Judith Demba von der Landesarbeitsgemeinschaft Antifaschismus der Partei Die Linke in Berlin hat sich mit einem offenen Brief an die ARD gewandt:
Einigermaßen fassungslos habe ich nach einem Blick in das Fernsehprogramm der ARD festgestellt, daß am 9. November ein zweiteiliger Zyklus über Generalfeldmarschall Rommel gezeigt wird. Jenen Generalfeldmarschall, der für Hitler nicht nur Krieg in Afrika führte. Von der Zerschlagung der »Rest-Tschechei« über den Einmarsch ins »Memelland« im März 1939 bis zum als Kommandanten des Führerhauptquartiers, in Polen, Italien, Frankreich – überall stritt er für Nazideutschland.
Zur Erinnerung: Am 9. November 1938 hatte mit der Pogromnacht die systematische Verfolgung der Juden im nationalsozialistischen Deutschland begonnen. Bisher wurde an diesem Tag der sechs Millionen Juden gedacht, die dem Naziterror zum Opfer fielen.
Wie hatte doch die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, 2010 in München so treffend formuliert: »Über sieben Jahrzehnte nach der sogenannten Reichspogromnacht lehren uns die Ereignisse der Jahre 1933 bis 1945, in welche Katastrophe der Mensch seinesgleichen zu stürzen vermag.« Die Erinnerung müsse lebendig gehalten werden. Der NS-Terror werde bald nicht mehr Teil persönlicher Erfahrung von Menschen sein. Deshalb müsse jungen Menschen vermittelt werden, daß Gedenken kein Selbstzweck sei, sondern die Verantwortung für die Zukunft bewußt machen solle. »Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus – Diskriminierung in welcher Form auch immer: sie sind nicht nur das Problem der betroffenen Gruppe. Sie sind vor allem das Problem der Gesellschaft, in der sie vorkommen.«
Und die ARD folgt dieser Mission am 9. November mit einem Blick in das Leben von Erwin Rommel. »Erwin Rommel war der Vorzeige-General der Nationalsozialisten – und wird von Hitler am Ende in den Selbstmord gezwungen. Im großen ARD-Film ›Rommel‹ entfaltet Autor und Regisseur Niki Stein die letzten Monate im Leben Rommels«, heißt es auf www.swr.de/rommel. Erinnerung an einen eigentlich »guten« Nazi oder auch nur ein Opfer Hitlers?
Was will uns das öffentliche Fernsehen, für das wir alle Gebühren zahlen, um mit journalistischer Kompetenz (www.ard.de) informiert zu werden, damit sagen? Ist es Geschichtsvergessenheit? Oder ist es im Gegenteil ein ganz besonders um die Ecke gedachtes Erinnern an den Naziterror?
Für mich ist das zynisch und eine Verhöhnung der Opfer. Viele Mitglieder der Familie meiner Mutter sind in Theresienstadt und Auschwitz umgekommen, sie selbst hat überlebt, weil sie versteckt worden ist. Es ist ein Verrat am Gedenken an sie und die Millionen Opfer des deutschen Faschismus, ein Verrat am Humanismus, wenn man sich im deutschen Fernsehen deutscher Nazis bedient, um ihrer zu gedenken.
Quelle: www.jungewelt.de vom 12.11.13
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