Die Bundesregierung prüft nach eigener Aussage Vorwürfe, der Bundesnachrichtendienst (BND) sei in das Bombenattentat auf das Münchner Oktoberfest im Jahre 1980 verwickelt gewesen. Als Zeuge vor dem Luxemburger Kriminalgericht sowie in der jW hatte der Duisburger Andreas Kramer behauptet, sein Vater Johannes habe als Angehöriger dieses Geheimdienstes den Anschlag organisiert, bei dem 13 Menschen umkamen.
In ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der innenpolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, erklärte die Regierung am Freitag, bisher gebe es keine Hinweise, »die die Darlegungen des A. K. in bezug auf die Tätigkeit seines Vaters, J. K. bestätigen können«. Dennoch würden die Vorwürfe weiter untersucht. Auch der Generalbundesanwalt (GBA) habe am 27. März 2013 »einen Prüfvorgang eingeleitet«. Die Berichterstattung zu dem Luxemburger Prozeß werde von Regierung und GBA verfolgt, heißt es weiter. »Darüber hinaus geht der GBA den in der Tageszeitung junge Welt in der Ausgabe vom 13. April 2013 in einem Interview getätigten Angaben des A. K. zu den Hintergründen des Anschlags auf das Oktoberfest in München« nach. Aus »kriminaltaktischen Erwägungen« würden keine Details preisgegeben.
Andreas Kramer hatte unter Eid ausgesagt, sein Vater habe nicht nur die 20 Sprengungen koordiniert, die zwischen 1984 und 1986 Luxemburg erschütterten, sondern auch den Anschlag auf das Oktoberfest eingefädelt. Er habe im Auftrag geheimer NATO-Gremien sowie des BND die Geheimarmee der NATO, »Stay Behind«, in Deutschland geleitet. Ziel der Anschläge sei es gewesen, sie Linken anzulasten und so einen politischen Rechtsruck auszulösen.
Den Aussagen des Zeugen zufolge war sein Vater offiziell Hauptmann der Bundeswehr und arbeitete im Logistikbereich des Streitkräfteamtes. Er habe Zugang zu Munitionslagern gehabt. Sein Deckname sei »Cello« gewesen – ein Name, der auch in einem Buch des abtrünnigen BND-Mitarbeiters Norbert Juretzko als Ausbilder für »Stay Behind«-Mitglieder genannt wird.
Die Regierung bestätigt in ihrer Antwort lediglich, daß ein Hauptmann Johannes Kramer bis zur Pensionierung 1990 in der Stabsabteilung G4 des Streitkräfteamtes beschäftigt war. Zu den Vorwürfen gegen den BND wollte sie sich nicht weiter äußern. Im Rahmen der Erforschung der Frühgeschichte des Geheimdienstes werde auch dessen »Stay Behind«-Organisation behandelt. Möglicherweise würden »weitere einschlägige Unterlagen gefunden«. Die »historische Erforschung und Bewertung« sei der Wissenschaft vorbehalten.
Die Behörden hätten bisher leider wenig Ehrgeiz gezeigt, »Licht in das Dunkel des Stay-behind-Untergrunds zu bringen«, kritisierte Jelpke. »Wenn überhaupt, ist weitere Aufklärung allenfalls mutigen Zeugen, investigativen Journalisten und aufrechten Richtern zu verdanken.«
Quelle: www.jungewelt.de vom 18.05.13
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