Wolfgang Huste Polit- Blog

Ach, du dickes Ei: Prümer Pastor pfeift Frauen zurück. Von Dr. Wilhelm Vollmann

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…so so titelt der Trierische Volksfreund TV in seiner Prümer Ausgabe einen äußerst aktuellen Bericht, den man zwar als „Provinzposse“ belächeln aber auch als Zeichen bemerkenswerter Rückständigkeit betrachten kann.

Die Prümer Initiative „Frauenschuh“ hat in der vorigen Woche wie schon in den vergangenen 16 Jahren einen das Jahr über säkularen Baum inmitten ihres schönen Städtchens Prüm unter großer Freude mit allerlei „farbenfrohen Ornamenten“ verziert. Nach einer „väterlichen“ Intervention des gestrengen Herrn Pastor wurde der derart geschönte Baum von einem äußerst ungnädigen hochwürdigen Bannstrahl getroffen.

Manch eine/r außerhalb des Prümer Lands mag jetzt denken, dass die allzu „forschen“ Prümer Frauen „Ornamente“ verwendet hätten, die das sittliche Empfinden des zölibatären Herrn Pastors verletzt haben könnten. Nichts da, Gott bewahre, die Prümer Frauen sind nach Hochwürdens eigener Bekundung mit ihrer eigenmächtigen Aktion einfach zu früh dran gewesen.

Spötter außerhalb von Prüm vermuten, dass die Prümer Fraueninitiative sich angemaßt hat, den Herrn Pastor nicht vorher um seine allerhöchste Zustimmung zu ersuchen. Da hatten die Prümer Schäfchen aber die Rechnung ohne ihren allerhochwürdigsten Hirten gemacht. Denn im Prümer Land sind die Bräuche immer noch sehr streng und wo kämen wir denn hin, wenn man so etwas einfach durchgehen ließe.

In diesem Sinn sind die Eigenmächtigkeiten dieser Fraueninitiative dem Prümer Herrn Pastor jetzt doch zu bunt geworden. Schon aus präventiven Gründen wurde es allerhöchste Zeit, die aufmüpfigen Frauen zurückzupfeifen – bevor sie womöglich noch auf schlimmere Ideen kommen. Denn wenn das passieren sollte, müßte ihr hochwürdigster Herr Pastor eventuell sogar das Opus Dei rufen oder schlimmer noch, die Heilige Inquisition.

„Der Pastor war vor zwei Tagen bei mir“, erklärte die Frauenschuh-Vorsitzende gegenüber dem Trierischen Volksfreund TV. Ergebnis des Gesprächs: Der allzu bunte Osterschmuck muss vorerst wieder verschwinden. Um den Herrn Pastor wieder gnädig zu stimmen, haben die Prümer Frauen unter Verausgabung einer immerhin dreistelligen Summe in höchster Eile etliche Meter Stoff gekauft – hoffentlich in einer durch Hochwürden „liturgisch“ als kompatibel erklärten Farbe. Damit wollten sie ihrem hochwürdigsten Hirten zu Liebe ihr voreiliges Werk vor den unbotmäßigen Augen der Prümer Bürgerinnen und Bürger bis Ostern wieder verhüllen.

Der allerhochwürdigste und natürlich zölibatäre Pastor Lürtzener bestätigte inzwischen seine Probleme mit den Prümer Frauen auch gegenüber dem „Trierischen Volksfreund“: „Das ist von der Liturgie her unmöglich“, sagt er. „Das ist genauso, als würden im November schon Weihnachtslieder gesungen. Und man stellt ja auch Anfang April keinen Maibaum auf.“ … außerdem, so der Herr Pastor, könnten sich Pilger und andere Gläubige, die Prüm und die Basilika besuchen, von der voreiligen Dekoration gestört fühlen.

In Prüm sollen jetzt sogar Kirchentreue Stimmen laut geworden sein, die von ihrem geistlichen Hirten einen liturgisch höchst gebotenen Bannstrahl gegen REWE, Aldi, Lidl und Konsorten erwarten. Denn diese Heiden und Banausen strafen schon seit langem aus reiner Profitgier die katholische Liturgie mit bösartiger Verachtung – ohne dass man ihrem finsteren Treiben aus Rom bisher je Einhalt geboten hat. Trachten diese doch seit Jahren regelmäßig schon Ende September mit liturgisch unverantwortlichen Schokoladen-Nikoläusen und im Januar sogar mit Nougatosterhasen lange vor der Zeit unschuldige katholische Schäfchen zu heidnischen Genussexessen zu verführen.

Böse Zungen aus den Nachbarkreisen St. Vith, Eupen und Euskirchen sollen – wie gerüchteweise verlautet – der Prümer Fraueninitiative den, wie wir meinen, fast schon bösartigen Vorschlag gemacht haben, von den Taliban eine Burkha auszuleihen, um damit den äußerst „liturgiefeindlich“ geschmückten Baum bis zur Ostermesse in der Prümer Basilika auf das Allerkeuscheste zu verhüllen. Dagegen haben wiederum Frankophilie entschieden protestiert, weil in unserem Nachbarland Frankreich bekanntlich nach Sarkozys Willen seit heute ein gesetzliches Burkha-Verbot gilt. Eine Burkha für einen Baum in Prüm könnte zu diplomatischen Verwicklungen führen.

Die Redaktion des Demokratischen Sozialisten legt Wert auf die Feststellung, dass der Landesverband der Partei DIE LINKE, dessen Landesvorsitzender im Prümer Land zuhause ist, sich zu diesem heiklen Thema noch nicht geäußert hat.

Inzwischen hat der allerhochwürdigste Herr Pastor in Prüm bemerkt, wie sehr er sich mit seiner mittelalterlichen Intervention vergallopiert hat. Deshalb hat er wohl auch nach heutiger Ausgabe des TV einen, wie er es nennt, „Vorschlag zur Güte“ gemacht: Die Verhüllung mit Stoff könne unterbleiben, wenn man „ein Netz drüber werfen“ würde. Den von Dritter Seite daraufhin prompt erfolgten weiteren ‚Kompromissvorschlag‘, in oberer Höhe der Verhüllungstücher ein kleines „vernetztes“ Sichtfenster für den Prümer Straßenbaum einzurichten, halten wir allerdings für eine Provokation, denn dass damit nur eine Burkha gemeint sein kann, erkennt schließlich jeder.

Kompromissbereit haben sich die Prümer Frauen auf den „Vernetzungsdvorschlag“ eingelassen – auch wenn sie dadurch auf den Kosten für den vorher gekauften Stoff sitzen bleiben. Es wurde bisher nicht verraten, wer am Ende das „Netz“ bezahlen soll – etwa der Herr Pastor von seinem staatlichen (stattlichen) Salär? Eine liturgisch „verträgliche“ „netzgebundene“ Verhüllungsaktion“ ist jedenfaslls für den heutigen Montag angesagt.
Mein Gott, Heiliger Sankt Walter!

Dieser Beitrag wurde am Montag, 11. April 2011 um 13:54 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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