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Machbar. Ethikkommission berät zu Atomausstieg. Von Wolfgang Pomrehn

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Es war nicht anders zu erwarten. E.on-Chef Johannes Teyssen nutzte am Donnerstag seinen Auftritt vor der Atom-Ethikkommission zur Werbung für seine Schrottmeiler. Ein schneller Ausstieg aus der Atomenergienutzung ginge nur auf Kosten des Klimaschutzes, weil dann mehr Kohle- und Gaskraftwerke gebaut werden müßten. Das ist die alte Leier; die Energiekonzerne versuchen, ihre AKW, deren Gefährlichkeit die Reaktorkatastrophe in Fukushima erneut demonstriert, als die großen Klimaschützer darzustellen. Die Wahrheit sieht indes etwas anders aus. Seit Jahren beklagen Energiewirtschaftler und Vertreter der Wind- und Solarbranchen, daß die Großkraftwerke das Netz verstopfen und damit immer wieder die Einspeisung vor allem aus Windkraftanlagen verhindern. Der Konflikt ist in einigen Küstenregionen bereits über zehn Jahre alt. In den letzten Jahren hat er sich verschärft und auch auf Gebiete im Landesinneren übergegriffen, weil entgegen der anderslautenden gesetzlichen Verpflichtungen die Netzbetreiber, oft identisch mit den AKW-Besitzern, die Infrastruktur nicht ausreichend vorbereitet haben. Die Stillegung der unflexiblen AKW, die so gar nicht als Ergänzung zum variabel anfallenden Wind- und Sonnenstrom passen, könnte also Entlastung schaffen und den Ausbau der sauberen Stromversorgung erleichtern. Eine am Mittwoch vorgestellte Studie der Universität Flensburg zeigt zudem, daß im Gegensatz zu den Behauptungen des E.on-Chefs selbst bei einem schnellen Ausstieg bis 2015 keine zusätzlichen Kohlekraftwerke gebaut werden müssen, sieht man einmal von jenen ab, für die bereits der erste Spatenstich getan wurde.

Den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hält das alles nicht davon ab, erneut für die großen Energiekonzerne in die Bresche zu springen. Anfang der Woche stellte er ein Gutachten vor, das rechtzeitig zur Sitzung der Ethikkommission sein Lieblingsargument untermauern sollte. Der Atomausstieg würde die Strompreise in die Höhe treiben. Bei näherem Hinsehen erweist sich das als bloßes Schreckgespenst. Um bis zu 30 Prozent stiege bei einem schnellen Ausstieg bis 2017 der Großhandelspreis im Jahr 2018, so das Ergebnis. Das hört sich nach viel an, ist es aber nicht, denn die Rechnung des Abnehmers wird nur zum geringeren Teil von den Einkaufpreisen des Stromanbieters bestimmt. Diese würden 2018, so die BDI-Studie, von 5,4 auf sieben Cent pro Kilowattstunde zulegen. Für den privaten Endverbraucher wäre das bei einem aktuellen Preis von rund 21 Cent pro Kilowattstunde allerdings nicht ein Preisanstieg um bis zu 30, sondern nur um bis zu 7,6 Prozent. Dabei bewegen sich die Zusatzkosten zudem in einer Größenordnung, daß sie ohne weiteres durch die Gewinne der Energiekonzerne gedeckt werden könnten. Mit anderen Worten: Auch die BDI-Untersuchung zeigt, daß der schnelle Ausstieg machbar und ohne weiteres erschwinglich ist. Wofür braucht es da noch eine Ethikkommission?

Quelle: www.jungewelt.de vom 29.04.11

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 29. April 2011 um 13:41 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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