Wolfgang Huste Polit- Blog

Stuttgart 21, Grottenolm und Co. Eine Glosse von Wolfgang Huste

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Die Untertunnelung des Bahnhofgeländes innerhalb des Projektes Stuttgart 21 und die große Feuchtigkeit (Stichwort: hoher Grundwasserpegel) bieten eventuell eine große Chance für die Ankurbelung des Tourismus in der Region: Wenn das Projekt Stuttgart 21 den Bach hinuntergeht, und das wird nach Expertenmeinung der Fall sein, könnte sich in dem weit verzweigten Tunnelsystem die größte Zuchtpilzanstalt Europas etablieren, mit einer angeschlossenen Pilzschaudauerausstellung, einem mykologischen Forschungszentrum und regelmäßigen pilzkundlichen Führungen. Eine elektrisch betriebene Grubeneisenbahn könnte auch Gehbehinderte und alte Menschen direkt zu den Sehenswürdigkeiten bringen. Zusätzlich erhielten Biologen und andere Wissenschaftler einen interessanten Arbeitsplatz. Es wäre sinnvoll, dort auch Grottenolme, Axolotl und anderes Höhlengetier anzusiedeln oder Tierarten, die oberirdisch kurz vor dem Aussterben sind; da denke ich nicht nur an den Juchtenkäfer- aber auch! All das würde man entsprechend touristisch vermarkten können. Ein möglicher Überschuss an Olmen und Axolotln wäre eine kulinarische Bereicherung für die örtliche Gastronomie. Axolotl oder Grottenolm mit Spätzle oder in Maultaschen könnte die heimische Küche bereichern, den Gaumen von verwöhnten Feinschmeckern erfreuen. Darüber hinaus könnten Olme und anderes Höhlengetier in Plexiglas eingeschlossen als Briefbeschwerer verkauft werden, mit dem Aufduck versehen: „Schöne Grüße aus dem lebendigen Stuttgart!“.

Menschen, die partout im Untergrund, im Verborgenen, leben wollen – zum Beispiel Höhlenforscher, gestresste Manager von Grossbanken und von der Staatsanwaltschaft gepiesackte und gesuchte Politiker – erhielten im Tunnelsystem günstige Übernachtungsmöglichkeiten und zahlreiche Versteckmöglichkeiten. Obdachlose, Drogenabhängige, verarmte Langzeitarbeitslose und Bettler verschwinden aus dem oberirdischen Blickfeld der recht schaffenden Bürger, wenn man sie im Tunnelsystem ansiedelt („Und die im Dunkeln leben- die sieht man nicht!“. Bertolt Brecht). Das quirlige, aufregende Stuttgarter Nachtleben könnte dann auch tagsüber stattfinden. Jugendliche, die noch bei Papa und Mama wohnen, könnten sich in schalldichten Räumen ungestört treffen, Feten, Orgien und Rockkonzerte organisieren, ohne das lärmempfindliche Bürgertum zu verschrecken. Szene-Kneipen, Szene-Restaurants und avangardistische Galerien, die Gothics und Gruftis, hätten hier ein neues Terrain für das Ausleben ihrer Nischenkultur- zumal so ein verwinkeltes Tunnelsystem von Natur aus viele Nischen, Ecken und Kanten hat. Lästige Demonstrationen und politische Kundgebungen könnten zukünftig unterirdisch stattfinden. Der Autoverkehr würde dann flüssiger durch Stuttgart fließen und die Straßen blieben gleichzeitig sauber. Sondermüll jeglicher Art könnte man in gesicherten Nebengängen des Tunnelsystems bestens entsorgen- selbstverständlich gegen entsprechende Gebühren, die wiederum die klamme Stadtkasse füllen würden. Apropos „entsorgen“: Menschen, die kein Geld für eine herkömmliche Bestattung haben, die nicht die teuren Friedhofsgebühren bezahlen können, erst recht nicht eine schicke Gruft mit einem großen Grabstein, ich denke da insbesondere an die vielen Opfer des Zwei-Klassen-Gesundheitssystems und an die Opfer der zahlreichen ärztlichen Behandlungsfehler, könnten im Tunnelsystem in Form eines Urnenplatzes eine preiswerte und auch für ärmere Bevölkerungskreise erschwingliche Alternative zur üblichen Bestattung finden.
Tennis- und Badmintonvereine, aber auch Minigolfbetreiber, erhielten die Möglichkeit, in den großzügigen Tunnelhallen unter Flutlicht zu jeder Tageszeit ihrem Sport nachzugehen. Das große Problem: Es fehlt zurzeit an einer Organisation, die sich für ein solches Modell politisch engagiert. Hier könnten DIE PARTEI und/oder die PIRATEN kommunalpolitisch zugunsten der Bürger aktiv werden.

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 13. Juli 2012 um 13:11 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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