Wolfgang Huste Polit- Blog

Oslo mahnt! Hetze stoppen! Erklärung des Duisburger Netzwerks gegen Rechts nach den Anschlägen in Norwegen:

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Nach dem Bombenanschlag in Oslo und dem anschließenden Massaker an mehr als 70 Jugendlichen der norwegischen Sozialdemokratie, ist von einer Tat eines »verwirrten« Einzeltäters mit Kontakten in »rechtsextreme Kreise« die Rede. Haß und Ausländerfeindlichkeit hätten einen persönlichkeitsgestörten Einzeltäter zu einer minutiös geplanten und mit eiskalter Grausamkeit durchgeführten Tat getrieben. Doch Breivik kam nicht aus dem Nichts. Vielmehr ist er die militante Speerspitze einer sich in Europa in den letzten Jahren ausbreitenden antiislamischen Hetze. Der Kampf gegen die »Kulturmarxisten« und die schleichende »Islamisierung« Europas, die er als die Motive, in einem im Internet veröffentlichten Tagebuch nennt, ist ein Ausfluß demagogischer Argumentationen, die hierzulande immer wieder in Pamphleten wie Bild, Spiegel oder in PI-News in ähnlicher Weise zu lesen sind.

Die Wahnvorstellung einer »islamischen Verschwörung«, mit dem angeblichen Ziel, in Europa einen Gottesstaat zu errichten und ein Europa der jüdisch/christlichen Traditionen zu vernichten, sind Überzeugungen, die nicht aus dem Kopf eines norwegischen Rechten wie Breivik entsprungen sind. Sie sind Überzeugungen und Programm vieler Menschen und Parteien in den europäischen Ländern. Rechtspopulisten wie Geert Wilders »Partei für die Freiheit«, die den Koran mit Hitlers »Mein Kampf« vergleichen und den Islam als »faschistische« Bedrohung Europas« bezeichnen, gewinnen in Norwegen mit der Fortschrittspartei bei den Wahlen 2009 22,9 Prozent der Stimmen. (…)

Die Bewegung der antiislamischen Europa-Verteidiger hat mit Thilo Sarrazin, der in deutschen Medien als mutiger Verfechter der Meinungsfreiheit gefeiert wird, allerdings eine sozialdemokratische Galionsfigur gefunden. Sarrazins Demagogie ist dabei eine ähnliche wie von Breivik in Norwegen. Nur sind es in seinem Buch »Deutschland schafft sich ab« nicht »Kulturmarxisten«, sondern »Gutmenschen« des »Multikulturalismus«, die der »islamischen Bedrohung« den Weg ebnen.

Daß sich dabei Breivik für sein Massaker keine Moschee ausgesucht hat, sondern die Jugendorganisation der Sozialdemokraten, ist eben jener Hetze geschuldet, die gerade im »Gutmenschen« den Vorbereiter der »islamischen Kolonisierung« sieht. (…) Der Hintergrund dieser Tat ist deswegen nicht nur im Wahnsinn eines einzelnen zu suchen, sondern in einer rassistischen Hetze, die als »Clash of Civilisation« (Kulturkampf) seit 2001 den Islam als Feindbild gebraucht. Das wird benutzt, um völkerrechtswidrige Eroberungskriege im Irak und in Afghanistan zu führen, wie auch die israelische Besatzungs- und Apartheidpolitik gegenüber den Palästinensern zu legitimieren. (…)

Dieses Feindbild, das im Islam eine »Weltverschwörung« erblickt, die sich angeblich zum Ziel gesetzt hat, Israel und den Westen zu unterwandern und zu vernichten, erinnert immer mehr an den historischen Antisemitismus, dessen Wahnvorstellung einer jüdisch/bolschewistischen Weltverschwörung schließlich in der Katastrophe von Auschwitz endete. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und den Ereignissen in Norwegen sind wir aufgerufen, diesen Entwicklungen unseren Widerstand entgegenzusetzen.

Quelle: www.jungewelt.de vom 01.08.11

Dieser Beitrag wurde am Montag, 01. August 2011 um 16:17 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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