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Massaker in Latakia. Syrien: Human-Rights-Watch-Bericht über die kaltblütige Ermordung Hunderter Zivilisten durch Gotteskrieger. Jubel bei der vom Westen unterstützten FSA. Von Gerrit Hoekman

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Die Gotteskrieger kamen am frühen Morgen des 4. August 2013, und sie kannten keine Gnade. Marodierend zogen sie durch ein Dutzend syrische Dörfer. Kaltblütig ermordeten sie mindestens 190 Zivilisten und verschleppten weitere 200 als Geiseln. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am Freitag auf ihrer Homepage veröffentlichte. Die Opfer sind ausnahmslos Alawiten, eine schiitische Religionsminderheit, der auch Präsident Baschar Al-Assad angehört. Die Entführten, überwiegend Frauen und Kinder, sollen sich bis heute in der Hand der für ihre Grausamkeit berüchtigten Terrororganisation »Islamischer Staat Irak und Groß­syrien« (ISIS) und anderer islamistischer Gruppen befinden.

Die Gotteskrieger begingen das Massaker am ersten Tag ihrer Sommeroffensive gegen die nordsyrische Küstenregion Latakia, einer Hochburg des syrischen Regimes, in der vor allem Christen und Alawiten leben. Auf ihrem Vormarsch eroberten sie vorübergehend ein Dutzend alawitischer Dörfer im Küstengebirge und richteten dort ein Blutbad an. Selbst Kinder verschonten sie nicht. Viele der Rebellen sollen Ausländer gewesen sein, vor allem Tschetschenen.

Mitglieder von Human Rights Watch durften nun mit Erlaubnis der syrischen Regierung das Pogrom in fünf der betroffenen Dörfer untersuchen. Die Ergebnisse hat die Organisation in einem 106seitigen Bericht und in einem Video festgehalten. »Diese Menschenrechtsverstöße waren keine Aktionen fehlgeleiteter Kämpfer, diese Operation war eine koordinierte, geplante Attacke auf die Zivilbevölkerung in diesen alawitischen Dörfern«, stellt Joe Stork fest, der bei Human Rights Watch für die Abteilung Mittlerer Osten verantwortlich ist. Als die Rebellen, deren Zahl mehrere tausend betragen haben soll, die Stellungen der syrischen Armee überrannt hatten, befanden sich keine Militäreinheiten mehr in den Dörfern.

Mitarbeiter von Human Rights Watch sahen Leichen, deren Füße zusammengebunden waren. Andere waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Manchen hatten die Rebellen den Kopf abgeschlagen. Unter den Opfern befand sich auch der schiitische Geistliche der Moschee in Baruda, einem der am heftigsten heimgesuchten Dörfer. Freischärler der Nusra-Front hatten ihn als vermeintlichen Anhänger Assads hingerichtet.

Der Angriff fand offensichtlich mit Billigung der vom Westen massiv unterstützten Freien Syrischen Armee (FSA) statt. Oberbefehlshaber Salim Idris ist anscheinend selbst an die Front gefahren. In einem Youtube-Video, das angeblich am 11. August in der Nähe der Stadt Latakia aufgenommen wurde, jubelt der FSA-Chef laut Spiegel Online: »Ich bin heute hier, um mir ein Bild zu machen von den großen Erfolgen unserer Mitrevolutionäre in ihrer Küstenkampagne.« Human Rights Watch geht davon aus, daß sich Kämpfer der FSA später aktiv an der Offensive beteiligten.

Bereits im August hatten die syrische Regierung und auch unabhängige Beobachter vor Ort das Verbrechen angeprangert. Doch die Berichte wurden als billige Propaganda des Assad-Regimes und seiner angeblichen Sympathisanten im Westen abgetan. Fast zur gleichen Zeit richteten die Gotteskrieger laut Augenzeugen in der Grenzstadt Ras Al-Ain im Norden des Landes ein weiteres Blutbad an mehreren hundert Kurden an.

www.hrw.org

Quelle: www.jungewelt.de vom 12./13.10.13
Dieser Beitrag wurde am Samstag, 12. Oktober 2013 um 10:04 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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