Auch Stunden vor Anbruch des zum Schicksalstag hochstilisierten 17. Oktober hat sich in den USA kein Ende des Haushaltsstreits zwischen Demokraten und Republikanern abgezeichnet. Eigentlich hatten die Vereinigten Staaten das Schuldenlimit von 16,7 Billionen Dollar schon im Mai erreicht, doch das Finanzministerium konnte nach eigenen Angaben eine Zahlungsunfähigkeit durch »besondere Maßnahmen« bis zum heutigen Donnerstag hinauszögern. Zugleich steht die größte Volkswirtschaft der Welt seit dem 1. Oktober ohne gültigen Haushalt da. In der Folge wurden die meisten Bundesbehörden geschlossen. Ausgenommen davon sind lediglich Bereiche, die für die »nationale Sicherheit« unverzichtbar sind. So wird für Kriegseinsätze, Killerdrohnen und Spionageprogramme weitergezahlt. Aber auch der 27,9 Millionen US-Dollar schwere Jahresetat des antikubanischen US-Propagandasenders Radio und TV Martí (jW berichtete) bleibt unangetastet. Für schwerkranke Kinder hingegen ist kein Geld da. Die elfjährige Chrissy Grube und ihre dreijährige Schwester Armanda sind für die »nationale Sicherheit« der USA ebenso unwichtig wie der 14jährige Resul Rodríguez aus Puerto Rico und die junge Mutter Michelle Langbehn.
»Der US-Shutdown kappt die Rettungsleine für sterbende Kinder«, titelte der Washingtoner BBC-Korrespondent Charly Jaffe in einer Reportage auf dem Onlineportal des britischen Rundfunks. So sind Chrissy und Armanda, die an einer unheilbaren Erkrankung des Nervensystems leiden, seit drei Wochen von der Behandlung ausgeschlossen. Die Lebenserwartung der Betroffenen liegt bei 20 Jahren. Vor einigen Wochen hatte eine neuartige Gentherapie den Mädchen und ihren Eltern wieder Hoffnung gemacht – bis sie wegen der Haushaltskrise gestoppt wurde. »Ich bin enttäuscht und maßlos wütend darüber, daß eine Behandlung, die vielleicht ihr Leben retten könnte, einfach ausgesetzt wurde«, sagte Steve Grube, der Vater der Mädchen, der BBC.
Wie Chrissy geht es Hunderten, die in einer Spezialklinik der Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) in Maryland betreut werden sollten. Das Krankenhaus, das als Anlaufstelle gilt, wenn andere Therapien versagt haben und deshalb auch »Haus der Hoffnung« genannt wird, behandelt normalerweise 200 Patienten pro Woche, davon 30 Kinder. Seit dem 1. Oktober sind jedoch 13700 der gut 18000 Bundesbeschäftigten der NIH in unbezahltem Zwangsurlaub. So ist auch niemand mehr für die Behandlung der oft todkranken Patienten da. Zu diesen gehört Michelle Langbehn, die an einem bösartigen Hirntumor im fortgeschrittenen Stadium leidet. Sie hat eine Onlinepetition an den Kongreß verfaßt, die bis Mittwoch bereits von rund 150000 Menschen unterstützt wurde. »Ich spreche für alle, die gegen den Krebs kämpfen, wenn ich sage, daß wir zum Abwarten keine Zeit haben«, schrieb Michelle verzweifelt. Genauso fühlt sich Ingrid Rodríguez in Puerto Rico. Deren 14jähriger Sohn Resul leidet unter einem Gehirntumor. Am 30. September sollte er in Maryland eine neue Therapie beginnen. Die Reise mußte wegen des »Shutdowns« kurzfristig abgesagt werden.
In der US-Bevölkerung sorgt eine Prioritätensetzung, nach der zwar Millionen Dollar für die Propaganda gegen die Regierung in Havanna zur Verfügung stehen, krebskranken Kindern aber die Behandlung gestrichen wird, für weiteren Ansehensverlust der Politiker. Einer NBC-Umfrage vom Montag zufolge würden inzwischen sechs von zehn Bürgern jeden einzelnen Kongreßabgeordneten feuern.
Quelle: www.jungewelt.de vom 17.10.13
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