Nur die Bevölkerung spielt nicht so richtig mit. Auch wenn die Zeit der riesigen Anti-AKW-Demonstrationen in Tokio schon wieder vorbei zu sein scheint, zeigen doch Meinungsumfragen eine beständige Mehrheit, die den Ausstieg aus der Nuklearwirtschaft fordert. Und hier liegt das Problem der Atomfreunde in Wirtschaft und Regierung. In Japan brauchen die Meiler eine Genehmigung von den Behörden der Präfekturen – vergleichbar in der Größe vielleicht mit den Regierungsbezirken, die es in einigen deutschen Bundesländern gibt. Und die Lokalpolitiker sind wegen der Besonderheiten des japanischen Wahlsystems durchaus empfänglich für die Stimmungen in den betroffenen Kommunen. Auch konservative Gouverneure und Bürgermeister stemmen sich oft gegen das Wiederanfahren der stillstehenden AKW.
Die Regierung läßt sich also einiges einfallen, um die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen. Zum Beispiel brachte sie vorige Woche ins Spiel, daß die ältesten Reaktoren des Landes endgültig stillgelegt werden könnten, und diese Woche wird nun die offizielle Zustimmung der Aufsichtsbehörde zu den beiden Reaktoren im AKW Sendai an die große Glocke gehängt. Der Bescheid hatte sich allerdings schon vor zwei Monaten angekündigt, aber offensichtlich ist der Regierung sehr daran gelegen, dieser Tage damit aufzutrumpfen. Andernfalls würde die Öffentlichkeit möglicherweise zu viel darüber diskutieren, daß das Land bereits ein Jahr ganz ohne Atomstrom auskommt.
Derweil ist trotz der lautstarken Ankündigung nicht damit zu rechnen, daß die beiden Reaktoren in Sendai in den nächsten Monaten wieder hochgefahren werden. Das letzte Wort haben die Behörden vor Ort, und dort laufen sich die örtlichen Anti-AKW-Gruppen derzeit für die öffentlichen Anhörungen warm, die nun starten. Das Ringen um die Zukunft der japanischen AKW-Flotte bleibt zäh, und die Zeit spielt eher gegen Regierung und Stromkonzerne.
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