Wolfgang Huste Polit- Blog

Denn Sie wissen, was Sie tun! Ein Dank an Sarrazin und Jones Von Sabine Schiffer

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Sollte noch irgendjemand Zweifel daran gehabt haben, worauf die aktuelle Stimmungsmache hinausläuft, so dürften diese nun endgültig ausgeräumt sein. Als Kanzler Angela Merkel das rassistische Buch des herkunftstraumatisierten Sarrazenen „Deutschland schafft sich ab“, der damit dem Berufszyniker Henryk M. Broder den Rang ablief, als „nicht hilfreich“ bezeichnete, hätte jeder sprachsensible Mensch schon aufhorchen müssen. „Hilfreich“ bei was? Einer Krankheit, einem Problem?

Auf jeden Fall gibt es anscheinend etwas zu reparieren und nicht etwa zu konstatieren, dass die aktuelle rassistische Hetze gegen Muslime, Ossis, Hartz-IV-ler und wen’s halt gerade trifft, vor allem ein Ziel verfolgt: zu spalten – die Verlierer der neoliberalen „Reformen“ und damit jeglichen möglichen gemeinsamen Widerstand. Das Establishment schlägt zu(-rück) und darum sind die beobachtbaren Entwicklungen auch vorhersehbar: Gehuldigt wird der Meinungsfreiheit nur für Hetzer gegen Minderheiten, nicht aber für jene Publizisten, die Missstände beim Establishment anprangern…

Angela Merkel ehrt nun mit dem dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard einen Mann der auch im „Stürmer“ eines Julius Streicher Karriere gemacht hätte. Für dieses endgültig entlarvende Ereignis müssen wir ebenso dankbar sein – man braucht seine Zeit nicht mehr mit Illusionen angesichts falscher Versprechungen zu verschwenden. Auf der M100-Tagung, an der ich im letzten Jahr noch teilnahm, wurden schon damals die Themen Meinungsfreiheit und Muslime gegeneinander ausgespielt. Geehrt – aber ohne mediales Brimborium – wurde 2009 der Balkanspalter Hans-Dietrich Genscher und die nur in Großprojekten investierende Vodafone-Stiftung mitsamt Initiator des „Journalistenkongresses“ Lord Weidenfeld inszenierten sich vor allem selbst. Nun aber ist die Katze aus dem Sack, hätte es noch Zweifel an der damals schon absehbaren Ausrichtung solcher Zusammenkünfte gegeben: Auch die konnte man vor einem Jahr durchaus schon erkennen, etwa wenn in der Pressekonferenz eine Einladungsagenda abgearbeitet wird und die Ergebnisse der Gespräche überhaupt nicht in die Außendarstellung einfließen. Das erinnert an die sog. Islamkonferenz unter Schäuble.

Die bereits als konformistisch entdeckten Mainstream-Medien tragen ihren Teil zum Spaltungskampf bei – wie eh und je, und nicht nur durch eine „sorgfältige“ Selektion bestimmter Themen, sondern auch durch deren Art der Aufbereitung. Ganz aktuell lässt sich dies an der dpa-Meldung zur geplanten Koran-Verbrennung in den USA ersehen, die am 8. September in verschiedenen Varianten in sämtlichen Tageszeitungen erschien. Die Komposition der Meldung ging ungefähr so:

– Der Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, Petraeus, ist
besorgt „wegen einer
geplanten öffentlichen Koranverbrennung“ am 11. September
– Aktion einer „kleinen fundamentalistischen Kirchengemeinde“ in
Florida
– „Die Muslime verlangen“, dass ihr heiliges Buch mit großem Respekt
behandelt werde – Verstöße haben immer wieder Gewalt ausgelöst.
– Die Taliban würden „die Protestaktion“ in Florida für Propaganda
ausnutzen
– Pastor Terry Jones räumt ein, dass die „Sorgen von Petraeus
berechtigt“ seien.
– „Dennoch müssen wir eine klare Botschaft an den radikalen Islam
senden, dass wir „seine Drohungen“ und die Verbreitung von Angst
bei uns nicht tolerieren.“

Sehen Sie es auch so, dass man diesem Fazit im Endfokus des kurzen Textes einfach zustimmen muss? Die Wortwahl im Text ist bezeichnend: der durchgeknallte Fundamentalist in Florida ist nicht etwa ein „Hassprediger“ oder wenigstens ein „Provokateur“ – die Dramaturgie des Beitrags suggeriert eine gewisse Berechtigung für seine Brandstiftung. Denn eine bilderreiche Reaktion auf die Provokation ist ja ganz offensichtlich fest eingeplant! Hingegen fehlt in der Betrachtung das sich mehr als aufdrängende Heine-Zitat, das sich übrigens in seinem historischen Bezug bereits auf den Koran bezog: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Letzteres findet jedoch schon statt, wie man u.a. am 4. September 2009 in Kunduz erleben konnte.

Vielleicht ist der unlautere Pastor, der einst als eine Art Inquisitor in Köln residierte, ja eine willkommene Ablenkung von den offenen Fragen um die Ereignisse des 11. Septembers 2001. Man hätte ihn und seine 50-Personen-Gemeinde ja medial nicht vergrößern müssen, wie auch Sarrazin und seine Fans nicht. Nachdem der offizielle Untersuchungsbericht zu 9/11 durch die wissenschaftliche Prüfung gefallen ist und bereits Anhörungen zum Thema im japanischen Parlament stattfanden (s. www.911video.de), werden die Ungeklärtheiten von Jahr zu Jahr bedrängender. Aber auch ohne deren Klärung scheint die Fortführung der aktuellen Geopolitik mit all ihren Kriegen bedroht, wenn – ja wenn – man die friedliebenden Menschen, also die Mehrheit, nicht spalten könnte.

(1) Laut wikipedia gründete Terry Jones, ein ehemaliger Hotelmanager, 1981 die Christliche Gemeinde Köln. 2002 wurde er vom Amtsgericht Köln wegen Führens eines in Deutschland nicht zulässigen Doktortitels zu einer Geldbuße von 3000 Euro verurteilt. Die Gemeinde trennte sich nach eigenen Angaben Anfang 2008 von ihm. Bereits 2004 wurde Jones, parallel zu seiner Kölner Gemeinde, Pastor der etwa 50 Mitglieder umfassenden Dove World Freikirche in Gainesville, Florida. In Köln wurde Jones mit finanziellen Unregelmäßigkeiten in Verbindung gebracht. Die Gemeinde entband ihn 2008 „wegen unhaltbarer theologischer Aussagen und Geltungssucht von der Leitung“. Er habe nicht „die biblischen Maßstäbe und Werte“ nach außen getragen, sondern vielmehr sich selbst als Persönlichkeit. Mehr unter http://de.wikipedia.org/wiki/Terry_Jones_%28Prediger%29

Online-Flyer Nr. 267 vom 15.09.2010
Quelle: Neue – Rheinische – Zeitung

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 15. September 2010 um 22:09 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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Ein Kommentar

  1. Hallo Herr Andersson,

    von „abkupfern“ kann nur geredet werden, wenn ich suggerien würde, dieser oder jener Artikel stamme originär von mir. Wenn Sie aber den Text bis zum Ende lesen, dann sehen Sie, dass ich da die konkrete Quelle nannte (ebenso einen konkreten Link), aus der dieser Text stammt (so verhalte ich mich bei allen „Fremdbeiträgen“, die ich gerne übernehme, wenn ich der Meinung bin, sie dienen der allgemeinen politischen Aufklärung).

    Comment: Wolfgang Huste – 19. Oktober 2010 @ 23:16

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