Wolfgang Huste Polit- Blog

Aus Tucholskys Werk: „Der bewachte Kriegsschauplatz“

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Der Feldgendarm wachte darüber, daß vorn richtig gestorben wurde. Für viele war das gar nicht nötig. Die Hammel trappelten mit der Herde mit, meist wußten sie gar keine Wege und Möglichkeiten, um nach hinten zu kommen, und was hätten sie da auch tun sollen! Sie wären ja doch geklappt worden, und dann: Untersuchungshaft, Kriegsgericht, Zuchthaus, oder, das schlimmste von allem: Strafkompanie. […] Manche Nationen jagten ihre Zwangsabonnenten auch mit den Maschinengewehren in die Maschinengewehre. So kämpften sie. Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.

Es ist ungemein bezeichnend, daß sich neulich ein sicherlich anständig empfindender protestantischer Geistlicher gegen den Vorwurf gewehrt hat, die Soldaten Mörder genannt zu haben, denn in seinen Kreisen gilt das als Vorwurf. Und die Hetze gegen den Professor Gumbel fußt darauf, daß er einmal die Abdeckerei des Krieges „das Feld der Unehre“ genannt hat. Ich weiß nicht, ob die randalierenden Studenten in Heidelberg lesen können. Wenn ja: vielleicht bemühen sie sich einmal in eine ihrer Bibliotheken und schlagen dort jene Exhortatio Benedikts XV nach, der den Krieg „ein entehrendes Gemetzel“ genannt hat und das Mitten im Kriege! […]

Die Gendarmen aller Länder hätten und haben Deserteure niedergeschossen. Sie mordeten also, weil einer sich weigerte, weiterhin zu morden. Und sperrten den Kriegsschauplatz ab, denn Ordnung muß sein, Ruhe, Ordnung und die Zivilisation der christlichen Staaten.“

Anmerkungen von Wolfgang Huste: Die Texte von Tucholsky sind immer noch, immer wieder, aktuell! Auch heutzutage wird wie gehabt gestorben und gemordet – fürs Kapital. Auch heute werden Berufssoldaten für den „Ernstfall“ ausgebildet- dazu gehört auch die Ausbildung des „effektiven“ Tötens mit ebenso „effektiven Waffen“ im Krieg. Sie sind potentielles Kanonenfutter für die herrschenden Eliten, für das Kapital. Und so mancher meint, dass muß so sein, unterwirft sich noch freiwillig „denen da oben“- und meint vielleicht sogar im Ernst, er oder sie diene einer guten Sache. Auch hier heißt es: „Eure Sache ist nicht unsere Sache- eure Interessen sind nicht die unsrigen! Euer Freiheits- und Demokratiebegriff, die Freiheit der Ausbeutung, die Freihheit der Unterdrückung, ist nicht identisch mit unserem Freiheits- und Demokratiebegriff!“. Deswegen: Sagt NEIN! zu Kriegseinsätzen- überall! Diene dem Frieden, Deinem Mitmenschen und der Natur – nicht den VertreterInnen des Kapitals, nicht den Spekulanten und den Kriegsgewinnlern!

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 12. Oktober 2011 um 21:48 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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