Des öfteren wurde und werde ich in Alltagsgesprächen gefragt: „Wolfgang, was ist Faschismus, was kennzeichnet einen Faschisten?“. Auf diese schwierige Frage antworte ich so prägnant wie nur möglich, in Form einer Reduktion auf das Wesentliche, auf das äußere (!), auch sichtbare Erscheinungsbild des Faschismus, von Faschisten. Dementsprechend habe ich nicht den Anspruch, hier alle Elemente zu benennen, die den Faschismus oder einen Faschisten kennzeichnet. Ob dieses oder jenes Element für den Faschismus „entscheident“ ist, ist eine Definitionssache. Es gibt sehr weitreichende Faschismustheorien (die von Dimitroff gehört dazu, ebenso die Monopolkapitalismus-Theorie von Abendroth, Grossweiler, Kühnl und Opitz), und „engere“, kürzer greifende, aufs Individuum abzielende (ich habe mich damit innerhalb meiner Staatsexamensarbeit im Studienfach Sozialwissenschaften wissenschaftlich auseinandergesetzt). Der Faschismus besteht aus diversen Elementen. Nicht das jeweilige „Einzelelement“ ist das eigentliche Problem, sondern die Summe (!) aller folgenden Einzelelementen in Form einer konstruierten, geschlossen auftretenden „Einheit“. Zum Faschismus gehört auch (!) definitiv und objektiv = nachweisbar: Konservatismus, reaktionäres Gedankengut, Antikommunismus/Antisozialismus, eine ausgeprägte Gewerkschaftsfeindlichkeit, Rassismus, das „Härteprinzip“ (Humanismus und Wertepluralismus wird als „Gutmenschentum“, als „Weicheierei“, abqualifiziert), ebenso die Ablehnung des Pluralismus. An Stelle des Wertepluralismus tritt eine platte, unwissenschaftliche, eher emotional angelegte Schwarz-Weiß-Dichotomie, das Leugnen eines Klassenantagonismus, zu Deutsch: eines Klassengegensatzes (demnach wird auch das Vorhandensein eines Klassenkampfes geleugnet, respektive abgelehnt); das Propagieren einer einheitlichen „Volksgemeinschaft“, die suggeriert, dass wir nicht nur im „selben Boot“ rudern, sondern „in Wirklichkeit“ die selben Ziele verfolgen (nebenbei: Es gibt keinen Konsens in einer Gesellschaft, zu keinem (!) Thema. Selbst Kriege werden von vielen gerechtfertigt, auch das Hinnehmen von Massenentlassungen, von Hartz IV usw.); eine ausgeprägte Autoritätshörigkeit, das Prinzip von autoritärer Führung und Kadavergehorsam, die Anbetung reaktionärer Machtpolitik und auf oktruierten, autoritären Hierarchien; eine feindliche Einstellung gegenüber emanzipatorischen Meinungen, gegenüber progressiven, „linkspolitisch“ eingestellten Intellektuellen; die Pflicht zur Einordnung in ein „umgreifendes Ganzes“; Ablehnung der bestehenden politischen Institutionen, Ablehnung der politischen Spielregeln der staatlichen Demokratie, Verfechtung eines extremen Antisemitismus, Nationalismus, Chauvinismus und Militarismus; Diskriminierung von Fremdgruppen und Minoritäten, zum Beispiel von Homosexuellen, „Ausländern“; Förderung eines völkischen und biologistischen, insbesondere rassistischen Gedankenguts (Stichwort hier: Sozialdarwinismus). Der Faschismus an der Macht ist die brutalste, die terroristischste, unterdrückerischste und die arbeiterfeindlichste Form des Kapitalismus!
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Der Faschismus ist ein Terrorsystem, das errichtet werden kann, wenn kapitalistische Produktionsverhältnisse in ihrer Existenz ernstlich gefährdet sind und die bürgerliche Demokratie nicht mehr ausreicht, um die ökonomischen Probleme und die politischen Konflikte zu lösen. Dagegen kann der Kommunismus erst errichtet werden, wenn die kapitalistischen Produktionsverhältnisse aufgehoben sind. Damit unterscheiden sich auch Ziele und Ideologie der beiden Systeme in ihren Inhalten grundsätzlich.
Comment: Wolfgang Huste – 13. Januar 2015 @ 15:43
https://www.jungewelt.de/artikel/311974.historiker-und-kommunist.html
Comment: Anonymous – 07. Juni 2017 @ 11:59
Wahre Worte. Eine treffende Beschreibung. Entgegen Mancher Aussagen gibt es keinen Sozialfaschismus, weil sich das schon in sich widerspricht. Das wollte ich nur noch einmal gesagt haben, des es so einige Leute das unwissentlich oder auch wissentlich verwechseln. Sehr gut geschrieben.
Comment: Gerald Lawrenz – 12. Oktober 2018 @ 13:26