Der Arbeitskampf am Frankfurter Flughafen eskaliert. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) hat die Fluglotsen am Airport für den heutigen Mittwoch morgen von fünf bis elf Uhr zu einem Solidaritätsstreik mit den Beschäftigten auf dem Vorfeld aufgerufen. Der Betreiber Fraport und die Lufthansa wollten das am gestrigen Dienstag mit einem Eilantrag beim Frankfurter Arbeitsgericht verhindern. Die Verhandlung begann um 18 Uhr (nach jW-Redaktionsschluß). Die Unternehmen argumentieren, die Schäden für die Fluglinien und die Passagiere seien zu hoch.
Fraport hatte mit Streikbrechern bislang rund 80 Prozent der geplanten Flüge abwickeln können. Weil dadurch der Erfolg das Vorfeldausstands erheblich gefährdet worden sei, dürfe die Gewerkschaft die scharfe Waffe des Fluglotsenstreiks benutzen, entgegnete der Arbeitsrechtler Wolfgang Däubler gegenüber junge Welt. So habe Fraport für den Streikbruch Leute eingesetzt, die für Vorfeldarbeiten gar nicht angestellt seien. Darauf antworte die GdF nun mit Arbeitsniederlegungen im benachbarten Frankfurter Tower, so Däubler. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft hingegen fordert sogar eine Dienstverpflichtung der Lotsen durch die Bundesregierung. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) lehnte das mit Verweis auf die Tarifautonomie gestern aber ab.
Währenddessen hat die klare Verurteilung des Vorfeldstreiks durch ver.di-Betriebsratsmitglieder und deren Beteiligung an der Organisation des Streikbruchs zu Unmutsbekundungen innerhalb der Dienstleistungsgewerkschaft geführt. So hat der Tarifausschuß von ver.di Südhessen den Vorfeldbeschäftigten in Frankfurt seine Solidarität bekundet. Von Funktionärsseite habe es für die Erklärung dagegen Schelte gegeben, berichteten die Südhessen.
Die Vorfeldbeschäftigten legen die Arbeit mit kurzen Unterbrechungen bereits seit zwei Wochen nieder. Sie fordern eine Angleichung ihrer Gehälter an das Niveau in München und Berlin innerhalb der nächsten vier Jahre. Einen entsprechenden Schlichterspruch des Hamburger Exbürgermeisters Ole von Beust (CDU) will Fraport nicht annehmen.
Auf Flugausfälle könnten sich auch die Berliner Flughäfen einstellen. »Es wird wahrscheinlich zu kurzfristigen Arbeitsniederlegungen kommen«, kündigte ver.di am Dienstag an. Ein Datum nannte die Gewerkschaft jedoch nicht. In den seit Ende des vergangenen Jahres laufenden Tarifverhandlungen mit dem Bodendienstleister GlobeGround Berlin hatte das Unternehmen am Samstag auf ein Ultimatum von ver.di reagiert und erstmals ein Angebot vorgelegt. Dessen Kernpunkte bezeichnet Verhandlungsführer Jens Gröger als »unzumutbar«. Die Gewerkschaft fordert unter anderem Lohnerhöhungen von vier Prozent für die knapp 1500 GlobeGround-Beschäftigten an den Standorten Tegel und Schönefeld. Das Unternehmen will dagegen die komplette Tarifstruktur verhandeln. GlobeGround fordert etwa eine Streichung der zusätzlich zum Urlaub bestehenden zehn Schichtausgleichstage. Dafür sei man bereit, die Einstiegsgehälter der unteren Lohngruppen um 18 Prozent anzuheben, hieß es in einer Mitteilung. Ver.di wollte diese Zahlen jedoch nicht bestätigen. Zwar habe das Unternehmen vorgeschlagen, die Einstiegsgehälter von aktuell 1449 auf 1500 Euro anzuheben. Gleichzeitig verlange es die Senkung der höchsten Lohnstufe von 2300 auf 1850 Euro, erläuterte Gröger. Der Gewerkschafter wies ausdrücklich darauf hin, daß die Verhandlungen noch nicht gescheitert seien. Mit einem verbesserten Angebot sei der Warnstreik »noch zu verhindern«, noch immer bestehe »Hoffnung«.
Quelle: www.jungewelt.de vom 29.02.11
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