Runde unter Geheimdienstkollegen: Zuträger der unterschiedlichsten »Ämter« gaben sich bei den Jungrechten in den neunziger Jahren regelrecht die Klinke in die Hand. Neben dem Verfassungsschutz hatte der Bundesnachrichtendienst (BND) ebenfalls Interesse am rechten Treiben, pflegen doch auch Nationalisten internationale Kontakte. Und wo sich diese deutschen In- und Auslandsgeheimdienste tummeln, will auch der Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr (MAD) nicht fehlen: Eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Memet Kiliç an die Bundesregierung ergab, daß der MAD zwecks Beobachtung »extremistischer Bestrebungen einzelner Angehöriger des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums der Verteidigung«, also von Soldaten, eigene »Quellen« im »Thüringer Heimatschutz« unterhielt. Jung, männlich, gewaltaffin: Die Zielgruppen der Bundeswehr und die der Neonazis überschneiden sich, würden Werbefachleute sagen.
Im Gegenzug bedienten sich die »Kameraden« des Heimatschutzes bei denen der Bundeswehr – an deren Sprengstoff zum Beispiel. 20 Kilogramm TNT wurden 1990 aus einem Munitionsdepot in Thüringen entwendet. Aus der Heimatschutz-Schlägertruppe ging später der »Nationalsozialistische Untergrund« hervor, der TNT-gefüllte Rohrbomben baute, bevor er sich auf Mordanschläge verlegte. Es stimmt ja nicht, daß die Dienste mit ihrer Unmenge Agenten den Tätern nicht auf die Spur gekommen wären. Nach nur 13 Jahren Untergrundaktivität konnten die beiden Haupttäter in den Selbstmord getrieben werden. Der Rechtsstaat weiß sich eben zu wehren. (sc)
Quelle: www.jungewelt.de vom 09.02.12
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