Material dorthin geschafft werden? Der Landweg durch die Ukraine scheidet aus, über Belarus dürfte es auch kompliziert werden wegen der Zollvorschriften.

Vorweg: Allen, die mitmachen, garantieren wir, dass kein Cent für Verwaltung, Werbung etc. ausgegeben wird. Welcher Transportweg am besten geeignet ist, müssen wir noch herausfinden. Und ich möchte auch an die Bundesregierung appellieren, dass sie sich dafür einsetzt, dass wir beim Transport durch die Ukraine freies Geleit bekommen. Ich bin gespannt, ob der Begriff »Humanität« nur dann zählt, wenn es um das eigene politische Lager geht oder ob er für alle Menschen gilt, die Hilfe brauchen.

Gibt es schon eine Resonanz auf Ihren Aufruf?

Wir haben viele Anrufe und Mails bekommen – von Ärzten, Schriftstellern und anderen. Viele erinnern sich an die Städtepartnerschaften westdeutscher oder ostdeutscher Städte mit Russland. Gerade aus diesem Spektrum haben wir sehr viel Resonanz erfahren, das macht uns Mut.

Das Sammeln von Medikamenten kann nur ein kleiner Beitrag dazu sein, dass wieder Frieden einkehrt. Wir dürfen keineswegs den politischen Kontext vergessen: Der Waffenstillstand zwischen regulären Streitkräften und Freikorps auf der einen und der ostukrainischen Volksmiliz auf der anderen Seite muss ausgebaut werden, anders können die Menschen in dieser furchtbar kaputten Stadt nicht überleben.

Ist nicht zu befürchten, dass die Menschen dort massenweise erfrieren und verhungern?

Ja natürlich, ich habe eine grässliche Angst davor. Wir haben auf der russischen Seite bei Rostow Flüchtlingslager besucht, dort werden die Menschen versorgt. Ihre Angehörigen und Freunde, die sie in Donezk zurücklassen mussten, leben dort in Kellern und niemand weiß genau, wovon sie sich ernähren. Die Regierung in Kiew hat den gesamten Geldverkehr mit der Ostukraine blockiert, Wasser und Strom wurden abgedreht, Renten nicht mehr bezahlt. Man darf Menschen doch nicht einfach verhungern oder erfrieren lassen!

 

Info: Facebook: »Helft den Kindern von Gorlovka«

Spenden: »Hilfe für die Kinder von Donezk«“ (Verwendungszweck) bei der Berliner Sparkasse, IBAN DE79 1005 0000 4184 6308 18, Kontoinhaber: Wolfgang Gehrcke

Medikamentenliste: 030 – 227 73 184

Quelle: www.jungewelt.de vom 23.12.14

Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 23. Dezember 2014 um 14:58 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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