31.01.13
Rheinland-PfalzRheinland-Pfalz, Umwelt, News
Da rieben sich einige Spaziergänger die Augen: Schnitt doch das städtische Grünamt einen Großteil der den Park säumenden Vegetation fort. Meter hohes Strauchwerk, wunderbare Hecken, ja selbst vor zwölf Jahre alten Bäumen machte das Grünamt nicht halt. Man überzeuge sich über das Baumalter, indem man in den kleinen Park geht und die Baumringe der abgeschnittenen Bäume zählt.
Ähnlich wie der städtische Green Park Londons wird der kleine grüne Park unweit der Elsa-Brändström-Straße zwischen Maler-Becker-Straße und Kirchstraße von vielen Bewohnern Gonsenheims besucht, um im nicht gerade mit Grünflächen gesegnetem Mainz vom städtischen Stress zu entspannen. Im Sommer diente der kleine Park Volleyballspielern, Picknickfreunden, Hundebesitzern zum Spaziergang und alten Mitbürgern zur Entspannung der Augen.
Damit ist zumindest nun eingeschränkt erst einmal Schluss. Wie ein Mitarbeiter des Grünamts vor Ort betonte, wollte man als Stadt dem Hauseigentümer der neuen Wohnanlage entgegenkommen. Es wäre abzusehen, dass die Bewohner des neuen Wohnblocks freie Sicht haben wollen. Hierbei handelt es sich um einen Block mit ein paar wenigen Eigentumswohnungen, deren Besitzer ab sofort freien Blick auf sich die Augen reibende Spaziergänger haben. Denn für die dürfte das Flair des Parks teilweise dahin sein. Entfaltet sich doch anstatt des grünen Blattschmucks nun eine glasgesprenkelte Zementfront.
Dem Bauwahn in Mainz scheinen keine Grenzen gesetzt. Da hilft auch keine Partei mehr, die die Farbe des Blattschmucks im Namen trägt. Wenn man bedenkt, dass ein Baum dieser Größe pro Tag sechs Kilogramm CO2 aufnimmt, und den Menschen fünf Kilogramm Sauerstoff schenkt, so hat der Bauausschuss der Ampelkoalition durch die Genehmigung des Bauprojekts und Kahlschlags diesen Umweltbeitrag eliminiert.
Da führt Umweltdezernentin Katrin Eder lieber eine Umweltzone ein, weil die städtischen Abgaswerte zu hoch sind. Mit dem Ergebnis, dass die wohlhabenden Bürger mit ihren neuen Autos ins Stadtzentrum fahren dürfen, während sich Gonsenheimer mit älteren Automodellen in einem grünlosen Gonsenheimer Park die Augen reiben können. Ästhetik für die einen (die Reichen), Taschentücher für die anderen (die Armen).
Es wäre immerhin ein ganz kleiner und guter Beitrag für ein besseres Stadtklima gewesen, die Vegetation stehen zu lassen.
Rainer Winters
Student der Umweltwissenschaften und Politikwissenschaften Universität Landau
Mitglied im Klimaschutzbeirat der Stadt Mainz
Mitglied im Naturwissenschaftlichen Fachbereichsrat der Universität Landau
Mitglied im Berufsverband Umweltwissenschaften
Mitarbeit in Forschungsstelle Klimapolitik und Nachhaltigkeit, Illegale Fischerei und Überfischung
www.nachhaltigkeit-gerechtigkeit-klima.de
Quelle: www.scharf-links.de
« Pispers über DIE LINKE – »Gezielt wirken«. Bundesregierung läßt Afghanistan-Krieg verlängern und wirbt für stärkere Beteiligung in Mali und Anschaffung von Kampfdrohnen. Von Rüdiger Göbel »
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Eine ähnliche städtische Holzfälleraktion haben wir zurzeit am Kurpark der Stadt Bad Neuenahr. Begründung der Stadtverwaltung: „Die Bäume sind entweder krank oder behindern die Sicht aufs andere Ahr-Ufer bzw. stören den Gesamtcharakter des Parks“. Ökologische Belange werden dabei nicht berücksichtigt. Nachweisbar sind die meisten der gefällten Bäume gesund. Die Bürgerinnen und Bürger wurden zum Thema „Baumfällaktion“ nicht befragt. Auc hier waltet die Stdtverwaltung bzw. der Rat nach Gutsherrenart, schafft künstliche „Sachzwänge“ (DIE LINKE Bad Neuenahr berichtete darüber auch in diesem Blog). Die Stadt Bad Neuenahr hat (noch!) keine Baumsatzung. DIE LINKE Ahrweiler erarbeitet zurzeit eine Baumsatzung für Bad Neuenahr.
Comment: Wolfgang Huste – 01. Februar 2013 @ 12:35