Wolfgang Huste Polit- Blog

Tödliche Markenmode. Von André Scheer

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Ein Großbrand in einer Textilfabrik in Bangladesch hat in der Nacht zum Sonntag mindestens 112 Menschen das Leben gekostet. Das Feuer war am Samstag abend im Erdgeschoß des neunstöckigen Gebäudes im Industrieviertel Ashulia am Rande der Hauptstadt Dhaka ausgebrochen. Ein Sprecher des betroffenen Unternehmens Tazreen Fashion Ltd. erklärte gegenüber Medienvertretern, der Betrieb habe den Sicherheitsstandards der Europäischen Union entsprochen. So habe es vier alternative Treppenaufgänge gegeben, doch die Arbeiter seien in Panik zum Hauptausgang gestürmt. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte demgegenüber, diese Fluchtwege hätten alle in das brennende Erdgeschoß geführt. Einen Notausgang an der Außenseite des Gebäudes habe es nicht gegeben. »Wenn es wenigstens einen Rettungsweg außerhalb der Fabrik gegeben hätte, wäre die Zahl der Opfer sehr viel geringer gewesen«, erklärte er der Nachrichtenagentur AP.

Noch während der Löscharbeiten kam es zu Protesten von Angehörigen der Eingeschlossenen, die der Feuerwehr vorwarfen, zu langsam voranzukommen. Die Polizei ging mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die aufgewühlten Menschen vor, während der Kommandeur der Feuerwehr gegenüber dem Bangladescher Nachrichtenportal bdnews24.com Verzögerungen bei der Brandbekämpfung einräumte. Es habe »Wasserknappheit« gegeben, sagte er.

In der Fabrik stellten rund 1000 Arbeiter Kleidung für europäische und asiatische Firmen her, so für das deutsch-belgische Unternehmen C&A. Thorsten Rolfes, Leiter Unternehmenskommunikation von C&A Europa, bestätigte am Sonntag in einer Pressemitteilung, daß Tazreen Fashion 220000 Sweatshirts an C&A liefern sollte. »Unser Mitgefühl gilt den Opfern dieses furchtbaren Unglücks sowie deren Familien und Angehörigen«, so Rolfes.

Demgegenüber macht Ineke Zeldenrust von der international tätigen Kampagne für saubere Kleidung (CCC) die Modeunternehmen für die Tragödie mitverantwortlich. »Diese Marken wußten seit Jahren, daß viele der Fabriken, die sie für ihre Aufträge auswählen, Todesfallen sind. Ihr Versagen, dagegen Maßnahmen zu ergreifen, hat sich zu verbrecherischer Fahrlässigkeit ausgeweitet.« Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen in Bangladesch fordert die Kampagne eine unabhängige und transparente Untersuchung sowie eine faire und umfassende Entschädigung für die betroffenen Familien.

In Ashulia arbeiten mehr als eine halbe Million Menschen in Tausenden Textilfabriken, oft unter erbärmlichen Bedingungen. Immer wieder kommt es in solchen Unternehmen zu Tragödien aufgrund fehlender Sicherheitsvorkehrungen. So verbrannten bereits im Dezember 2010 in einer anderen Fabrik in Ashulia 25 Angestellte. Seit 2006 starben der CCC zufolge in Bangladesch mehr als 500 Menschen bei Feuern in Textilfabriken. Erst im September kamen in Pakistan bei einem Großbrand in einer Textilfabrik, die für die deutsche Discountkette KiK produzierte, mehr als 300 Menschen ums Leben.

»Diese Toten hätten vermieden werden können und müssen«, betonte Zeldenrust. Es sei allgemein bekannt, daß die Sicherheit an vielen Arbeitsplätzen nicht gewährleistet ist und daß die Beschäftigten in den wichtigsten Produktionsländern bei der Herstellung von Kleidern für den europäischen und amerikanischen Markt »täglich ihr Leben riskieren«.

Quelle: www.jungewelt.de vom 26.11.12

Dieser Beitrag wurde am Montag, 26. November 2012 um 12:43 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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2 Comments

  1. http://www.tubagroupbd.net/Profile/Profile%20of%20Tazreen%20Fashions%20Limited.pdf

    Comment: isthaltso – 26. November 2012 @ 13:01

  2. Danke für den Link!

    Comment: Wolfgang Huste – 26. November 2012 @ 15:24

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