Liebe GenossInnen,
zum Jahresende gerät man leicht in eine etwas versöhnliche Stimmung.
Deshalb möchte ich hier dieses eine Mal die in letzter Zeit so vielfach gescholtene SPD ver-teidigen:
Das ist zutiefst ungerecht. Jeder meint, jetzt über die SPD herziehen zu können.
Dabei muss man doch auch mal ein paar Fakten festhalten: Die SPD steht zu ihren Prinzipien. So war die SPD zum Beispiel in all ihren Beschlüssen immer gegen den Krieg. Nur ein ganz paarmal war sie dafür, nur dann, wenn mal gerade im Parlament abgestimmt wurde, 1914 zum Beispiel, oder im Fall Jugoslawien 1999, oder bei einer handvoll Abstimmungen wegen Afghanistan.
Und die SPD war auch faktisch immer für soziale Gerechtigkeit eingetreten, nur dann und wann mal war das anders, nur wenn es wieder eine dieser langweiligen Abstimmungen gab, über die Arbeitslosenhilfe; … oder so. Aber seien wir mal ehrlich, was sind wenige Minuten bei der ein oder anderen Abstimmung in den 150 Jahren Geschichte dieser Partei?
Und, – auch das muss doch endlich mal gesagt werden, selbst wenn die SPD den Sozialabbau selber betrieben hat, war sie eigentlich immer dagegen, sie hat das, was sein musste nie gern getan. Nie hat sie etwas gerne getan, was den arbeitenden Menschen weh tut, schließlich ist sie eine Arbeiterpartei und das hat sie niemals vergessen.
1918/1919 zum Beispiel, als die Revolution von ihr verraten wurde, hat sie das denn etwa gern getan oder als angenehm empfunden?
„Einer muss den Bluthund machen“ hat der SPD-Mann Noske damals wörtlich gesagt.„Muss“ hat er gesagt, nicht etwa „ich will“, oder „ich möchte gerne“.
Und genauso war das doch auch vor zehn Jahren. Haben denn tatsächlich heute alle schon wieder vergessen, wie sehr der SPD das Herz blutete, als sie die Hartz-Gesetze beschlossen hat; nein, beschliessen „musste“?
Kann denn niemand verstehen, wie weh das der SPD auch heute wieder tut, wenn sie die Steuern für die Reichen erhöhen will, um das Geld den Armen zu geben und dann durch die Machtverhältnisse dazu gezwungen sein wird,sich gegen die Parteibeschlüsse und den Mitgliederwillen zu stellen und das genaue Gegenteil zu machen?
Und das Schlimmste ist, dass diese große Partei, die selbst jetzt, am Beginn der Großen Koalition, nicht müde wird, sich im Prinzip zum Prinzip der sozialen Gerechtigkeit zu bekennen, dass diese Partei keine Freunde mehr hat! Ich mag schon gar nicht mehr die Betriebskantine betreten, so gräßlich sind die Kollegen drauf. Alle Kollegen kehren ihr den Rücken zu, kotzen über sie ab, hetzen über sie, gießen Kübel von Häme über sie aus.
Alle? Nein, einer nicht – Gregor Gysi.
Er steht tapfer zur SPD, sogar ohne deren Mitgliedsbuch in der Tasche zu haben… Er glaubt weiter an sie, glaubt weiter an deren Wahlversprechen, glaubt weiter an die Friedensliebe der SPD, und er feuert sie an, in der Großen Koalition „möglichst viel soziale Demokratie im wirklichen Sinne durchzusetzen“.
Das ist wahre Männerfreundschaft, man kann schon sagen, das ist bedingungslose Freundschaft, eine ‚egal-was-passiert‘-Freundschaft. Uns allen sollten die Tränen kommen, angesichts dieser beispielhaften Freundschaft. Diese Freundschaft hat bereits Lafontaine gepflegt, als er betonte, dass die SPD wieder tugendhafter werden müsse.
Ja und heute? Heute sagt doch Sigmar genau dasselbe:
„Achten wir auf unsere Prinzipien“ meinte er doch und er wird Erfolg haben. Ich bin absolut sicher: Die Partei wird weiter unerschütterlich zu ihren Prinzipien stehen.
Dass sie das kann, hat sie vielfach in 150 Jahren unter Beweis gestellt!
Wer meint, sich da als Meckerer wegen einiger weniger Abstimmungsminuten aufblasen zu müssen, hat doch bereits jedes Maß verloren!
Besinnliche Grüße
H.Hilse
(Nach der Steilvorlage von G.Kümmel)
Quelle: www.scharf-links.de vom 20.12.13
« Was hat das Entropiegesetz mit Parteiprogammen zu tun? Von Wolfgang Huste – Schlagstock und Reizgas. In Hamburg protestierten am Wochenende 10000 Menschen. Eskalation der Gewalt durch die Polizei. Hunderte Verletzte. Von Martin Dolzer »
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