Wolfgang Huste Polit- Blog

Fittis, Dämlacks, Pillepallos. Von Wiglaf Droste

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Die FDP ist ein Fall für die Detektei Argus. Gibt es sie wirklich? Oder ist sie eine Erfindung der Medien? Würde sie, falls es sie gar nicht gäbe, jemand vermissen? Oder ihre Nichtexistenz überhaupt bemerken?

Gerade mal zwei Prozent der wahlberechtigten Deutschen möchten der FDP, im Fall, daß sie tatsächlich existierte, ihre Stimme geben. Daran gemessen genießt die Splittergruppe, die eher unter »Sonstige« firmieren müßte, ein gewaltiges mediales Interesse. Das hat mit der Geschichte der FDP zu tun. Die kleine Partei war immer für eine große Mediengeschichte gut: ein Kanzlersturz hier, ein Koalitionsverrat dort, ein bilderbuchbetrügerischer Otto Graf Lambsdorff, ein Minister des Äußersten, der in Prag Victor Hugo zitierte, ohne allerdings zu erwähnen, daß der pathetisch herausgedonnerte Satz »Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist« von Victor Hugo stammt und keineswegs aus seiner, Genschers, eigener Satteltaschenohrenrübe. Wenn einmal gar nichts mehr lief, setzte sich eine Ulknudel als Bundespräsident hoch auf den gelben Wagen und saß beim Schwager vorn, oder ein Fallschirm mit Schnäuzer landete hart. Immer aber hatten die Dreigroschenjungen etwas zu berichten.

Diese alte Verbundenheit und die betriebseigene wumpig-schlumpige déformation professionelle sind die Gründe, warum sich Journalisten überhaupt zu FDP-Veranstaltungen schleppen. »Ist Guido Westerwelle eigentlich immer noch Außenminister?«, fragt einer, und ein Kollege antwortet ihm: »Nee, der hat sich nur ins Ausland abgesetzt.« Ich selbst kann mit der Geheiminformation aufwarten, daß einer der Musiker, die am 19. Dezember zu Ehren Franz Josef Degenhardts im BE spielten, auch am 18. Januar im Berliner Tipi auf der Bühne stehen wird, wenn Guido Westerwelle dort seinen 50. Geburtstag nachfeiert. Das nenne ich U-Boot-Politik in Unterwanderstiefeln!

Was die längst von jedem Geist verlassene FDP am traditionellen Stuttgarter Dreikönigstreffen ablieferte, gehört in die Rubrik »Verschiedenes«, und das in jeder Bedeutung des Wortes. Während der Vorsitzende Philipp Rösler sich an die Zwangsvorstellung vom »Wachstum« anklammerte wie Kai Diekmann an sein Amt als Bundespräsidentenmacher, wurde ruchbar, daß die Regierungskoalition aus CDU, Grünen und FDP im Saarland aufgekündigt wurde, wegen des katastrophal intriganten Gebarens diverser FDP-Politiker. Rösler bewies seine Qualitäten als Realitätsignorierer und gab weiter seinen Durchhaltequark zum besten. Die Anstrengung beim Interesseheucheln war seinen Zuhörern deutlich anzumerken.

Allein die »Grüne Jugend« griff Rösler ein bißchen unter die armen Arme und entrollte ein Transparent mit der Aufschrift »Die FDP dröslert sich auf«: trostlose, gruselige Kabarettversuche von Politikstrebern für Streberkollegen. Ob einer grün oder gelb ist vor Neid auf den jeweils anderen, macht kaum einen Unterschied.

Was heißt FDP? Für Deutliche Peinlichkeit? Fittis, Dämlacks, Pillepallos? Es ist egal, auch der Mann von der Detektei Argus hebt wie sich ergebend die Schultern und sagt: »Ich pfeife aufs Honorar und höre auf, nach der FDP zu suchen. Das ist doch alles nur noch erbärmlich.« Und macht sich vom Acker.

»Deutschland geht es gut« ist die Hauptlatrinenparole der FDP. So sprechen Depressive in den Spiegel oder wahlweise in Spiegel online hinein, kurz vor dem Suizid.

Quelle: www.jungewelt.de vom 07.01.12

Dieser Beitrag wurde am Samstag, 07. Januar 2012 um 22:42 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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