An diesem Montag kommen rund 100 Delegationen mit über 1000 Teilnehmern aus aller Welt nach Bonn zur Afghanistan-Konferenz. Gut 60 Außenminister sind mit dabei, Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet die Zusammenkunft. Mit der Mammutshow soll der Weltöffentlichkeit ein durchschlagender Erfolg der US-NATO-geführten Militärintervention vorgegaukelt werden. In Ermangelung tatsächlicher Erfolge versucht die Bonner Bühnenleitung, die angebliche Befreiung und Emanzipation der Afghaninnen in den Mittelpunkt ihrer Kriegspropaganda zu stellen. Die große Zahl der Frauen, Mütter und Mädchen, die in den vergangenen zehn Jahren von NATO-Bomben getötet oder zu Krüppeln geschossen worden sind, wird dezent verschwiegen. Auch die Tatsache, daß im NATO-Protektorat Afghanistan das frauenfeindliche Gesetz der Scharia wieder eingeführt wurde, wird übergangen.
Das geschönte Bild vom Hindukusch wird von der Nachricht getrübt, daß der afghanische Präsident Hamid Karsai vor seinem Abflug in die BRD eine junge, vergewaltigte Frau begnadigt hat, allerdings nur unter der Bedingung, daß sie ihren Vergewaltiger heiratet. Jüngst hatte ein von der EU gesponserter Dokumentarfilm (»In-Justice«) unter anderem auf das Schicksal der heute 21jährigen Gulnaz aufmerksam gemacht. Sie und hunderte anderer Vergewaltigungsopfer sitzen wegen ihres »Verbrechens gegen die Moral« in afghanischen Gefängnissen. Die Tatsache, daß sie mit Gewalt zum Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe gezwungen wurden, spielt für die Rechtsprechung der Scharia keine Rolle. Die EU hat inzwischen gegen den Film ein Vorführverbot verhängt. Offenbar hatte man begriffen, daß er kein gutes Licht auf die in Afghanistan angeblich gemachten Fortschritte für die Frauen wirft. Schade, der Dokumentarfilm hätte die Hochmesse der aufgeblasene humanitären Scheinheiligkeit in Bonn wirksam entlarvt.
Quelle: www.jungewelt.de vom 05.12.11
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