Wolfgang Huste Polit- Blog

Kein Spaß, aber teuer. Atomkonzernen droht bei Schnellausstieg Milliardenverlust. Greenpeace berechnet Gewinne aus Laufzeiten der Meiler. jW-Bericht

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Es geht nicht um Ideologie, sondern um viel Geld, wenn sich die Lobbyisten massiv gegen das schnelle Abschalten von Kernkraftwerken wenden. Denn ein schneller Ausstieg wäre vor allem für die bisherigen Profiteure extrem teuer, und den Energieriesen RWE, E.on, EnBW und Vattenfall würden enorme Gewinne verlorengehen. Dies geht aus Berechnungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace hervor, die am Dienstag bekannt wurden. Die Umweltschützer forderten von der Bundesregierung ein Energiekonzept mit klar definierten Abschaltdaten für alle Atomanlagen in Deutschland. Außerdem müsse sich die Koalition vom System der Strommengenberechnung verabschieden.

Bei einer Beendigung der Atomkraftnutzung bis zum Jahr 2015, den auch Greenpeace fordert, würden die Konzerne rund 75 Milliarden Euro verlieren, die sie bei Beibehaltung der beschlossenen Laufzeitverlängerung einstreichen könnten. Würden die Atommeiler 2020 heruntergefahren, wären es den Berechnungen zufolge immer noch etwa 60 Milliarden Euro, die den Aktionären und Topmanagern der Unternehmen entgingen.

»Greenpeace warnt davor, der aktuellen Ausstiegseuphorie ohne Wenn und Aber zu trauen. Die Manager und Lobbyisten der Atomkonzerne werden um jedes Jahr Laufzeit für ihre gefährlichen, aber profitablen Uraltmeiler kämpfen«, sagt Tobias Riedl, Atomexperte von Greenpeace. »Angela Merkel darf jetzt nicht noch einmal vor den Energiekonzernen in die Knie gehen.«

Im Falle eines endgültigen Abschaltens der sieben ältesten Reaktoren und des Pannenmeilers Krümmel würden den Konzernen 25 Milliarden Euro entgehen. Für die restlichen neun Anlagen beliefe sich der ausbleibende Gewinn bei einem Ausstieg bis 2015 auf etwa 50 Milliarden Euro. Greenpeace schätzt, daß ein Atomkraftwerk etwa eine Million Euro Gewinn pro Tag erzielt. Laut einer Studie des Freiburger Öko-Instituts von 2009 könnte diese Summe noch höher ausfallen.

Mit dem »Ausstieg aus dem Ausstieg«, also der im vergangenen Jahr von Schwarz-Gelb beschlossenen Laufzeitverlängerung, haben alle Reaktoren nach Angaben der Umweltschützer Strommengen zugeschrieben bekommen, die sie erzeugen dürfen. Die sieben ältesten Meiler erhielten derartige Kontingente für umgerechnet acht Jahre, die restlichen Reaktoren für 14 Jahre.

Greenpeace wies darauf hin, daß dieses Strommengensystem den Energiekonzernen die Möglichkeit eröffnete, Uraltmeiler wie beispielsweise Neckarwestheim 1 vor dem längst fälligen Abschalten zu bewahren. Der Reaktor sei monatelang mit minimaler Leistung gefahren worden, um nicht dem einst von SPD und Grünen mit den Konzernen vereinbarten Atomausstieg zum Opfer zu fallen. »Wir brauchen klare und gesetzlich festgeschriebene Abschaltdaten für die Atommeiler. Nur so wird es Planungssicherheit für die Energiebranche und die deutsche Wirtschaft geben. Darüber hinaus erhöht sich die gesellschaftliche Akzeptanz für eine mögliche Energiewende«, sagt Riedl.

Greenpeace verwies auf eine kürzlich von der Organisation veröffentlichte Studie. Diese zeige, daß die vier großen Stromerzeuger in den zurückliegenden Jahren kaum in erneuerbare Energien investiert hätten. Deren Anteil an nachhaltig erzeugtem Strom betrage gerade einmal 0,5 Prozent. Gleichzeitig steigerten die Konzerne im selben Zeitraum ihre Gewinne drastisch, so Greenpeace: Zwischen 2002 und 2009 konnten E.on und Co. diese vervierfachen.

Quelle: www.jungewelt.de vom 04.05.11

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 04. Mai 2011 um 12:26 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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