Wolfgang Huste Polit- Blog

»Gebührende Distanz«? * Die Giordano-Bruno-Stiftung verbreitete am Dienstag folgende Pressemitteilung über einen offenen Brief, den die Stiftung anläßlich des geplanten Treffens mit Papst Benedikt XVI. an Bundeskanzlerin Angela Merkel gerichtet hat:

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Der Vorstand der Giordano-Bruno-Stiftung hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem offenen Brief aufgefordert, die »Menschenrechtsverletzungen der katholischen Kirche« zu kritisieren, wenn sie am 22. September mit Papst Benedikt XVI. zusammentrifft. Außerdem drängt die Stiftung auf eine Änderung des Protokolls: Daß der Papst die Kanzlerin in Berlin empfange – und nicht umgekehrt, erinnere an »jene düsteren Zeiten, als weltliche Herrscher dem ›Stellvertreter Christi‹ ihre Aufwartung machen mußten, um politisch nicht unter die Räder zu geraten«.

Merkel solle im Gespräch mit Benedikt XVI. die »gebührende Distanz« wahren und es vermeiden, ihn als »Heiligen Vater« anzusprechen. Die Stiftungsverantwortlichen erwarten von der Kanzlerin, daß sie den Papst zu einer »lückenlosen Aufklärung der von Priestern und Ordensleuten begangenen Verbrechen an Heim- und Internatskindern« auffordert und ihm klarmacht, »daß die europäischen Antidiskriminierungsvorschriften auch für kirchliche Betriebe in Deutschland gelten müssen«. Es könne nicht toleriert werden, »daß Menschen ihre Arbeitsstelle verlieren, bloß weil sie einen geschiedenen Partner heiraten oder sich dazu bekennen, in einer homosexuellen Beziehung zu leben«.

Ansprechen solle die Bundeskanzlerin auch die Privilegien, die sich die Kirche »in vor- und antidemokratischen Zeiten« gesichert habe. Dazu zählen nicht nur die historischen Staatsleistungen, die dafür verantwortlich sind, daß konfessionsfreie Menschen noch immer für Bischofsgehälter aufkommen, sondern auch der Eintrag der Konfessionszugehörigkeit auf der Lohnsteuerkarte. Diese in der Nazizeit eingeführte Regelung widerspreche dem Grundgesetz, demzufolge niemand verpflichtet sei, seine religiöse Überzeugung zu offenbaren.

Deutliche Worte findet die Stiftung auch für die »unzeitgemäße, verantwortungslose Sexualpolitik« des Papstes sowie für die geplante Seligsprechung von Pius XII., der »alle Faschisten seiner Zeit« unterstützt habe. Daß dem Vatikan der Völkerrechtsstatus entzogen werden sollte, begründen die Autoren nicht nur historisch, sondern auch politisch: Ein solcher Schritt sei nicht nur aus Fairneß gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen geboten, er könnte auch verhindern, daß sich die Kirche weiterhin der internationalen Strafverfolgung entzieht.

Zwar gehen die Verantwortlichen der Giordano-Bruno-Stiftung davon aus, daß Angela Merkel diese »heiklen Punkte« nicht ansprechen werde, jedoch sei es an der Zeit, »daß die Politiker die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse zur Kenntnis nehmen«. Die Bürgerinnen und Bürger würden es »auf Dauer nicht dulden, daß ihr Staat Jahr für Jahr Milliarden von Steuergeldern in eine Institution investiert, die nicht nur eine verheerende Geschichte zu verantworten hat, sondern auch in der Gegenwart alles tut, um gesellschaftlichen Fortschritt zu verhindern«.

Der offene Brief im Wortlaut:www.giordano-bruno-stiftung.de

Quelle: www.jungewelt.de vom 07.09.11

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 07. September 2011 um 15:43 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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