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Völliges Unverständnis. Odessa-Massaker: DGB-Spitze schweigt. Gastkommentar. Von Andreas Köhn

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Viele Mitglieder der DGB-Einzelgewerkschaften hatten spätestens am Montag, den 5. Mai, eine Stellungnahme, zumindest eine Presseerklärung der Gewerkschaftsspitze, insbesondere des DGB zu der Brandschatzung des Gewerkschaftshauses in Odessa am 2. Mai erwartet. Dieses Datum ist für die deutsche Gewerkschaftsbewegung nicht nur historisch wichtig, sondern auch Handlungsauftrag, weil am 2. Mai 1933 deutsche Gewerkschaftshäuser von der SA gestürmt, Gewerkschaftseigentum beschlagnahmt sowie Gewerkschafter verschleppt, gefoltert und ermordet wurden. Am 2. Mai 2014 sind in und vor dem Gewerkschaftshaus in Odessa mindestens 42 Menschen durch die faschistischen Mordbrenner zu Tode gekommen. Die Täter sind Mitglieder des »Rechten Sektors«, die sich als Nachfolger der nationalistischen Bandera-Banden und der Angehörigen der SS-Division Galizien verstehen. Diese waren verantwortlich für den Massenmord, die sogenannte Säuberung der Westukraine von Juden, Polen und Russen während der deutschen Besatzung. In vielen gewerkschaftlichen Gliederungen, unter anderem bei ver.di, herrscht heute völliges Unverständnis über das Schweigen der Gewerkschaftsspitzen zu dem Verbrechen von Odessa.

Es gab eine Vielzahl von Anfragen von Gewerkschaftsmitgliedern sowohl an die Vorstände der Einzelgewerkschaften als auch an die Führungsspitze des DGB und dessen Vorsitzenden, die leider bisher ohne Widerhall geblieben sind. Dies ist auch deshalb unverständlich, weil die Gewerkschaften ein wesentlicher Teil der Friedensbewegung waren und sind. Dies scheint aber mit dem neuen Kurs der DGB-Spitze, insbesondere, was die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr – einer Berufsarmee – betrifft, im Widerspruch zu stehen. Sowohl auf und vor dem gerade laufenden Bundeskongreß des DGB, als auch nach dem Treffen des Kollegen Michael Sommer mit dem damaligen Wehrminister de Maizière im Februar 2013 haben die Friedensaktivistinnen und -aktivisten der Einzelgewerkschaften in vielen Gliederungen dazu Stellung bezogen – mit der deutlichen Aussage, daß die Interessen von Gewerkschaftsmitgliedern und die Interessen und Aufgaben der Bundeswehr, daß Krieg und Gewerkschaft nicht zusammengehören. Das sollte spätestens nach dem auf deutschen Befehl erfolgten Massaker von Kunduz klar sein. Die Grundsätze von ver.di beinhalten ausdrücklich das Ziel des friedlichen Zusammenlebens der Völker. Zum Erreichen dieses Ziels dient laut ver.di-Satzung die Auseinandersetzung mit und die Bekämpfung von faschistischen, militaristischen und rassistischen Einflüssen. Das gilt auch für den DGB.

Andreas Köhn ist Fachbereichsleiter der Gewerkschaft ver.di für Medien, Kunst und Industrie in Berlin-Brandenburg, Berufsgruppe Journalismus (dju)

Quelle: www.jungewelt.de vom 14.05.14

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 14. Mai 2014 um 10:45 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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