Ürzig/Zeltingen-Rachtig, 9.8.2012
Nachweislich ungeeigneter geologischer Untergrund für die Brücke, Rutschgefahr am Graacher Hang und weiterhin Unsicherheit für
weltberühmte Weinbergslagen kennzeichnen das Bauvorhaben
‚Hochmoselübergang‘. Nach der Insolvenz am Nürburgring droht Kurt Beck der nächste Skandal für eines seiner ‚Prestigeprojakte‘, nur dass dieses Mal die Verantwortung bei der Bundesregierung liegt und ganz Deutschland die Kosten tragen soll.
Stabilität der Hochbrücke
Entgegen der offiziellen Darstellung stocken die Arbeiten an der
Hochbrücke weiterhin. Eine Einsichtnahme in die Unterlagen, welche den Sachverhalt hätte aufklären können, wird bislang verwehrt mit dem Hinweis auf ‚Betriebsgeheimnisse‘ und angeblich neu angemeldete Patente. Hiergegen hat die Bürgerinitiative Pro-Mosel bereits Widerspruch eingelegt.
Bisher vorliegende Dokumente zur Hanguntersuchung belegen, dass eine
Standsicherheit des Untergrundes nicht bzw. nur sehr knapp gewährleistet ist. Bis in 40 Meter Tiefe gibt es kein tragfähiges Gestein, darunter gibt es mehrere Gleitfugen, was den Ürziger Westhang zu einem hohen Risiko für jede größere Baumaßnahme macht. „In einen Rutschhang baut man normalerweise keine Brücken“, bemerkte der Geologe Dr. Feuerbach anlässlich einer Veranstaltung zum Welterbe Mosel im April dieses Jahres. Wenn man es dennoch mache, sei dies mit enormem Aufwand und deutlich höheren Kosten verbunden.
Bei Bohrlochmessungen trat 2006 eine Auffälligkeit zutage, die von
Feuerbach als typisches Zeichen einer Hangbewegung bewertet wird. Die rheinland-pfälzischen Landesbehörden versuchen dies jedoch als
‚Messfehler‘ herunterzuspielen. In einem Dokument zur Standsicherheit der Firma Arcadis (2007) heißt es: „Bei der 6. Folgemessung am 25.06.2006 wurde festgestellt, dass der Inklinometer 8 (Achse 2) in ca. 18 – 20 m Tiefe eine Auslenkung von ca. 1 cm in Fallrichtung des Hanges aufweist, die in der Abschlussmessung am 01.11.2006 bestätigt wurde. Die restlichen Inklinometer wiesen keine Verformungen auf, bzw. waren zwischenzeitlich zerstört.“ Eine Stellungnahme von Geo-International, 2011, gibt hierzu genaueren Aufschluss: „Von den zehn ursprünglich eingebauten Inklinometermesspegeln wurde 2007 lediglich noch ein Pegel
(Ink 8) vermessen. Die restlichen Messpegel waren entweder
zwischenzeitlich zerstört (Ink 2, 3, 5, 6, 9, 10), oder es wurden keine Folgemessungen mehr durchgeführt (Ink 1, 4, 7).“
Das standhafte Schweigen der rheinland-pfälzischen Landesregierung zu den aktuell vorliegenden Problemen lässt größere Schwierigkeiten
vermuten, welche zwangsläufig zu deutlich höheren Kosten führen, doch auch hierzu gibt es keinerlei Auskunft. Es ist wahrscheinlich, dass die bisherige Ausführungsplanung nicht zu halten ist. Unter den bis zu 160 Meter hohen Pfeilern sind jeweils maximal 12 bis zu 47 Meter lange Großbohrpfähle geplant, die durch weiches Gesteinsmaterial hindurch auf festeren Grund stoßen sollen. Die genaue Beschaffenheit des Untergrundes soll erst während des Baus festgestellt werden, so dass dann erst der tatsächlich Bau-Aufwand ermittelt werden kann.
„Aus diesem Grund sind die tatsächlichen Baukosten noch gar nicht
ermittelbar und jede bisher vorgelegte Kostenschätzung reine Makulatur“, so Georg Laska von der Bürgerinitiative Pro-Mosel. Heide Weidemann vom BUND sieht es so: „Wie bei vielen Großprojekten gilt auch beim Hochmoselübergang das Prinzip ‚Fakten schaffen – Probleme verschweigen‘ Wenn jetzt nicht die Reißleine gezogen wird, muss sich die Bundesregierung den Vorwurf sinnloser Steuergeldverschwendung gefallen lassen.“
Rutschproblematik am Graacher Hang
Die Tatsache, dass der Graacher Hang zu den instabilsten der ganzen
Mosel gehört, ist unbestritten. Dennoch soll die im Autobahnmaßstab
geplante Strecke der B 50 neu nur 50 Meter an der Abrisskante
vorbeiführen mit dem Risiko einer zusätzlichen Destabilisierung. Eine Handvoll installierter Geo-Messpunkte soll im Falle auftretender Rutschereignisse warnen, doch ist es dann im Grunde schon zu spät.
Gefährdung weltberühmter Weinlagen
Um die Gefahr einer möglichen Störung des Wasserhaushaltes weltberühmter Spitzenweinlagen zwischen Zeltingen und Bernkastel zu überprüfen, wurde den Winzern ein Monitoring versprochen. Der Landesbetrieb Mobilität und die rheinland-pfälzische Umweltministerin Höfken (Die Grünen) gaben vor
zwei Monaten ihre Zusage, doch seitdem geschieht nichts mehr. Wertvolle Zeit vergeht, während der Bau fortgesetzt wird und Gegenmaßnahmen und mögliche Entschädigungszahlungen verhindert werden.
*Links:*
Beurteilung der geologischen Untersuchungen durch Geo-International
http://material.pro-mosel.de/geologie/Stellungnahme%20Hochmoseluebergang_%20110819.pdf
Internetseite der Bürgerinitiative Pro-Mosel
http://www.pro-mosel.de/
Artikel im Trierischen Volksfreund zum Baustopp
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Hochmoselbruecke-Rheinland-Pfalz-streitet-mit-Firmen-um-Weiterbau;art806,3135077
Minister Lewentz (September 2011): Pfeilergründung mit Bohrpfählen soll 2011 abgeschlossen sein.
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/mosel/aktuell/Heute-in-der-Mosel-Zeitung-Umstrittener-Bau-der-Hochmoselbruecke-startet;art671,2912428
Der Planfeststellungsbeschluss
http://daten.pro-mosel.de/beschlus.pdf
Materialien
http://material.pro-mosel.de/
Quelle: Bürgerinitiative „Pro Mosel“
« Direkte Aktion. Lebensmittel für Arme in Spanien: Andalusische Gewerkschafter »enteignen« Supermärkte. Von André Scheer – Republik statt Madrid. Von André Scheer »
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