Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wird eine Beobachtermission auf die Krim schicken. Sie ist aus Militärs aus 15 Mitgliedsstaaten zusammengesetzt und soll unter anderem klären, welchen Aktivitäten das russische Militär auf der Halbinsel nachgeht. Nach russischer Darstellung befinden sich die Soldaten der Schwarzmeerflotte in ihren Stützpunkten. Die ukrainische Seite behauptet, vom Festland herangeführte russische Truppen belagerten weiterhin ukrainische Militärbasen und Dienststellen. So sei der Grenzposten in Kertsch am Ostende der Krim von 100 Soldaten umstellt. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu bezeichnete im Internet kursierende Aufnahmen, auf denen Soldaten zugeben, aus Rußland zu sein, als Provokationen.
Im Internet sorgt derweil ein geleaktes Telefonat für Furore: In dem mitgeschnittenen Gespräch unterhalten sich die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und der estnische Außenminister Urmas Paet am 26. Februar auch über die Toten bei den Auseinandersetzungen auf dem Maidan in Kiew. Der Minister berichtet, ihm sei von einer Ärztin auf dem Platz gesagt worden, daß die Opfer auf seiten der Polizei und der Demonstranten von denselben Tätern erschossen worden seien und daß die neue Regierung die Vorfälle bislang nicht untersuche. Laut Paet verbreite sich die Einschätzung, daß nicht – der inzwischen entmachtete – Präsident Wiktor Janukowitsch dahinter stecke, sondern »jemand aus der neuen Koalition«. Paet zufolge ist das Vertrauen in die neue Führung in Kiew gleich null. Laut Stimme Rußlands hat der Minister das Telefongespräch bestätigt, sich zum Inhalt aber nicht weiter geäußert. Äußerst bedauernswert sei, »daß es so ein Abhören gegeben hat«.
Die EU verhängte am Mittwoch Sanktionen gegen 18 hohe Beamte der entmachteten Janukowitsch-Regierung und den aus dem Amt geputschten Präsidenten selbst. Sie sollen keine Visa mehr bekommen, und ihre Konten werden gesperrt. In der Frage von Sanktionen gegen Rußland wegen der Krim-Krise ist die Position der EU-Staaten nach wie vor uneinheitlich. Differenzierungen sind insbesondere auch in Osteuropa zu beobachten. So hält sich Lettland merklich zurück. Die dortige Regierung setzt auf den Finanzplatz Riga, der wesentlich von russischem und ukrainischem Fluchtgeld gespeist wird. Polen fährt eine Doppelstrategie: einerseits wortmächtige Verurteilungen Rußlands in Politik und Presse; andererseits hat Ministerpräsident Donald Tusk angekündigt, nur im EU-Geleitzug zu agieren.
« Kampf um die Krim. Russen entwaffnen Ukrainer – Kiew ruft Generalmobilmachung aus. Moskau: Westen unterstützt illegitimes Regime. Von Reinhard Lauterbach – Reaktionäre und arbeiterfeindliche politische Kräfte »
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