Noch immer jault keine Stalinorgel an der Oder, der Russe läßt auf sich warten. Nervosität macht sich breit in Springers Bonker. Wie nur den kriegsmüden Deutschen endlich Feuer unter dem Arsch machen? Die Lösung: den Feind im eigenen Land suchen und vernichten. Seit zwei Tagen läuft nun schon die von Bild und B.Z. angestoßene Bundestagspetition »Weg mit den Russen-Panzern!« gegen das sowjetische Ehrenmal am Brandenburger Tor. Aber so richtig will sich keiner vor die Kanone binden lassen. Nur Häme und Spott, schaut man über die Onlinekommentare zur ach so pazifistischen Kampagne. »Ohne die Russenpanzer stünde jetzt am Brandenburger Tor die Große Halle des Volkes«, schreibt einer dieser Defätisten. Gar nicht so doof, der Bild-Leser.
Die Mobilmachung an der Heimatfront stockt. Nur alte Schlachtrösser lassen sich für die Petition hinterm Ofen hervorlocken: Hubertus Knabe, Erika Steinbach, Werner Schulz. Am Mittwoch vermeldete B.Z. dann einen erfolgreichen Vorstoß: »1. Abgeordneter gegen die Panzer am Tor«. Wahrscheinlich meinte das Blatt »erster ernstzunehmender Abgeordneter«, denn Steinbach sitzt auch im Bundestag. Die B.Z. meinte Karl-Georg Wellmann, der sich gegen die »russische Aggression« ausspricht. Der CDU-Mann ist eher unbekannt, aber seit Jahren ein nicht unbedeutender Strippenzieher. Zuletzt aufgefallen war Wellmann, als er sich für einen Militärschlag gegen Syrien auch ohne UN-Mandat aussprach. Ob ihm noch mehr Bundestagskollegen folgen, ist fraglich. Denn der kalkulierte Tabubruch wird nichts daran ändern: Die alten T 34 werden im Tiergarten stehenbleiben. Deutschland hat sich 1990 vertraglich dazu verpflichtet, alle Kriegsgräber und Mahnmale zu erhalten. Schließlich liegen unter dem Denkmal mehr als 2000 sowjetische Soldaten, die in der Schlacht um Berlin ihr Leben ließen. (mme)
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