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Gasalarm in Gorleben. Von Reimar Paul

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Die Umweltorganisation Greenpeace hat am Dienstag den sofortigen Abbruch der Erkundungen des Salzstocks in Gorleben im Kreis Lüchow-Dannenberg gefordert. »Mit explosivem Gas in unmittelbarer Nähe der geplanten Atommüllkammern ist der Standort im wahrsten Sinne des Wortes verbrannt«, sagte der Experte der Organisation, Mathias Edler.

»Gorleben ist hochexplosiv«, warnt auch die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Die Linke im Bundestag spricht von einer »Zeitbombe«. Nach ihren Recherchen gibt es im Salzstock auch Ölzuflüsse.

Seit Monaten wertet ein Expertenteam von Greenpeace Dokumente aus, die bislang unter Verschluß gehalten wurden. Dabei fanden die Umweltschützer in Akten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) auch Bohrberichte aus dem Jahr 1982. Aus den Papieren geht hervor, daß die Bergleute bei den Vorbohrungen zu den heutigen Schächten des Erkundungsbergwerks in 870 und 940 Metern Tiefe auf brennbare Kohlenwasserstoffgase stießen. Die Arbeiten seien deshalb oberhalb der geplanten Tiefe von 1000 Metern gestoppt worden. Zudem hätten die Bergleute beim Bau der Transportstrecken im Erkundungsbereich verflüssigte Kohlenwasserstoffgase entdeckt.

Dem Geologen Ulrich Schneider zufolge, der bis 1981 an der obertägigen Untersuchung des Salzstocks beteiligt war, handelt es sich bei den Gasfunden um sogenanntes Zechsteingas. Diese Substanz führte schon 1969 bei einer Bohrung in dem auf DDR-Gebiet liegenden Teil des Salzstocks Gorleben-Rambow in 3400 Metern Tiefe zu einer schweren Explosion. Das Gasgemisch hatte sich am glühenden Auspuff eines Antriebsmotors entzündet. Damals starb der Bohrstellenleiter, sechs Arbeiter wurden schwer verletzt.

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE), die im Auftrag des Bundes in Gorleben tätig ist, handelt es sich dagegen um isolierte Gase aus organischen Prozessen innerhalb des Salzes. Als Entstehungsort gibt die DBE geologische Schichten im Salzstocksockel in 2000 bis 3000 Metern Tiefe an. Wenn das Gas aber aus fast 3000 Metern Tiefe bis in die Schächte und Strecken des Bergwerks gelangen könne, dann komme es auch bis zu den Atommüllbehältern, folgert der Geologe Schneider. Diese sollen in bis zu 1140 Meter tiefen Formationen versenkt werden.

Greenpeace warnt deshalb vor unabsehbaren Konsequenzen einer Einlagerung von Atommüll in den Salzstock. Die bislang vorgesehenen Behälter für hochradioaktive Abfälle entwickeln an ihrer Oberfläche eine Temperatur von bis zu 200 Grad Celsius. Diese Wärme verursache eine Ausdehnung des Gases und dadurch einen Druckanstieg im Salzstock, warnte Edler. So entstünden Haarrisse und Klüfte, die neue Wege für Wasser und Gas schüfen. Während der geplanten Einlagerungsbohrungen könnten zudem Explosionen durch die Verbindung von Methangasen und Sauerstoff nicht ausgeschlossen werden.

Nach Angaben der Bundestagsfraktion Die Linke hatte bereits der Geologie-Professor Klaus Duphorn im Gorleben-Untersuchungsausschuß berichtet, daß das Erdgas- und Erdölreservoir im Salzstock mindestens 100000 bis eine Millionen Kubikmeter groß ist. Duphorn habe sich dabei auch auf ihm überlassene Akten eines Kollegen aus Schwerin über die Gas- und Ölbohrungen im »DDR-Teil« des Salzstocks berufen. »Duphorn bezeichnete die Erdgasvorkommen als das Problem Nummer eins, das das Projekt Gorleben zum Scheitern bringen werde«, berichtete ein Mitglied des Ausschusses.

Quelle: www.jungewelt.de vom 03.11.2010

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 03. November 2010 um 11:24 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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