Wolfgang Huste Polit- Blog

Antifaschistische Rede an die Jugend. Von Wolfgang Huste

Tags:

Mein Name ist Wolfgang Huste. Ich bin Vater von drei Kindern und zwei Enkelkindern, stellvertretender Ver.di – Sprecher im Kreis Ahrweiler, Sprecher der Partei Die Linke Ahrweiler und Mitglied bei Attac Rhein – Sieg. Seid meinem 16. Lebensjahr bin ich Antifaschist und politisch engagiert. Mein Redebeitrag wird kurz sein.

Schafft eure eigenen Freiräume, seid kritisch gegen alle, die Vorgeben, nur euer Bestes zu wollen. Fragt euch immer wieder: „Wem nützt dieses oder jenes für was?“. Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Herrschenden, lasst euch politisch nicht glatt bügeln.
Seid widerständige, kritische und engagierte Bürger, Schüler, Auszubildende, Jungarbeiter, Studenten, Beamte, Angestellte, statt Ja-Sager, statt Abnicker. Schafft eure eigenen Medien, vernetzt euch untereinander, nehmt Stellung, wenn in eurer Nähe rassistische Sprüche fallen, wenn einem Menschen Unrecht geschieht. Schaut nicht weg, mischt euch ein! Gewalt und Faschismus sind keine Privatangelegenheiten. Der Faschismus hat viele Gesichter. Er äußert sich in der Gewalt gegen Andersdenkende, gegen Menschen, die anders aussehen, sich anders geben und leben. Rechtsradikale und faschistoide Gedanken finden wir nicht nur an den äußeren Rändern einer Gesellschaft- sondern mitten in ihr. Es gibt auch den „Extremismus der Mitte“. Damals war es die Harzburger Front, ein Zusammenschluss von erzkonservativen Parteien und Einzelpersonen, die Hitler an die Macht brachten- in enger Zusammenarbeit mit dem Großkapital. Das sollten wir niemals vergessen! Und auch das sollten wir niemals vergessen: Faschismus ist keine beliebige Meinung unter vielen anderen, sondern ein menschenverachtendes Verbrechen! Halten wir es mit Heinrich Böll, der einmal sagte: „Wer gegenüber dem Bösen tolerant ist, ist selber böse!“. Deshalb: Null Toleranz gegenüber Faschisten und Rassisten!
Der Kapitalistenklasse ist es völlig egal, ob ein arbeitender Mensch von seiner Hautfarbe her braun, schwarz, gelb oder rot ist, solange er sich ihm willig unterordnet, im Betrieb glatt und widerstandslos funktioniert, ohne Murren für Billiglöhne schuftet, wenn er sich nicht für einen armutsfesten Mindestlohn einsetzt, sein Maul hält, unpolitisch bleibt, keine kritischen Fragen stellt, möglichst gewerkschaftlich nicht organisiert ist, die Staatsdoktrinen „Antikommunismus und Antisozialismus“ verinnerlicht und keine linke Partei wählt. Im Bedarfsfall wird er entlassen- egal, ob der jeweilige Mensch Deutscher oder ein Nicht-Deutscher ist, ob er auf einen Mindestlohn, auf eine Lohnerhöhung, verzichtet hat oder nicht.

Massenentlassungen, auch nicht die in ganz Europa grassierende ökonomische, soziale und ökologische Krise, sind keinesfalls Naturereignisse wie Ebbe und Flut, wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche. Massenentlassungen dienen auch der politischen Disziplinierung, der Lohndrückerei und dem Abbau von sozialen Standards. Massenentlassungen sind „hausgemacht“. Der Kapitalismus trägt Massenentlassungen, die Finanzkrise, die ökologische Krise und Kriege in sich wie die Wolke den Regen.
Sie, die Rechtsradikalen, nutzen eure Not aus, für ihre menschenverachtenden, nationalistischen und rassistischen Interessen. Deshalb: Lasst euch nicht auseinanderdividieren! Euer Feind ist nicht der Einwanderer, ist nicht der engagierte Linke von nebenan- es sind diejenigen, die euch täglich ausbeuten und entlassen, die euch zu angepassten, braven Ja – Sagern machen wollen, die euch in Schulen und Betrieben System kritische Informationen vorenthalten. Fragt eure Lehrer zum Beispiel, wer Thomas Müntzer war, fragt, was der kluge Max Horkheimer meinte, als er sagte: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, der sollte vom Faschismus schweigen!“. Stellt die richtigen Fragen, Fragen, die man von euch nicht erwartet, Fragen, die man euch nur ungern beantworten möchte.
Und wenn die Lehrer sagen: „Unser Lehrplan sieht aber nur wenige Schulstunden für das Thema Nationalsozialismus vor!“, dann sagt laut und deutlich: „Das genügt uns nicht! Euer Lehrplan ist nicht unser Lehrplan- er dient nicht unseren Interessen!“. Lasst euch nicht mit sogenannten „Sachzwängen“ abspeisen. Woran liegt es, dass es so ist, wie es ist? An uns! Woran liegt es, wenn es anders und besser werden soll? Auch an uns! Wir sind keine dummen Schafe, sondern Menschen mit Hirn, die selbst denken und handeln können. Findet euch deshalb nicht mit den Gegebenheiten ab, mischt euch ein- überall und täglich!
Ihr beweist mit eurem Engagement gegen Ausbeutung und Unterdrückung, gegen Faschismus, Rassismus und Militarismus, dass es auch anders und besser geht, dass man deutlich „Nein!“ sagen muss, damit sich Faschisten und Rassisten nicht wieder bei uns oder woanders breit machen können! Auch hier gilt der Satz: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!“ Und: „Wer sich nicht bewegt, fühlt seine Ketten nicht!“. Wehrt euch gegen Unrecht und Unterdrückung, gegen Rassismus und Faschismus, überall und täglich! Handelt solidarisch, schließt euch zu Netzwerken zusammen, baut eure eigenen Medien auf, schafft Öffentlichkeit für Nachrichten, die von den herrschenden Eliten unterdrückt werden. Haltet euch nicht auf dem politischen Allgemeinplatz auf; seid stattdessen unbequeme, demokratisch gesinnte Querdenkerinnen. Ich wünsche uns allen viel Erfolg im Kampf für mehr Demokratie, für eine gerechte, bessere Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung, Faschismus und Militarismus. Setzen wir uns solidarisch für eine Gesellschaftsordnung ein, in der einzelne Menschen, die Gesellschaft und die Natur im Mittelpunkt aller Betrachtungen und Handlungen stehen, statt egoistische Profitinteressen auf Kosten der Mehrheit, auf Kosten der Umwelt! Venceremos!

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 11. April 2012 um 13:09 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

«  –  »

4 Comments

  1. Hi Wolfgang,

    „Es gibt keine Sachen die zwingen, nur verschiedene Interessen“
    Jutta Ditfurth

    😉

    Comment: Thomas – 11. April 2012 @ 20:43

  2. Ist ja gut, lieber Namensvetter. Weniger wäre mehr gewesen. Musst du wirklich all deine politischen Glaubensbekenntnisse in diese Rede hinein packen? Der Jugend geht diese Überfrachtung mit abgelutschten Parolen am A. vorbei. Also nur ein Akt politischer Selbstbefriedigung.

    Comment: Wolfgang Adrian – 16. April 2012 @ 23:06

  3. Wolfgang Adrian@ Oh- ich und andere sehen das keineswegs so pessimistisch wie Du. Gerade junge Menschen haben mir mitgeteilt, dass sie meine Rede „klasse“ finden. Jemand wollte sie sogar in einer Schülerzeitung abdrucken. Wie hättest Du denn den Text formuliert? Bitte mal hier ein Beispiel einstellen, vielen Dank.

    Comment: Wolfgang Huste – 24. April 2012 @ 17:55

  4. Wolfgang Huste, das haste super geschrieben. Alle Achtung.

    Comment: Runkel Gisela – 24. April 2012 @ 21:03

Sorry, the comment form is closed at this time.

Kategorien

über mich

antifaschismus

Linke Links

NGO Links

Ökologie

Print Links

Archive

Sonstiges

Meta

 

© Huste – Powered by WordPress – Design: Vlad (aka Perun)