Für den Schlamassel im Irak tragen die USA die Hauptverantwortung, und zwar wegen ihrer verheerenden Embargopolitik (1991–2003) mit Hunderttausenden Toten, wegen ihrer zwei Angriffskriege, insbesondere dem völkerrechtswidrigen von 2003, der bis heute zu über einer Million Kriegstoten geführt und eine weitgehend zerstörte und traumatisierte Gesellschaft hinterlassen hat. Die von den USA erfolgte Auflösung der irakischen Armee und die Zerstörung der Baath-Partei sowie die Unterstützung des Schiiten Al-Maliki, der die Desintegration der Sunniten in den politischen Prozeß des Irak fortsetzte, legten den Keim für den derzeitigen Aufstand der Sunniten im Irak. Der brutale Vormarsch der islamistischen Guerilla »Islamischer Staat« (IS) wäre ohne die Unterstützung der im Untergrund agierenden ehemaligen Offiziere und Mannschaften der irakischen Armee Saddam Husseins nicht möglich. Hier handelt es sich um ein taktisches Bündnis. Deshalb kommt es in erster Linie darauf an, in den politischen Prozeß des Irak nach dem Rücktritt Al-Malikis die säkularen sunnitischen Baathisten einzubeziehen, um die sunnitische IS zu isolieren. Parallel muß die Bundesregierung die humanitäre Hilfe für den Nordirak massiv aufstocken. (…)
Waffen zu liefern, ist ein Faß ohne Boden. (…) Eine weitere Aufrüstungsrunde und eine Eskalation der Gewalt wären die logische Folge. Und das Schlimme dabei: Deutschland liefert Waffen an Kurden, die gegen Islamisten kämpfen, welche zuvor mit Waffen aus Saudi-Arabien, Katar und der Türkei ausgerüstet wurden. Alle drei Länder sind bevorzugte Käufer deutscher und US-amerikanischer Waffensysteme. (…)
Mit welcher Begründung ruft die Partei »Die Rechte« für diesen Sonnabend zu einer Kundgebung gegenüber dem Hauptbahnhof in Dortmund auf?
Die sogenannte Partei »Die Rechte« will mit ihrer Aktion an das 2012 ausgesprochene Verbot des »Nationalen Widerstands« erinnern. Dies hatte der sozialdemokratische NRW-Innenminister Ralf Jäger für sogenannte freie Kameradschaften in Dortmund, Hamm und Aachen ausgesprochen. Nur wenige Wochen später präsentierten sich die gleichen Personen, die vorher in »freien Kameradschaften« organisiert waren, als Partei »Die Rechte«. Sie sind nun unter dem Schutzschirm des Parteienprivilegs weniger angreifbar. Am Sonnabend wollen die Neofaschisten gegen das Verbot der »freien Kameradschaften« demonstrieren, während wenige hundert Meter entfernt der 18. Christopher-Street-Day in Dortmund gefeiert wird.Wie reagierte die Polizei auf diese neuerliche Provokation?
Besonders irritiert sind wir als »Blockado«-Bündnis über den Versuch des Polizeipräsidenten Gregor Lange, die lokalen Medien zur Selbstzensur zu verpflichten. Er hat ein Schreiben an Ratsmitglieder verschickt, in dem es heißt, er habe sich mit den lokalen Medien auf eine »zurückhaltende Berichterstattung« geeinigt. Wir verurteilen diesen Versuch, Einfluß auf die Berichterstattung zu nehmen und gehen davon aus, daß Journalisten selbst in der Lage sind zu entscheiden, worüber sie berichten.Antifaschisten rufen dazu auf, den Kundgebungsplatz der Neonazis im Vorfeld zu besetzen. Gehen Sie davon aus, daß die Polizei derlei dulden wird?
Wir stehen auf dem Standpunkt, daß Blockaden ein gerechtfertigtes Mittel des zivilen Ungehorsams sind. Die Polizei Dortmund hat sich mit einer »Information« zur Neonazikundgebung am kommenden Samstag geäußert. In dem Schreiben heißt es, »daß Aktionen, die zu einer groben Störung einer nicht verbotenen Versammlung führen, strafbar sind«. Von Polizeipräsident Lange war man bisher andere Worte gewöhnt. Vor dem 1. Mai hieß es noch, daß Blockaden gerechtfertigt sein können. In unserem Bündnis ist man über die Ankündigung der Polizei verwundert, läßt sich aber nicht von den Plänen abbringen. Ein Hinweis an potentielle Blockierer ist uns als »Blockado« allerdings wichtig: Es ist damit zu rechnen, daß man als couragierter Mensch trotzdem ein Verfahren wegen Nötigung bekommt.»Die Rechte« ist in letzter Zeit sehr umtriebig. So haben die Neonazis eine Art Bürgerwehr ins Leben gerufen, die unter der Bezeichnung »Stadtschutz Dortmund« firmiert. Was genau muß man sich darunter vorstellen?
Die Neonazis laufen gerne uniformiert herum, so auch am Abend der Kommunalwahl, als das Dortmunder Rathaus von ihnen überfallen wurde. Mit ihren gelben T-Shirts wollen sie einerseits Stärke zeigen. Der vermeintliche »Stadtschutz« ist andererseits ein Signal an ihre eigene Szene, wie einfallsreich sie sind. Und mediale Aufmerksamkeit war ihnen mit dieser Aktion sicher.Gab es darauf eine Reaktion der etablierten Parteien?
Die Politik ist hier in Dortmund noch in der Sommerpause – die Polizei rät, wenn Nazis in gelben Shirts auftauchen, den Notruf 110 zu wählen. Wenn die Polizei so fix wie am Wahlabend kommt, sind die Nazis dann schon über alle Berge.Trügt der Eindruck, daß die Beamten noch immer nicht entschlossen gegen die Neofaschisten vorgehen, obwohl Dortmund nunmehr seit Jahren als die westdeutsche Hochburg der Neonazis gilt?
Die rechte Szene in Dortmund ist nach wie vor aktiv und gefährlich. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie in den kommunalen Vertretungen sitzt und dort ihre rassistische Hetze betreibt. Das Verbot von 2012 hat sie nur »janusköpfig« gemacht: einerseits die »Partei«-Aktionen und andererseits die »autonomen« Aktivitäten. Die Dortmunder Polizei scheint sich zu bemühen, Erfolge jedoch sieht die Öffentlichkeit nicht. Couragierte Menschen, die am 25.Mai das Rathaus verteidigt haben, werden von der Polizei mit Ermittlungsverfahren überzogen – diese Ermittlungsenergie könnten die Beamten bei Neonazis effektiver einbringen. Auch von der Taskforce gegen Neonazis hört die Öffentlichkeit nichts mehr, vielleicht ist sie ja mit dem Weggang des letzten Polizeipräsidenten auch aufgelöst worden.
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Willkommene Hilfe: Ukrainische Bürger am Straßenrand grüßen den russischen Hilfskonvoi
Foto: AP Photo/Sergei Grits
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Rußland hat am Freitag seinen Hilfskonvoi für die Bevölkerung des Donbass auch ohne Zustimmung aus Kiew in Marsch gesetzt. In einer Erklärung des Außenministeriums in Moskau hieß es, die humanitäre Situation vor allem in Lugansk dulde keinen Aufschub mehr. Die russische Regierung warf der Ukraine vor, die Zollabfertigung der 280 weißgestrichenen Lkw tagelang unter allen denkbaren Vorwänden verzögert zu haben. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das sich zuvor zur Begleitung des Konvois bereiterklärt hatte, zog diese Zusage im letzten Moment zurück. Ein Sprecher berief sich darauf, daß die Sicherheitslage an der etwa 65 Kilometer langen Strecke von der russisch-ukrainischen Grenze bis nach Lugansk zu angespannt sei. Kiew hatte zuvor nicht auf die Aufforderung des IKRK reagiert, eine Sicherheitsgarantie für den Transport abzugeben.
Nach Medienberichten hatte sich die humanitäre Situation im seit drei Wochen von ukrainischen Truppen belagerten Lugansk zuletzt drastisch verschlechtert. Einwohner berichteten, wegen des Wassermangels hätten die Leute schon die Becken der öffentlichen Brunnen mit Kanistern leergeschöpft. Auch Engpässe bei Lebensmitteln seien vorhanden, könnten aber noch aus Eingemachtem und selbstangebauten Kartoffeln überbrückt werden. Schlimmer sei der Mangel an Medikamenten und Treibstoff sowie die Tatsache, daß Telefon- und Internetverbindungen ausgefallen seien. Taxifahrer verlangten Wucherpreise für das Verlassen der Stadt.
Der Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Walentin Naliwajtschenko von der faschistischen Swoboda-Partei, nannte den Aufbruch des russischen Konvois eine »direkte Invasion« unter dem »zynischen Vorwand« humanitärer Hilfe. Verteidigungsminister Waleri Heletej kündigte eine »entsprechende« Reaktion« seiner Streitkräfte an. Am Mittag begann die ukrainische Artillerie nach Angaben von Einwohnern und Korrespondenten mit heftigem Beschuß von Lugansk und Donezk. Trotzdem trafen die ersten Fahrzeuge am frühen Abend in Lugansk ein.
Sowohl die Kiewer Truppen als auch die Aufständischen meldeten Stellungskämpfe am Rand von Donezk und um die östlich davon liegende Stadt Ilowajsk. Jede Seite berichtete über schwere Verluste des Gegners. Der US-amerikanische Analysedienst Stratfor verbreitete eine Einschätzung, nach der es den Aufständischen in den letzten Tagen gelungen sei, ihre Positionen zu stabilisieren und erfolgreiche Gegenangriffe gegen die Regierungstruppen zu führen. Dabei kämen ihnen erbeutete und aus Rußland gelieferte schwere Waffen zugute. Insgesamt blieben die Aufständischen aber dem Gegner materiell und zahlenmäßig unterlegen.
Am Samstag – dem Vortag des ukrainischen Unabhängigkeitstages am 24. August – wird Bundeskanzlerin Angela Merkel Kiew besuchen. Die Visite ist eine diplomatische Aufwertung von Staatschef Petro Poroschenko vor seinem am Dienstag geplanten Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Rande eines Gipfeltreffens von EU und Eurasischer Zollunion in der belarussischen Hauptstadt Minsk. Ob Merkel Poroschenko zu einer Verhandlungslösung des Konflikts drängen wird, ist unbekannt. Britische und russische Medien hatten vor einiger Zeit darüber spekuliert, daß deutsche und russische Diplomaten an Optionen für ein Ende des Konflikts arbeiteten.
Wenn eine Partei objektiv (!), also nachweisbar, die Interessen der demokratisch gesinnten Majorität vertritt und eine Hegemonialstellung zugunsten der Majorität inne hat, wenn sich eine solche Partei gleichzeitig bewusst (!) als Lern- und (!) Sozialisationsort versteht und mit Erfolg ein nachhaltiges, „objektives, parteiisches (!) Klassenbewußtsein“ vermittelt, dann ist das sicherlich deutlichst besser und erstrebenswerter als eine unorganisierte, politische Ohnmacht gegenüber der herrschenden Elite, der Kapitalistenklasse, dann wäre das auch deutlichst besser als eine diffus und widersprüchlich agierende Partei. Im Sinne von Gramsci wünsche ich mir eine „multifunktional“ agierende Partei, eine Partei, die keineswegs „nur“ die Organisation der Bevölkerung zum Inhalt hat, oder nur hohe Wahlprozente. Ich wünsche mir erst recht keine Partei, die sich nur um sich selbst dreht. Eine sozialistische Partei ist Werkzeug und Transportmittel für unsere Programmatik, nicht Selbstzweck!
Sie sollte den Organisationsgrad und die politische Emanzipation der Bevölkerung merklich erhöhen, im Sinne von freiwilligen, gesellschaftlich gut verankerten Vereinigungen vor Ort und in den Betrieben, demnach auch durchaus dezentral (manche sprechen in diesem Zusammenhang von „roten Zellen“). Eine solche Partei – möchte sie glaubwürdig und politisch wirksam sein – sollte widerständig, parteiisch und kämpferisch die Interessen der „abhängig Beschäftigten“, der SchülerInnen, Studierenden und die der RentnerInnen vertreten, möglichst ohne größere Widersprüche! Eine solche Partei sollte „vor Ort“ aktionsorientiert wirken! Nicht im Sinne eines blinden, unpolitischen Aktionismus (der letztendlich mehr Schaden als Nutzen für die Allgemeinheit und unsere „gemeinsame Sache“ mit sich bringt,sogar entpolitisierend wirkt), sondern in Form von gut nachvollziehbaren, auch theoretisch gut begründeten Paradigmen, also „übergeordneten Fall-Beispielen mit Handlungsperspektiven und Handlungsmöglichkeiten“, an denen man komplexe, abstrakte politische Zusammenhänge an konkreten Themen festmacht (das kann innerhalb einer öffentlichen Ratssitzung passieren, in einer Bürgerinitiative oder auf dem Marktplatz einer Stadt). Für eine solche Partei sollte eine gut organisierte inner-und außerparteiliche politische Bildungsarbeit ein „Muß“ sein! Die Zielgruppen einer solchen sozialistischen Partei wären dann nicht nur der klassische Industriearbeiter im Blaumann, sondern auch das Werte konservative, „aufgeklärte“ Bildungsbürgertum, die KleinsthändlerInnen, die kleinen HandwerkerInnen, fortschrittliche Bürgerinitiativen und NGO’s, die kleinen BeamtInnen und Angestellten, aber auch libertäre Kleingruppen, progressive, antikapitalistisch und pro sozialistisch gesinnte GewerkschafterInnen, Studierende und RentnerInnen, kritische, antikapitalistisch gesinnte Intellektuelle und KünstlerInnen. Da sollten wir keinesfalls nur im „eigenen Saft“ schmoren, im Sinne einer geistigen Onanie. Denn: Wir sind größtenteils politisch gut aufgeklärt, gut informiert. Wir wollen aber auch „die anderen“ erreichen! Aus meiner Sicht ist DIE LINKE die einzige Partei in Deutschland, die eine relative (!) Massenbasis in der Bevölkerung hat für originär sozialistische, antikapitalistische, antimilitaristische, antifaschistische, antirassistische, ökologische und feministische Inhalte und Ziele. Sie ist demnach sicherlich eine unterstützenswerte Partei! Und wenn dieser oder jener „Akteur“, dieser oder jener Parteifunktionär innerhalb der Partei im Widerspruch zur eigenen Parteiprogrammatik steht, dann sollte man ihn entsprechend konstruktiv (!) kritisieren, keinesfalls aber die gesamte Partei „als solche“ in Frage stellen, quasi die Mitglieder der Linken in eine Art Kollektivhaftung nehmen, denn das wäre wiederum unpolitisch und würde auch die politisch multifunktionalen Möglichkeiten dieser noch juvenilen Partei konterkarieren! Oder anders formuliert: Versenke niemals ein gut gebautes, gut funktionierendes Transportschiff und ihre Mannschaft, nur, weil der jeweilige Steuermann, die jeweilige Steuerfrau, die falsche Richtung einschlägt, zum Beispiel ins Land der Neoliberalen! In diesem Sinne hat insbesondere in autoritär und eher unpolitisch geführten Kreis-und Ortsverbänden der Gewerkschafterspruch: „Wir bleiben sitzen, die anderen verlassen den Raum!“ immer noch seine Gültigkeit!
„DIE LINKE NRW wünscht den rund 149.000 I-Dötzchen einen glücklichen Start ins Schulleben. Den unermüdlich engagierten Lehrerinnen und Lehrern der Grundschulen danken wir an dieser Stelle. Jahr für Jahr übernehmen sie eine große Verantwortung für die Kleinsten in den Schulen. Dabei fehlt es den Schulen an Personal und Geld, an Sport- und Schwimmstätten und nicht zuletzt an Plätzen im Ganztag.“, erklärt der Landesgeschäftsführer und Kommunalpolitiker der NRW LINKEN Sascha H. Wagner.
„Der uralte Spruch vom ‚Ernst des Lebens‘ ist heute für viele Kinder schon in den ersten Schuljahren bittere Wirklichkeit. In den ärmeren Familien reichen die 100 Euro vom Amt für die teuren Schulmaterialien bei weitem nicht aus. Kinder mit berufstätigen Eltern fehlt Familienzeit und Gelassenheit. Und für alle gilt: Schon in der Grundschule beginnt mit dem Ringen um die ‚Gymnasialeignung‘ der Kampf um den sozialen Auf- oder Abstieg. Das hat mit Chancengleichheit und Freude am Lernen wenig zu tun.“ empört sich Wagner.
„Ministerpräsidentin Kraft hat ihre Wahl mit der Lüge gewonnen, sie lasse kein Kind zurück. Die Wirklichkeit an den Schulen sieht anders aus. Es gibt so gut wie keine echten Ganztagsgrundschulen, für den „offenen Ganztag“ fallen Gebühren an, Plätze fehlen und das Mittagessen können sich längst nicht alle leisten. Beruf und Kinder sind in keiner Ballungsregion Europas so schwer vereinbar wie in NRW.“, so Wagner abschließend.
In den Kommunen hat DIE LINKE bereits vielfach Initiativen gestartet, um die Bedingungen an den Schulen vor Ort zu verbessern. Damit es zu einer echten Offensive für gute Bildung und Chancengleichheit kommen kann, müssen aber auch Bund und Land umsteuern. Deshalb ist für DIE LINKE gute Bildung eine Querschnittsaufgabe über alle politischen Ebenen.
Quelle: DIE LINKE. NRW, 20.08.14
Genozidplaner Feiglin ist kein verwirrter Einzeltäter, sondern ein aufsteigender israelischer Politiker, der erst im Januar 2013 in die Knesset gewählt wurde. Laut Umfragen vom Mai liegt er unter den beliebtesten Politikern der Likud-Partei auf Platz vier. Kommentator Dennis Mitzner vom »libertären« »Freie Marktwirtschaft«-US-Blog reason.com meint, Feiglins Plan könnte trotz der »moralische Fragen«, die er aufwirft, den meisten Israels »leicht zu verkaufen sein«.
Nach einer kurzzeitigen trügerischen Einschränkung der Angriffe auf den Gazastreifen haben die israelischen Streitkräfte den Beschuß am Montag abend wiederaufgenommen. Innerhalb weniger Stunden feuerten die israelischen Streitkräfte auf 150 Ziele. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden dabei in nur 14 Stunden mehr als 100 Menschen getötet. Die Gesamtzahl der Toten stieg damit auf mehr als 1200 seit Beginn der israelischen Offensive, fast 300 von ihnen sind Kinder. Die Zahl der komplett zerstörten Wohnungen und Häuser wurde mit fast 5000 angegeben, mehrere zehntausend weitere wurden zum Teil schwer beschädigt. Die Vereinten Nationen, deren Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge UNWRA in Gaza selbst wiederholt Ziel israelischer Angriffe geworden ist, gab die Zahl der Flüchtlinge mit 215000 an, mehr als zehn Prozent der Gesamtbevölkerung im Gazastreifen. Mehr als 170000 von ihnen seien in 82 UNWRA-Schulen untergebracht, den einzigen Orten, die den drangsalierten Menschen als Zuflucht bleiben. Doch vier solche Schulen wurden während der Offensive bereits bombardiert, dabei starben 20 Menschen. Am Montag abend hatte Israel weitere 400000 Einwohner aus fünf Bezirken des Gazastreifens aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte, die UN-Organisationen in Gaza seien überfordert und könnten keine weiteren Menschen mehr versorgen. Er zeigte sich angesichts des Geschehens in dem abgeriegelten Küstenstreifen geschockt und hilflos. »Die Gewalt muß aufhören, im Namen der Menschlichkeit«, forderte er nach einem ausführlichen Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Dieser gab kurz darauf die gegenteilige Parole aus. Die Militäroperation werde ausgeweitet und andauern, sagte er in einer Fernsehansprache am Montag abend. Israel werde erst dann aufhören, wenn alle Tunnel zerstört seien.
Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur dpa in Gaza sprach von einer Nacht »voller Horror, Angst und Panik«. Bei einem Angriff auf einen Spielplatz im Flüchtlingslager Al-Schati wurden acht Kinder und zwei Erwachsene getötet. Ein israelischer Armeesprecher behauptete, die Menschen seien durch eine fehlgeleitete Rakete aus dem Gazastreifen getötet worden. Erste Untersuchungen vor Ort wiesen allerdings auf israelischen Beschuß hin. Unmittelbar darauf schlug eine weitere Rakete, die von einem F-16-Kampfjet abgeschossen worden war, im Schifa-Krankenhaus ein. Die israelische Armee dementierte, dieses angegriffen zu haben. Kurz darauf wurden vier Soldaten unweit eines Kibbuz in Südisrael getötet, als eine Rakete aus dem Gazastreifen in ihren Stützpunkt einschlug.
Israel setzte Kampfjets, Marine und Artillerie ein. Neben Wohnhäusern, Fabriken, Moscheen wurde auch das einzige Kraftwerk in Gaza zerstört, das für ein Drittel der dortigen Stromversorgung zuständig war. Es war schon in der vergangenen Woche getroffen worden und hatte seither nur noch mit 20 Prozent Leistung arbeiten können. Nun mußte es den Betrieb völlig einstellen Eine weitere Rakete zerstörte das Haus des Vorsitzenden der Hamas, Ismail Hanije, im Flüchtlingslager Schati.
Mehr als 100 spanische Künstler haben Israel in einer Erklärung Völkermord an der palästinensischen Zivilbevölkerung vorgeworfen. Die Schauspieler und Regisseure, unter ihnen Penélope Cruz und Pedro Almodóvar, forderten ihre Regierung auf, den spanischen Botschafter aus Israel abzuziehen.
Die Bundeswehr will einige ihrer Kasernen umbenennen, aber sie führt weiterhin verbissene Abwehrschlachten an der Traditionsfront, kommentiert die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, die Antwort der Bundesregierung auf zwei Kleine Anfragen der Fraktion zu Kasernenbenennungen. Jelpke weiter:
An elf Standorten laufen derzeit Diskussionen über eine Umbenennung. Nach wie vor lehnt die Bundeswehr es aber ab, generell auf umstrittene Namenspatrone aus dem Kaiserreich oder der Naziherrschaft zu verzichten.
Einem Aufruf namhafter Militärhistoriker, 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges endlich geplättete Geschichtsbilder, verklärende Heldenmythen und falsche Traditionen zu tilgen, ist nur teilweise Erfolg beschieden. An der Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover, deren Namenspatron für Gräuel im besetzten Belgien verantwortlich gemacht wird, laufen Diskussionen über eine Umbenennung, ebenso in der Mudra-Kaserne in Köln, benannt nach einem ehemaligen Kaiser-General, der 1924 zur endgültigen Abrechnung mit dem Erzfeinde Frankreich aufgerufen hatte. Zudem, so die Bundesregierung, soll in absehbarer Zeit über eine Änderung des Namens der Hindenburg-Kaserne in Munster beraten werden.
Insgesamt sind nach einer Aufstellung der Bundesregierung 16 Kasernen nach Offizieren des Ersten Weltkrieges benannt. 26 Kasernen tragen Namen von Wehrmachtsangehörigen. Auch hier führen historische Erkenntnisse und gesellschaftlicher Druck dazu, dass in wenigstens acht Kasernen derzeit über den Namen diskutiert wird. Bereits entschieden ist die Umbenennung der Germersheimer Graf-von-Sponeck-Kaserne in Südpfalz-Kaserne. Elf der Namensgeber gehörtem dem militärischen Widerstand gegen das Hitler-Regime an.
Eine generelle Umbenennung wenigstens jener Kasernen, die nach bis zuletzt hitlertreuen Wehrmachtsoffizieren benannt sind, lehnt die Bundesregierung jedoch ab. Dabei hat sie gerade noch am 20. Juli behauptet, in einer antifaschistischen Traditionslinie zu stehen. Die Bundeswehr war von Anfang an hin- und hergerissen zwischen Wehrmachtsglorifizierung und Demokratiebekenntnissen. Angesichts ihres Interventionskurses könnte man vermuten, dass sie Wehrmachtsoffiziere für gar nicht so unpassende Vorbilder hält.
(Kleine Anmerkung: Die Bundesregierung listet in ihrer Antwort auch Generel Manfred Rommel als Angehörigen des militärischen Widerstands. Das ist, vorsichtig ausgedrückt, historisch kein bisschen bewiesen.)
Quelle: Homepage von Ulla Jelpke, 28.07.14
Dieses Mädchen wurde am Donnerstag bei dem israelischen Angriff auf die Schule der Vereinten Nationen verletzt
Foto: Finbarr O’Reilly / Reuters
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Israel hat am Freitag den 18. Tag in Folge seine Offensive gegen den Gazastreifen fortgesetzt. Auch der Raketenbeschuß israelischen Territoriums von palästinensischem Gebiet aus ging weiter. Die Zahl der getöteten Palästinenser stieg auf 825, unter den Opfern sind mindestens 150 Kinder. 5240 Menschen wurden verletzt. Die israelische Armee meldete am Freitag den Tod eines weiteren Soldaten. Die Zahl der getöteten Israelis stieg damit seit Beginn der Offensive auf 36. Drei von ihnen waren Zivilisten – ebenso wie 80 Prozent der palästinensischen Opfer. Ein zweieinhalbjähriger Junge starb am späten Donnerstag abend, als eine israelische Granate das Mohammad-Al-Durra-Krankenhaus in Gaza-Stadt traf. Ibrahim Al-Sheikh Omar, der wegen schwerer Verletzungen auf der Intensivstation des Krankenhauses gelegen hatte, wurde von Granatsplittern getroffen und war sofort tot. 30 Personen wurden bei dem Angriff verletzt.
Am Donnerstag nachmittag waren 15 Menschen getötet worden, als die israelische Armee eine Schule der Vereinten Nationen angriff, in der 800 Personen Schutz gesucht hatten. Man müsse den Vorfall »untersuchen«, erwiderte General Micky Edelstein, der die israelische Bodenoffensive in Gaza befehligt, auf Kritik daran. Die palästinensischen Kampfverbände »benutzen zivile Infrastruktur und internationale Symbole als menschliche Schutzschilde«, so Edelstein. Mit diesem Argument haben Sprecher der israelischen Armee schon wiederholt gezielte Angriffe auf Schulen, Moscheen, Wohn- und Krankenhäuser gerechtfertigt. Diese Orte seien Waffenlager der Hamas. Somit sei die Organisation für den Tod der palästinensischen Zivilbevölkerung verantwortlich, heißt es in Israel.
Der UN-Menschenrechtsrat hat bereits am Mittwoch in einer Dringlichkeitssitzung die Bildung einer Untersuchungskommission beschlossen, um mögliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die israelischen Streitkräfte während der aktuellen Gaza-Offensive zu untersuchen. 29 der 47 Mitglieder des Gremiums stimmten für die Entschließung, die der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu anschließend als »Travestie« verhöhnte. Die USA stimmten gegen die Entscheidung, Deutschland und andere EU-Staaten enthielten sich. US-Außenminister John Kerry sagte derweil seine Unterstützung für einen von Ägypten vorgelegten Waffenstillstandsvorschlag zu. Um Verhandlungen in Gang zu bringen, sollten eine Woche lang die Waffen ruhen. Ausgenommen davon seien jedoch Angriffe der israelischen Armee auf Tunnelanlagen und Raketenabschußrampen. Es ist unwahrscheinlich, daß die Hamas sich darauf einlassen wird. Sie fordert ein Ende der Blockade des Gazastreifens. Auch das israelische Sicherheitskabinett, das am Freitag über den Vorschlag beriet, lenkte nicht ein. Der israelische Rundfunk berichtete vielmehr, die Armee sei angewiesen worden, sich kommende Woche auf eine »echte Ausweitung« der Offensive vorzubereiten.
Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat am Donnerstag das von ihr verhängte Flugverbot nach Israel aufgehoben. Dagegen verlängerte die Lufthansa am Freitag ihren Stopp aller Verbindungen nach Israel um weitere 24 Stunden. Am Freitag waren erneut drei Raketen auf den Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv abgeschossen worden. Die Verantwortung dafür übernahmen die Al-Qassam-Brigaden der Hamas. Schaden richteten die Geschosse nicht an, sie wurden vom israelischen Raketenabwehrschirm abgefangen.
2. Das Grundsatzprogramm der Linken hat zum Nahostkonflikt folgendes formuliert: »Deutschland hat wegen der beispiellosen Verbrechen der Deutschen an den Jüdinnen und Juden während des deutschen Faschismus eine besondere Verantwortung und muß jeder Art von Antisemitismus, Rassismus, Unterdrückung und Krieg entgegentreten. Insbesondere diese Verantwortung verpflichtet auch uns, für das Existenzrecht Israels einzutreten. Zugleich stehen wir für eine friedliche Beilegung des Nahostkonfliktes im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung und damit die völkerrechtliche Anerkennung eines eigenständigen und lebensfähigen palästinensischen Staates auf der Basis der Resolutionen der Vereinten Nationen.« Das ist für das politische Handeln jedes Mitgliedes der Linken verbindlich. Unsere Bündnispartner sind all jene, die für eine gerechte Friedenslösung eintreten, d. h. für einen eigenständigen und lebensfähigen palästinensischen Staat neben einem Staat Israel in sicheren Grenzen. Und wir unterstützen die Teile der israelischen und palästinensischen Gesellschaft, die in diesem Sinn für einen gerechten Frieden zwischen ihren Völkern eintreten.
3. Demonstrationen gegen eskalierende Gewalt sind richtig. Gemeinsames Agieren mit Antisemiten, mit Menschen, die »gegen die Juden« offen oder unterschwellig agitieren, und mit Menschen, die das Existenzrecht Israels in Frage stellen, kommt für uns nicht in Frage. Ebenso lehnen wir jede Form der offenen oder unterschwelligen Agitation gegen »die Palästinenser«, »die Araber« oder »die Muslime« kategorisch ab. Es ist die Hamas, die Israel mit ihren Raketen beschießt, und es ist die israelische Regierung, die die Militäroffensive gestartet hat. Auf beiden Seiten profitieren Hardliner von der Verstetigung des Konflikts. Leidtragende sind stets die Bevölkerungen auf allen beteiligten Seiten. Angriffe auf und Bedrohungen von Menschen, gewalttätiges Agieren auf, vor und nach Demonstrationen werden von der Linken weder gebilligt noch akzeptiert. Vertreterinnen und Vertreter der Linken haben schon bisher entsprechend agiert und werden dies in Zukunft noch deutlicher tun. (…)