Wolfgang Huste Polit- Blog

„RWE den Stecker ziehen“. Zur Aktionärsversammlung von RWE. Von Ruth Tietz

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Als ich um 8:00 Uhr in Essen eintraf, hatten schon reichlich Gegner der Kernkraft Stellung bezogen.
Der Platz vor der Halle leuchtete in Rot und Grün verschiedene Initiativen waren vor Ort.

Es wurde blockiert von der einen Seite und auf der anderen stand DIE LINKE mit Transparent, so dass nur eine schmale Gasse als Durchgang für die AktionärInnen übrig war. In der Gasse stand die Polizei und sicherte den Durchgang recht rabiat, was meist nachließ, wenn man fotografierte. Aber wer da in die Quere kam wurde barsch weggeschleudert – eine Demonstrantin flog so unglücklich in uns hinein dass mein Fußrücken jetzt blau ist. Die Blockierer hatten Wolle mitgebracht, welche hin und her flog und das Durchkommen in der schmalen Gasse erschwerte – der Boden glich einem Spinnennetz. Dabei hallte es unentwegt: “ Abschalten“!

Um 9:15 Uhr machte ich mich auf, mit Hilfe der Vollmacht eines Aktionärs die Veranstaltung zu besuchen, was für das Personal erst Befremden auslöste, aber schließlich und endlich war ich mit Stimmkarten ausgestattet und nach gründlicher Leibesvisitation, wie im Flughafen, drin. Meine Kamera durfte nicht mit!
Noch herzlichen Dank an den Aktionär, der das erst möglich machte.

In der Halle erwartete mich eine Art Volksfest, überall nette Sandwiches verschiedener Art, Kaffee, Säfte, Limonade, Cola, Bier ….
Jede Menge Menschen Ü 60 stürzten sich darüber, als wenn sie Tage gehungert hätten! Mir schnürte es den Magen zu!

Fukushima ist hier nicht gegenwärtig, das wird mir schnell klar!
Mittags wiederholte sich das Spektakel mit Würstchen und Frikadellen.
Ich schaute dem Treiben eine Weile zu und ging dann in den Saal, der schon gut gefüllt war und auch da wurde mir bewusst, dass der überwiegende Teil der teilnehmenden AktionärInnen aus SeniorInnen bestand. Das sind dann auch die Menschen, die bei den Wahlen in Deutschland diese fürchterlichen Regierungen wählen, weil sie meinen allen ginge es so gut wie ihnen. Dass junge Menschen in diesem Land nur eine Chance haben, wenn sie aus begüterten Elternhäusern kommen, nehmen sie mit Gewissheit nicht wahr!

Um 10:00 Uhr teilte man uns mit, das später angefangen würde, weil viele AktionärInnen noch nicht in der Halle seien.

Prima dachte ich, das ist die Wirkung der Blockade!

Mit einiger Verspätung begann man mit Gruß- und Dankesworten.
Ich vermisste eine Schweigeminute für die Opfer von Fukoshima!

Der Chef des RWE Herr Großmann verteidigte in seiner Rede den Kurs der RWE mit Braunkohle und Atomstrom. Er teilt mit dass er gegen die Abschaltung von Biblis A u. B. geklagt hätte und erhielt dann tosenden Beifall.
Es ist ihm offensichtlich unerträglich, das jede Aktie mit 0,50 € Brennelemente-Steuer belastet würde. Ich finde den Betrag lächerlich niedrig.

Einige Aktivisten sprangen auf, entfalteten ein Transparent und riefen“ Abschalten“!
Sie wurden eiligst vom Sicherheitsdienst geräumt.

Herr Großmann fuhr in seiner Märchenstunde fort:
Ein Atomausstieg sei nicht bezahlbar, der Ausstieg nur in Deutschland würde nichts bringen, er wäre für einheitliche Sicherheitsstandard’s in Europa! Dann werden noch Arbeitsplätze, die dann verloren gingen, vorgeschoben! Das Abschalten der Kernenergie würde allen nutzen nur Deutschland nicht. Die Braunkohle sei das deutsche Erdöl und die Netzinfrastruktur würde für einen Atomausstieg fehlen. Die Proteste gegen die Atomkraft wurden lächerlich gemacht, indem Herr Großmann erklärte, jetzt würde ja jeder meinen, er sei Fachmann.

Eine weitere Störung durch Aktivisten mit Transparent. Der Ruf:“ Abschalten“ erzeugt Unmut bei den AktionärInnen, die ansonsten immer fleißig klatschen, wenn Herr Großmann die Rekordgewinne vorstellt.
Kleine Gruppen von Aktivisten wiederholten dies noch zahlreiche Male, was ich sehr gut fand!

Mir stach dann noch in die Augen, dass der neu zu wählende Aufsichtsrat nur zwei Arbeitnehmervertreter enthielt und davon eine leitende Angestellte, die eine der beiden Alibifrauen im Aufsichtsrat ist, umgeben von alten Männern.

Der Dachverband “ Kritischer Aktionäre “ und etliche kleinere Verbände sowie Kleinaktionäre waren nicht sparsam mit ihrer Kritik. Mehrfach wurde der Rücktritt Großmanns gefordert, einige fanden die Klage gegen das Moratorium falsch, andere richtig. Auch der Altersdurchschnitt der Führungsebene wurde bemängelt.
Die meisten von ihnen sehen, dass der Strom aus ökonomischer Sicht grüner werden müsste, einige machten sich auch Gedanken zur Umwelt und über die bis heute nicht gesicherte Endlagerung.

RWE wurde unter anderen auch als „Energiedinosaurier“ betitelt, was mir sehr gut gefallen hat, denn es ist der größte CO2-Produzent in Europa. Herr Großmann wirft kräftig mit Nebelkerzen um sich, damit niemand merken soll, dass hier wenig für regenerative Energien gemacht wurde, aber der gesamte Fokus auf Profimaximierung gelegt wird. Unter anderen wurde von einem Befürworter der Kernkraft die Aussage getroffen:

„Wen das mit dem Atomstrom stört, der kann die Aktie ja verkaufen“.

Das zeigt deutlich die menschenverachtende Einstellung, nur auf Gewinn programmiert, den sie auf unsere Kosten einfahren und, wenn es nötig ist nehmen sie auch ein Fukushima oder ein Tschernobyl in Kauf!
Es gibt nur eine Möglichkeit sich vor diesem skrupellosen, geldgierigen Gestalten zu schützen: Die Verstaatlichung der Energiekonzerne. Damit der Gier endlich Einhalt geboten wird!

Ruth Tietz DIE LINKE. Leverkusen

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 21. April 2011 um 12:03 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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