Wolfgang Huste Polit- Blog

Kapitalismus macht arm. UN-Bericht: Armut nimmt in Industriestaaten wegen prekärer Beschäftigung und Arbeitslosigkeit zu

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Die Lüge, jeder könne es im Kapitalismus zu etwas bringen, gehört zum Grundrepertoire der bürgerlichen Ideologie. Für alle, die es nicht schaffen, existierte knapp ein halbes Jahrhundert ein Sozialstaat. Doch dieser wird spätestens seit dem Sieg der Konterrevolution über den Sozialismus demontiert. Das Resultat ist, dass in den westlichen Industrie­ländern die Anzahl von gesicherten Vollzeitstellen sinkt und es gleichzeitig immer mehr Erwerbsarmut gibt.

Laut einem am Mittwoch in Genf vorgestellten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) nimmt die Armut infolge von Arbeitslosigkeit und wegen schlecht bezahlter Beschäftigung zu. »In vielen Industrieländern können Sozialleistungen einfach nicht mehr die Einkommenslücke erwerbsarmer Menschen kompensieren«, sagte der ILO-Generaldirektor, Guy Ryder, am Mittwoch zur Vorstellung des jüngsten Weltarbeitsmarktberichts der UN-Sonderorganisation. Laut ILO hat sich diese Entwicklung seit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 2008 verschärft.

Der Studie zufolge gelten im Durchschnitt 17,2 Prozent der EU-Bevölkerung als arm – gemessen am jeweiligen mittleren Einkommen ihrer Länder. In Deutschland, einem der reichsten Staaten der Welt, seien es 16 Prozent. Als arm wird dabei angesehen, wer einschließlich staatlicher Hilfeleistungen mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens seines Landes auskommen muss. Demnach wäre in der BRD jeder zehnte trotz Arbeit arm, erklärte die ILO. Außerdem seien Erwerbslose in Deutschland im Vergleich zum EU-Durchschnitt am ehesten gefährdet, in Armut abzurutschen. Über 67 Prozent von ihnen seien trotz staatlicher Leistungen als arm anzusehen. Am besten schneide in dieser Hinsicht Dänemark ab, wo laut ILO knapp 28 Prozent der Arbeitslosen als arm gelten würden. Die Organisation stützt sich auf die Auswertung von Daten von Eurostat, dem statistischen Amt der EU.

Bei der Bewertung der Entwicklung hierzulande wurde indes der im vergangenen Jahr eingeführte gesetzliche Mindestlohn noch nicht berücksichtigt. Wahrscheinlich werde dieser helfen, Armut zu verringern, erklärte einer der Autoren der Studie, Raymond Torres. Ihm zufolge sei zwar in der Bundesrepublik die Erwerbslosenquote niedrig, doch vor allem seien Menschen mit keinem oder niedrigem Bildungsabschluss seien davon betroffen. (dpa/jW)

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 19. Mai 2016 um 16:29 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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