Bad Nenndorf: Anwohner wollen rechten »Trauermarsch« behindern
Von Kai Budler
Am 6. August wird es eng werden in der niedersächsischen Kurstadt Bad Nenndorf. Zum mittlerweile sechsten »Trauermarsch« werden mehr als 1000 Neonazis erwartet. Die rechte Szene mobilisiert seit einigen Jahren zum »Wincklerbad«. Dort befand sich von 1945 bis 47 ein britisches Militärgefängnis, in dem hochrangige Nazifunktionäre verhört wurden. Ein britisches Gericht stellte 1948 fest, daß es dabei zu teils schweren Mißhandlungen gekommen war.
Das Bündnis »Bad Nenndorf ist bunt« will die Neonazis nicht ungestört marschieren lassen. Außer einer Demonstration haben zahlreiche Einwohner Feste auf Grundstücken entlang der Route angemeldet. So soll das möglich werden, was dem Bündnis in den vergangenen Jahren verwehrt worden war: bunter und lautstarker Protest in unmittelbarer Nähe des Aufmarschs. »Wir wollen es ihnen so unangenehm und unfreundlich wie möglich machen«, so Udo Husmann vom Bündnis gegenüber jW.
Wegen eines vom Innenministerium angeführten »Gefährdungspotentials von bis zu 500 Linksextremisten« war die Bündnisdemonstration im vergangenen Jahr verboten worden. Für DGB-Sekretär Steffen ist das »eine Umkehrung der tatsächlichen Gefahr, die von den Neonazis ausgeht.« Im Anschluß an die Aufmärsche war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Übergriffen von Neonazis gekommen, auch ein Jugendzentrum im benachbarten Wunstorf wurde angegriffen. Die Route führt direkt an der Synagoge der jüdischen Gemeinde vorbei, die an diesem Tag das Sabbat-Fest feiert. Für Husmann ist es »erschreckend, wie die Nachkommen der Holocaustopfer erleben müssen, daß an ihrem Feiertag Nazis an ihnen vorüberziehen«.
Quelle: Junge Welt vom 06.08.2011
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